Ohlbrecht, Kira
Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani Januar 2015
Am
6.1.15 traf ich nachmittags in Cochabamba ein, nachdem ich mich schon 2
Tage in La Paz an die Zeitumstellung gewöhnt hatte. Ich wurde von
Ronald Patzi abgeholt und nach einer kleinen Shopping-Tour im Supermarkt
für die ersten notwendigen Lebensmittel ging es auf den Weg nach
Huancarani. Die nördlich aus Cochabamba führende Bundesstraße ist die
gefühlt hässlichste Straße Boliviens, überfüllt mit Bussen, Trufis und
Schwerlastverkehr, durch ständige Baustellen immer wieder verengt und
gesäumt von einer nicht endenden Bebauung mit Geschäften für Bau-,
Industrie- und Autobedarf, Straßenrestaurants, Stundenhotels und
mindestens einem Dutzend Zahnärzten bis Huancarani.
Entschädigt
wurde man mit Blicken auf die umliegenden wunderschönen Bergketten und
Sonnenstrahlen, die durch die Wolkendecke brachen und Lichtkränze
zauberten, die jeder Postkarte Ehre gemacht hätten.
Vor Ort lernte ich Doña Adela kennen und mir wurden die Praxisräume und Wohnung gezeigt. Die Zahnärztewohnung war noch nicht fertig, so dass ich mit Sophie, der weiteren Kollegin, das Zimmer teilen musste. Leider war die Wohnung, nachdem sie 3 Wochen nicht benutzt und auch in ziemlich verdrecktem Zustand hinterlassen worden war, für mein Hygieneempfinden eine Zumutung. Nachdem ich 3 Stunden geputzt hatte, waren Bad, Küche und Kühlschrank wieder benutzbar und ich ziemlich müde; ein nicht gerade netter Empfang.
Am Abend durfte ich dann das erste Mal eine typische bolivianische Mahlzeit bei Adela genießen: trockener Reis, trockene Nudeln und Kartoffeln mit einem Stück gebratenen Fleisch und Salat, für verwöhnte europäische Gaumen ein wenig langweilig. Da ich in den Berichten schon gelesen hatte, dass das Essen nicht so großartig sei, habe ich gleich angekündigt, dass ich nur einmal täglich bei Adela essen würde. Nach Absprache mit Sophie, die erst am nächsten Tag eintraf, haben wir die Mittagsvariante gewählt, die immer aus einer sehr schmackhaften Suppe bestand. Abends haben wir dann je nach Geschmack die unterschiedlichsten warmen und kalten Mahlzeiten zubereitet und so etwas Abwechslung in den Speiseplan gebracht. Die Märkte bieten ein wunderbares Angebot an frischem Gemüse und Obst.
Während Ronald Sophie abholte, habe ich den ersten Arbeitstag damit verbracht, die in nicht viel besserem Zustand als die Wohnung befindliche Praxis zu putzen, alle Instrumente zu sterilisieren und mir einen Überblick über die vorhandenen Geräte und Materialien zu verschaffen.
Vor Ort lernte ich Doña Adela kennen und mir wurden die Praxisräume und Wohnung gezeigt. Die Zahnärztewohnung war noch nicht fertig, so dass ich mit Sophie, der weiteren Kollegin, das Zimmer teilen musste. Leider war die Wohnung, nachdem sie 3 Wochen nicht benutzt und auch in ziemlich verdrecktem Zustand hinterlassen worden war, für mein Hygieneempfinden eine Zumutung. Nachdem ich 3 Stunden geputzt hatte, waren Bad, Küche und Kühlschrank wieder benutzbar und ich ziemlich müde; ein nicht gerade netter Empfang.
Am Abend durfte ich dann das erste Mal eine typische bolivianische Mahlzeit bei Adela genießen: trockener Reis, trockene Nudeln und Kartoffeln mit einem Stück gebratenen Fleisch und Salat, für verwöhnte europäische Gaumen ein wenig langweilig. Da ich in den Berichten schon gelesen hatte, dass das Essen nicht so großartig sei, habe ich gleich angekündigt, dass ich nur einmal täglich bei Adela essen würde. Nach Absprache mit Sophie, die erst am nächsten Tag eintraf, haben wir die Mittagsvariante gewählt, die immer aus einer sehr schmackhaften Suppe bestand. Abends haben wir dann je nach Geschmack die unterschiedlichsten warmen und kalten Mahlzeiten zubereitet und so etwas Abwechslung in den Speiseplan gebracht. Die Märkte bieten ein wunderbares Angebot an frischem Gemüse und Obst.
Während Ronald Sophie abholte, habe ich den ersten Arbeitstag damit verbracht, die in nicht viel besserem Zustand als die Wohnung befindliche Praxis zu putzen, alle Instrumente zu sterilisieren und mir einen Überblick über die vorhandenen Geräte und Materialien zu verschaffen.
Am 2. Tag
kamen nachmittags immerhin 2 Patienten, von denen das 6-jährige Mädchen,
dem ich leider direkt einen schmerzenden, tief zerstörten 6er entfernen
musste, die ganze Zeit so geschrien hat, dass wir am nächsten Tag
direkt arbeitslos waren; Zeit für Inventur.
Da hier im Januar Sommerferien sind und wir nach einer 3-wöchigen Pause angefangen hatten, waren in der ganzen Zeit relativ wenige Patienten zu behandeln. Dabei waren die Patientenströme völlig unkalkulierbar: manchmal kamen nur 2-3 Patienten, dann wieder eine ganze Großfamilie, so dass man den ganzen Vor- oder Nachmittag beschäftigt war. Während bei den meisten Erwachsenen einzelne Zähne zu füllen oder zu extrahieren waren, habe ich kein einziges kariesfreies Milch- oder Wechselgebiss gesehen!
Der Zahnzustand der Kinder und Jugendlichen ist katastrophal, Wissen über richtige Zahnpflege und gesunde Ernährung kaum oder gar nicht vorhanden. Auf die Nachfrage bei einer 9-Jährigen in der Pirwa (Kinderbetreuung vor Ort), was in der Trinkflasche der 2-jährigen Schwester sei, kam die Antwort: Cola! Da stellen sich nicht nur uns Zahnärzten die Nackenhaare auf. Es gab kein einziges Kind, das nachmittags zur Betreuung kam, das nicht etwas Süßes in der Hand oder im Mund hatte. In den Dorflädchen, von denen es inzwischen zahlreiche gibt, besteht das Angebot zu 80% aus Süßwaren, und in den großen Supermärkten in Cochabamba ist kein einziger ungesüßter Saft aufzutreiben, gesüßte Milch dagegen Standard.
Meines Erachtens ist die Hauptaufgabe des Projektes in Huancarani die ständige und wiederkehrende Mund- und Gesundheits-Aufklärung in der Praxis und der Schule, evtl. auch auf den regelmäßigen Dorfversammlungen. Nur so kann man hier langfristig etwas ändern. Die zahnärztliche Behandlung selbst kann natürlich auch erfolgen, aber selbst in Huancarani gibt es inzwischen einen Zahnarzt und an der Straße nach Cochabamba Dutzende, so das hier eine ausreichende Versorgungsmöglichkeit besteht. Das Projekt ist deshalb auch sehr gut für junge Zahnärzte geeignet, die engagiert Aufklärungsarbeit leisten möchten, und viele Zahnreinigungen, Füllungen und leichte Extraktionen machen können. Die schweren Extraktionen kann man getrost an die hiesigen Zahnärzte schicken, es gibt ja genug davon.
Neben der leider nicht allzu vielen Arbeit haben wir die Wochenenden für Ausflüge genutzt. Bolivien hat viel Sehenswertes, insbesondere in der Natur, zu bieten. Insgesamt war es eine schöne und interessante Zeit mit neuen Eindrücken und Erfahrungen.
Da hier im Januar Sommerferien sind und wir nach einer 3-wöchigen Pause angefangen hatten, waren in der ganzen Zeit relativ wenige Patienten zu behandeln. Dabei waren die Patientenströme völlig unkalkulierbar: manchmal kamen nur 2-3 Patienten, dann wieder eine ganze Großfamilie, so dass man den ganzen Vor- oder Nachmittag beschäftigt war. Während bei den meisten Erwachsenen einzelne Zähne zu füllen oder zu extrahieren waren, habe ich kein einziges kariesfreies Milch- oder Wechselgebiss gesehen!
Der Zahnzustand der Kinder und Jugendlichen ist katastrophal, Wissen über richtige Zahnpflege und gesunde Ernährung kaum oder gar nicht vorhanden. Auf die Nachfrage bei einer 9-Jährigen in der Pirwa (Kinderbetreuung vor Ort), was in der Trinkflasche der 2-jährigen Schwester sei, kam die Antwort: Cola! Da stellen sich nicht nur uns Zahnärzten die Nackenhaare auf. Es gab kein einziges Kind, das nachmittags zur Betreuung kam, das nicht etwas Süßes in der Hand oder im Mund hatte. In den Dorflädchen, von denen es inzwischen zahlreiche gibt, besteht das Angebot zu 80% aus Süßwaren, und in den großen Supermärkten in Cochabamba ist kein einziger ungesüßter Saft aufzutreiben, gesüßte Milch dagegen Standard.
Meines Erachtens ist die Hauptaufgabe des Projektes in Huancarani die ständige und wiederkehrende Mund- und Gesundheits-Aufklärung in der Praxis und der Schule, evtl. auch auf den regelmäßigen Dorfversammlungen. Nur so kann man hier langfristig etwas ändern. Die zahnärztliche Behandlung selbst kann natürlich auch erfolgen, aber selbst in Huancarani gibt es inzwischen einen Zahnarzt und an der Straße nach Cochabamba Dutzende, so das hier eine ausreichende Versorgungsmöglichkeit besteht. Das Projekt ist deshalb auch sehr gut für junge Zahnärzte geeignet, die engagiert Aufklärungsarbeit leisten möchten, und viele Zahnreinigungen, Füllungen und leichte Extraktionen machen können. Die schweren Extraktionen kann man getrost an die hiesigen Zahnärzte schicken, es gibt ja genug davon.
Neben der leider nicht allzu vielen Arbeit haben wir die Wochenenden für Ausflüge genutzt. Bolivien hat viel Sehenswertes, insbesondere in der Natur, zu bieten. Insgesamt war es eine schöne und interessante Zeit mit neuen Eindrücken und Erfahrungen.
Dr. Kira Ohlbrecht