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Halbing, Svenja

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Huancarani 20.09.-12.10.2018
Mein Einsatz in Bolivien war relativ spontan, da ich über eine Nachbarin erfuhr, dass noch eine Zahnärztin für einen Einsatz gesucht wurde. So traf ich mich ca. 10 Tage vor Reiseantritt mit Ekkehard, um die wichtigsten Informationen auszutauschen und Fragen zu klären, und buchte kurz darauf die Flüge. Die Gelbfieberimpfung schaffte ich gerade noch vor der großen Reise, für viel mehr Vorbereitung reichte es dann nicht mehr – war aber zum Glück auch nicht nötig.
Meine Ankunft in Cochabamba war sehr entspannt, mit den Flügen und auch mit meinem Gepäck hat alles bestens geklappt, auch Wilfredo stand schon am Flughafen zur Abholung bereit und ich erkannte ihn dank seines FCSM-Shirts auch direkt. In Huancarani angekommen wurde ich von der Familie herzlich begrüßt, dass ich kein Spanisch konnte war zwar etwas schade, aber es fanden sich immer genug Leute zum Übersetzen. Noch am selben Tag konnte ich einen kleinen Einblick in den Praxisalltag bekommen, und abends ging es dann gleich los mit dem Nachtbus nach Salar de Uyuni, was ich jedem nur empfehlen kann. Am Sonntag fuhren wir mit dem Nachtbus zurück und waren dann pünktlich zum Montagnachmittag wieder fit für die bevorstehende Arbeitswoche.
Was mich dort an Patienten erwartete, überraschte mich nicht gerade selten. Kinder und Jugendliche mit komplett kariös zerstörten Milch- aber auch permanenten Zähnen, die noch nicht mal lange durchgebrochen sein konnten, auch erwachsende Patienten Mitte zwanzig, die schon gut über die Hälfte ihrer Zähne verloren hatten und Prothesen brauchten. Insgesamt hatten wir in den drei Wochen, die ich in Huancarani gearbeitet habe, hauptsächlich Füllungen zu machen (sehr viele okklusale Füllungen aber auch viele Frontzähne), außerdem viele Extraktionen. Da leider nicht durchgehend ein Zahntechniker vor Ort ist, um Prothesen herzustellen, mussten wir einige Patienten auf Januar vertrösten. Insgesamt hat man aber das Gefühl, dass es den Patienten nicht sonderlich viel ausmacht, ein paar Monate zu warten. Als komplettes Gegenteil zu den vielen behandlungsbedürftigen Patienten kam in der letzten Arbeitswoche zur Abwechslung auch mal ein junger Mann, bei dem zwar keine einzige kariöse Läsion festzustellen war (ist dort wirklich sehr selten zu sehen!), der aber gerne goldene Sternchen auf die Frontzähne geklebt haben wollte – Ästhetik pur! ;) Insgesamt konnten wir uns in den ersten Wochen vor Patientenansturm kaum retten und mussten sogar an manchen Abenden einige auf den nächsten Tag vertrösten, dann gab es aber auch Tage, an denen vormittags nur zwei bis drei Patienten auftauchten.
 
An Instrumenten ist die Praxis ausreichend ausgestattet, auch Endos können problemlos durchgeführt werden. Nur mit der OP-Leuchte hatten wir anfangs Probleme, da sie nicht funktionierte und der angekündigte Techniker nicht kam. So hieß es übergangsweise auf Licht verzichtend zu behandeln, die Stirnlampe hatte leider auch nicht viel zu bieten. Umso glücklicher waren wir, als eine Woche später ein Techniker erschien und unsere Lampe wieder gängig machte. Deshalb: Möglichst früh melden, falls etwas nicht funktioniert oder fehlt, es dauert manchmal ein paar Tage, bis das Problem gelöst werden kann.
 
Die Patienten waren in der Regel sehr freundlich und auch dankbar, leider mangelte es mir an Spanischkenntnissen, um richtig mit ihnen kommunizieren zu können. Deshalb war es für mich umso erleichternder, mit Eva zusammenzuarbeiten, die fließend Spanisch und Deutsch spricht.
 
Bei meinem Einsatz in Huancarani habe ich definitiv sehr viel Neues gesehen und gelernt und kann jedem nur empfehlen, ein solches Abenteuer zu erleben.
 
Svenja Halbing
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