Pischel, Lorenz
Erfahrungsberichte > Archiv
„El Villar“, Sommer 2013
Mein Aufenthalt in Bolivien erstreckte sich vom 16. August bis
zum 23. September 2013. Insgesamt habe ich davon vier Wochen behandelt,
vom 19. August bis zum 13. September.
Es war eine sehr schöne Zeit, in der ich nicht nur fachlich dazugelernt habe, sondern die mich auch persönlich bereichert hat. Ich würde die Famulatur dort jederzeit wiederholen.
Wir landeten in Santa Cruz, da Sucre selbst keinen internationalen Flughafen hat und wurden von einer Cousine Max Steiners, dem Leiter von Hostelling International Bolivia, abgeholt. In perfektem Deutsch erklärte sie uns den weiteren Ablauf und überbrachte uns eine Einladung zum Abendessen mit Max und den scheidenden Voluntarios. Das war zum einen eine sehr nette Geste von Max und zum anderen sehr informativ, da wir so erste Informationen über die Orte und Einrichtungen der nächsten Wochen von den scheidenden Voluntarios bekamen.
Es war eine sehr schöne Zeit, in der ich nicht nur fachlich dazugelernt habe, sondern die mich auch persönlich bereichert hat. Ich würde die Famulatur dort jederzeit wiederholen.
Wir landeten in Santa Cruz, da Sucre selbst keinen internationalen Flughafen hat und wurden von einer Cousine Max Steiners, dem Leiter von Hostelling International Bolivia, abgeholt. In perfektem Deutsch erklärte sie uns den weiteren Ablauf und überbrachte uns eine Einladung zum Abendessen mit Max und den scheidenden Voluntarios. Das war zum einen eine sehr nette Geste von Max und zum anderen sehr informativ, da wir so erste Informationen über die Orte und Einrichtungen der nächsten Wochen von den scheidenden Voluntarios bekamen.
Am nächsten Tag flogen wir weiter nach Sucre, wo wir die
erste Woche im Hostel International von Don Arturo verbrachten. Don
Arturo hat für uns sehr viel und sehr zuverlässig organisiert und
einiges an Arbeit abgenommen. Unsere Gruppe (Lorenz Pischel, Nadine
Tanner, Marcel Reymus und Maximiliane Bitter) traf dort auf Dr. Ekkehard
Schlichtenhorst, der das Projekt zusammen mit Max Steiner geplant hat.
Aufgeteilt in zwei Teams besuchten wir verschiedene Einrichtungen. Ich
war in dem Team, das in dem Jungeninternado während der ersten beiden
Tage und im Waisenhaus Hogar Jesús de Nazareth und dem nebenan liegende
Jugendgefängnis für weitere drei Tage behandelt hat.
Im Internado lag das Patientenalter zwischen 12-22 Jahren und dementsprechend waren wir v. a. damit beschäftigt die vorhandenen kariösen Läsionen in den Seitenzahnfissuren und an Frontzähnen zu versorgen. Leider gab es keine zahnärztliche Einheit, so dass wir auf normalen Stühlen mit den mobilen Einheiten behandeln mussten. Auch hatten wir am ersten Tag technische Probleme mit unserer mobilen Einheit, so dass wir auf Ersatz warten mussten und uns dadurch leider kostbare Behandlungszeit verloren ging. Alle jungen Männer dort waren glücklich über und dankbar für unsere Arbeit. Als Dankeschön erhielten wir eine Ehrentafel in die unsere Namen eingraviert waren.
Im Gegensatz dazu hatten wir im Waisenhaus einen Behandlungsstuhl und haben dazu eine mobile Einheit benutzt. Hier konnten wir fast ausschließlich präventiv arbeiten und Seitenzähne versiegeln. Die Jungen dort waren zwischen 10 und 12 Jahren alt. Erfreulicherweise war es zeitlich möglich, alle Jungen zu behandeln und ihre Zähne zu versiegeln, weshalb für den nächsten Einsatz wahrscheinlich 1-2 Behandlungstage ausreichen dürften. Die Patienten aus dem Jugendgefängnis konnten wir leider nur sehr beschränkt behandeln, da deren Betreuer wenig kooperativ waren und selbst unmittelbar nach Extraktionen von den Jungen schwere körperliche Arbeit verlangten. Nachdem wir versucht haben, ihnen zu erklären, dass dies nicht möglich ist, haben sie keine Patienten mehr behandeln lassen. Von den Verantwortlichen des Waisenhauses haben wir außerdem ein Zertifikat über unsere Arbeit bekommen.
Nach unserer Woche in Sucre ging es nach El Villar, einem kleinen Dorf ca. sieben Stunden südlich von Sucre, zur dortigen Herbergsmutter Doña Fanny und Herbergsvater Don Gaston. Wie sich leider bald herausstellte ist die Herbergsmutter eine dreiste und unverschämte Frau. Es gab für uns und die dortigen Voluntarios grundsätzlich immer sowohl qualitativ als auch quantitativ schlechteres Essen als für ihre Familie und Freunde. Das ist insofern dreist, als dass sie direkt am Tisch nebenan das bessere Essen zubereitet oder zubereiten lässt, während man selbst in der Küche isst. Unverschämt ist es in Anwesenheit seiner Gäste über eben diese mit seinen Freunden zu lästern. Ob das unter “Andere Länder, andere Sitten“ fällt konnte ich leider nicht herausfinden. Auch die Unterkunft war gewöhnungsbedürftig und unsere Betten hatten auch schon bessere Zeiten erlebt. So waren die Matratzen stark durchgelegen und deshalb sehr unbequem. Da wir just in den kältesten Nächten des Jahres in El Villar waren, hatten wir zeitweise 3-6 Grad in unserem Schlafzimmer. Damit zukünftige Kollegen es etwas besser haben, haben wir dem Instrumentarium 2 Wärmflaschen „gesponsert“.
Während der ersten Woche waren wir alle zusammen im Krankenhaus von El Villar. Ein Team konnte an der dortigen Einheit, das andere mittels der mobilen Einheit behandeln. Vormittags waren leider weniger Patienten anwesend als nachmittags. Hier beschränkte sich unsere Arbeit hauptsächlich auf Zahnreinigungen, Füllungen, Fluoridierungen und einige wenige Extraktionen.
Für die nächsten beiden Wochen war geplant, dass ein Team Communidades besucht, während das andere Team in El Villar im Krankenhaus bleibt. Der erste Ausflug hätte in die Schule nach Lagunillas führen sollen, stattdessen hat uns unser Fahrer in einem Kindergarten irgendwo vor Lagunillas abgesetzt. Leider gab es keinen Strom für die Einheit, weshalb wir uns mit Flouridierungen, dem Erklären des richtigen Zähneputzens und dem Verteilen von Zahnbürsten begnügen mussten. Unser zweiter Ausflug führte nach Barbechos in eine Schule, in der wir bereits erwartet wurden. Uns wurde ein Klassenzimmer zur Verfügung gestellt, das wir uns als Behandlungsplatz herrichteten und das uns auch als Schlafplatz diente. Hier verteilten wir ebenfalls Zahnbürsten, versiegelten Zähne, fluoridierten und legten Füllungen. Leider mussten wir eine ältere Patientin enttäuschen, die mit ihren Knieproblemen zu uns kam und uns bat diese zu heilen. Nach einiger Zeit konnten wir sie dennoch überzeugen, dass wir leider wirklich nur Zähne behandeln können. Generell muss ich sagen, dass die Arbeit in Barbechos viel Spaß gemacht hat und die Leute sehr dankbar waren! Für die restlichen beiden Tage der Woche sowie die ersten 3 Tage der nächsten Woche sollten wir in El Villar behandeln, während das andere Team die Communidades besucht. Die Patienten in El Villar wurden mit der Zeit immer weniger, weshalb meines Erachtens ein stärkerer Fokus auf die Communidades, besonders die komplett ohne medizinische Versorgung, sinnvoll wäre. Die letzten beiden Tage der Woche hätten wir in El Dorado verbringen sollen. Hätten, aber es war in der Früh leider keine Ambulancia da oder irgendwer, der uns gesagt hätte, dass wir nicht fahren. Vermutlich lag es daran, dass das andere Team einen Tag länger in Segura bleiben musste und Don Gaston, der sonst alles zuverlässig organisierte, mit nach Segura gefahren war. Doña Fanny war leider nicht in der Lage, die Fahrt nach El Dorado zu organisieren oder hatte vielleicht auch einfach keine Lust. Dadurch waren wir auch die letzten beiden Behandlungstage in El Villar.
Im Internado lag das Patientenalter zwischen 12-22 Jahren und dementsprechend waren wir v. a. damit beschäftigt die vorhandenen kariösen Läsionen in den Seitenzahnfissuren und an Frontzähnen zu versorgen. Leider gab es keine zahnärztliche Einheit, so dass wir auf normalen Stühlen mit den mobilen Einheiten behandeln mussten. Auch hatten wir am ersten Tag technische Probleme mit unserer mobilen Einheit, so dass wir auf Ersatz warten mussten und uns dadurch leider kostbare Behandlungszeit verloren ging. Alle jungen Männer dort waren glücklich über und dankbar für unsere Arbeit. Als Dankeschön erhielten wir eine Ehrentafel in die unsere Namen eingraviert waren.
Im Gegensatz dazu hatten wir im Waisenhaus einen Behandlungsstuhl und haben dazu eine mobile Einheit benutzt. Hier konnten wir fast ausschließlich präventiv arbeiten und Seitenzähne versiegeln. Die Jungen dort waren zwischen 10 und 12 Jahren alt. Erfreulicherweise war es zeitlich möglich, alle Jungen zu behandeln und ihre Zähne zu versiegeln, weshalb für den nächsten Einsatz wahrscheinlich 1-2 Behandlungstage ausreichen dürften. Die Patienten aus dem Jugendgefängnis konnten wir leider nur sehr beschränkt behandeln, da deren Betreuer wenig kooperativ waren und selbst unmittelbar nach Extraktionen von den Jungen schwere körperliche Arbeit verlangten. Nachdem wir versucht haben, ihnen zu erklären, dass dies nicht möglich ist, haben sie keine Patienten mehr behandeln lassen. Von den Verantwortlichen des Waisenhauses haben wir außerdem ein Zertifikat über unsere Arbeit bekommen.
Nach unserer Woche in Sucre ging es nach El Villar, einem kleinen Dorf ca. sieben Stunden südlich von Sucre, zur dortigen Herbergsmutter Doña Fanny und Herbergsvater Don Gaston. Wie sich leider bald herausstellte ist die Herbergsmutter eine dreiste und unverschämte Frau. Es gab für uns und die dortigen Voluntarios grundsätzlich immer sowohl qualitativ als auch quantitativ schlechteres Essen als für ihre Familie und Freunde. Das ist insofern dreist, als dass sie direkt am Tisch nebenan das bessere Essen zubereitet oder zubereiten lässt, während man selbst in der Küche isst. Unverschämt ist es in Anwesenheit seiner Gäste über eben diese mit seinen Freunden zu lästern. Ob das unter “Andere Länder, andere Sitten“ fällt konnte ich leider nicht herausfinden. Auch die Unterkunft war gewöhnungsbedürftig und unsere Betten hatten auch schon bessere Zeiten erlebt. So waren die Matratzen stark durchgelegen und deshalb sehr unbequem. Da wir just in den kältesten Nächten des Jahres in El Villar waren, hatten wir zeitweise 3-6 Grad in unserem Schlafzimmer. Damit zukünftige Kollegen es etwas besser haben, haben wir dem Instrumentarium 2 Wärmflaschen „gesponsert“.
Während der ersten Woche waren wir alle zusammen im Krankenhaus von El Villar. Ein Team konnte an der dortigen Einheit, das andere mittels der mobilen Einheit behandeln. Vormittags waren leider weniger Patienten anwesend als nachmittags. Hier beschränkte sich unsere Arbeit hauptsächlich auf Zahnreinigungen, Füllungen, Fluoridierungen und einige wenige Extraktionen.
Für die nächsten beiden Wochen war geplant, dass ein Team Communidades besucht, während das andere Team in El Villar im Krankenhaus bleibt. Der erste Ausflug hätte in die Schule nach Lagunillas führen sollen, stattdessen hat uns unser Fahrer in einem Kindergarten irgendwo vor Lagunillas abgesetzt. Leider gab es keinen Strom für die Einheit, weshalb wir uns mit Flouridierungen, dem Erklären des richtigen Zähneputzens und dem Verteilen von Zahnbürsten begnügen mussten. Unser zweiter Ausflug führte nach Barbechos in eine Schule, in der wir bereits erwartet wurden. Uns wurde ein Klassenzimmer zur Verfügung gestellt, das wir uns als Behandlungsplatz herrichteten und das uns auch als Schlafplatz diente. Hier verteilten wir ebenfalls Zahnbürsten, versiegelten Zähne, fluoridierten und legten Füllungen. Leider mussten wir eine ältere Patientin enttäuschen, die mit ihren Knieproblemen zu uns kam und uns bat diese zu heilen. Nach einiger Zeit konnten wir sie dennoch überzeugen, dass wir leider wirklich nur Zähne behandeln können. Generell muss ich sagen, dass die Arbeit in Barbechos viel Spaß gemacht hat und die Leute sehr dankbar waren! Für die restlichen beiden Tage der Woche sowie die ersten 3 Tage der nächsten Woche sollten wir in El Villar behandeln, während das andere Team die Communidades besucht. Die Patienten in El Villar wurden mit der Zeit immer weniger, weshalb meines Erachtens ein stärkerer Fokus auf die Communidades, besonders die komplett ohne medizinische Versorgung, sinnvoll wäre. Die letzten beiden Tage der Woche hätten wir in El Dorado verbringen sollen. Hätten, aber es war in der Früh leider keine Ambulancia da oder irgendwer, der uns gesagt hätte, dass wir nicht fahren. Vermutlich lag es daran, dass das andere Team einen Tag länger in Segura bleiben musste und Don Gaston, der sonst alles zuverlässig organisierte, mit nach Segura gefahren war. Doña Fanny war leider nicht in der Lage, die Fahrt nach El Dorado zu organisieren oder hatte vielleicht auch einfach keine Lust. Dadurch waren wir auch die letzten beiden Behandlungstage in El Villar.
Rückblickend lässt sich sagen, dass die Famulatur, trotz der
negativen Erfahrungen mit der Herbergsmutter in El Villar, eine tolle
Erfahrung war und ich viele schöne Erinnerungen an diese vier Wochen
habe. Ich kann nur jedem empfehlen auch eine Famulatur zu machen. Wie
schon oben gesagt, schlage ich vor, bei zukünftigen Einsätzen den Focus
stärker auf das Jungeninternado und die Communidades um El Villar herum
zu legen. Hier scheint es mir den größten Behandlungsbedarf zu geben.
Lorenz Pischel
Anm.d.Red.: Die Probleme in El Villar sind insofern gelöst, als wir diese Gegend ohnehin nicht mehr besuchen können.