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Wendy, Stephanie

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani, 06. November  –  22. Dezember 2017

Den Entschluss für sieben Wochen als Zahnärztin in Bolivien zu arbeiten fasste ich ca. ein Jahr vor Beginn meines Aufenthaltes in Huancarani, als ich von einem dreimonatigen zahnärztlichen Hilfsprojekt aus Nepal zurückkehrte. Mich hatte die Arbeit in einem fremden Land unter einfachen Bedingungen und in einer fremden Kultur begeistert und ich konnte es nicht erwarten  nächste Auslandserfahrungen zu machen.  Auch diese Reise sollte mich prägen und einen bleibenden positiven Eindruck bei mir hinterlassen. Danke Ekkehard, dass Du mir diese Erfahrung ermöglicht hast!
Ich verbrachte vier Wochen vor Projektbeginn in Peru und reiste anschließend über La Paz nach Cochabamba. Am Flughafen wartete schon José auf mich, der mir auf der ca. einstündigen Fahrt zum Consultorio alle wichtigen Einkaufsmöglichkeiten zeigte und Ausflugsziele erläuterte.  Er ist sehr herzlich und man kann ihn immer kontaktieren, falls man ein Taxi benötigt, andere Sorgen plagen oder Fragen auf dem Herzen liegen. Dort angekommen begrüßten mich meine Vorgänger Johannes, Judith und Pamela, die mich gleich mit Tortillas verköstigten und mir alle wichtigen Dinge im Haus zeigten. Am nächsten Tag reiste Cornelia an, mit der ich die ersten 4 Wochen meines Aufenthaltes zusammenarbeiten sollte.  Wir wurden von Johannes durch Cochabamba und anschließend durch das Consultorio geführt.  
Den zukünftigen Voluntarios kann ich  nur empfehlen, so anzureisen, dass genügend Überschneidungszeit mit den vorherigen Zahnärzten bleibt. Wir haben wirklich viele Tipps von unseren Vorgängern bekommen, wofür ich auch sehr dankbar bin!  
Ein wertvoller Tipp an dieser Stelle: Holt euch eine bolivianische SIM Karte und zwar entweder von ENTEL oder TIGO. Die anderen Karten funktionieren erfahrungsgemäß nicht in Huancarani und Doña Petri (der Kiosk um die Ecke/ Späti) hat auch nur SIM Karten von diesen zwei Anbietern.  Die Karte am besten gleich am Flughafen kaufen!
Während meines siebenwöchigen Aufenthaltes arbeitete ich, wie gesagt, anfangs für vier Wochen mit Cornelia und anschließend für weitere drei Wochen  mit Julia zusammen. Schwerpunkte in dieser Zeit sollten dabei Füllungen und Extraktionen sein. Wurzelkanalbehandlungen haben wir bei einwurzeligen Zähnen angeboten, oft wurde von den Patienten aber sofort die Extraktion des Zahnes gewünscht. Das Bewusstsein über Zahnerhaltung und Zahnpflege ist bei den meisten Menschen nur gering ausgeprägt. Es gab während meines Aufenthalts nur wenige Patienten, die wirklich daran interessiert waren  ihre eigene Zahnhygiene und auch die ihrer Kinder  zu verbessern. Viele Patienten hatten nur den Wunsch die Front ansehnlich gestaltet zu bekommen, obwohl es notwendiger war zunächst die entzündeten Wurzelreste zu extrahieren. Leider gab es während meines Aufenthaltes keine Zahntechniker, sodass wir auch viele Patienten mit dem Wunsch nach Prothesen wegschicken mussten.
Für mich persönlich waren die Kinderbehandlungen am schwierigsten, da sehr viele Kinder multiple Karies hatten und man manchmal  nicht wusste, wo man anfangen sollte. Wir haben trotz der sprachlichen Barriere versucht die Eltern darüber aufzuklären, dass es sehr wichtig ist mit den Kindern öfter zu uns  zu kommen, auch wenn der Schmerz nach der ersten Behandlung zunächst  einmal genommen war.
Um das Bewusstsein der Patienten dahingehend ein bisschen zu erweitern, hatten wir die Idee, dass es vielleicht hilfreich sein könnte in Zukunft auch regelmäßig in die Schulen zu gehen oder enger mit der PIRWA zusammenzuarbeiten.
 
Am Mittag zwischen den Behandlungen und am Abend nach den Behandlungen versorgte uns Doña Adela mit Essen. Meistens gab es Kartoffeln und Reis mit ein wenig Gemüse. Natürlich ist das Essen in Bolivien einfacher als in Deutschland und man darf es nicht mit unserer Vielfalt vergleichen. Für mich als Vegetarierin  war das kein Problem, für meine fleischessenden Kolleginnen verkürzte Adela die Fleischportionen jedoch häufig zugunsten ihrer eigenen Familie. Häufig hatte ich auch Magen- Darmprobleme, was mir vor allem am Anfang große Schwierigkeiten bereitete. Für alle zukünftigen Voluntarios: man sollte sich darauf einstellen und nicht darüber verzweifeln. Packt euch genügend Medikamente ein!
 
Meine Wochenenden verbrachte ich meistens auswärts und ich kann den zukünftigen Voluntarios nur empfehlen dasselbe zu tun! Bolivien hat landschaftlich unglaublich viel zu bieten und ich habe jeden Ausflug sehr genossen. Ich war im Nationalpark Toro Toro, fuhr zum Salar de Uyuni, nach Villa Tunari und nach Sucre. An dieser Stelle möchte ich auf den Erfahrungsbericht von Carolin Martens verweisen, da sie sehr viele Einzelheiten zu den verschiedenen Ausflugszielen beschrieben hat.
Abschließend kann ich sagen, dass ich meine Zeit in Huancarani sehr genossen habe und ich allen Menschen, mit denen ich dort Zeit verbracht habe, sehr dankbar bin für diese tolle Erfahrung. An alle zukünftigen Voluntarios: ich kann euch dieses Projekt von Herzen empfehlen!

Stephanie Wendy
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