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Seitz, Judith

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Huancarani, 02.10. - 03.11.2017

Liebe (zukünftige) Huancaraños, dies ist unser Erfahrungsbericht über unseren 4- bzw. 5 1/2-wöchigen Aufenthalt in Huancarani.
 
 
Ersteinmal ein großes Dankeschön an alle, die diese Zeit für uns so unvergesslich gemacht und sie mitgeprägt haben!
 
 
Ankunft:
 
Wir empfehlen Euch in jedem Fall so anzureisen, dass man mindestens einen gemeinsamen Behandlungstag mit dem Vorgänger hat. So bekommt man ein Gefühl für den Behandlungsablauf vor Ort und kann sich in Steri, Stuhl und Co. kurz einweisen lassen. Vieles läuft vor Ort einfach anders als das Gewohnte, und mit Sicherheit findet man sich in den Rhythmus deutlich besser und schneller ein, wenn man sich vom Vorgänger die Dinge persönlich zeigen und erklären lässt. Hierfür waren nicht nur wir selbst, sondern auch unsere Nachfolger sehr dankbar. Wenn ihr euch darüber hinaus noch zeigen lasst, wie ihr die Truffis benutzt, wie ihr nach Quillacollo und Cochabamba kommt, und wo ihr am besten einkauft, dann wird Euch dies die Dinge deutlich vereinfachen!
 
 
Am Busbahnhof wurden wir von José, dem Taxifahrer der Organisation, abgeholt. Es hat alles sehr gut geklappt, und das, obwohl unser Bus eine Stunde Verspätung hatte. Auch Johannes‘ Flug kam zu spät, seine Abholung lief problemlos.
 
Endlich angekommen und eine dringende Dusche später, wurden wir von unseren Vorgängern Dietmar und Carolin, sowie den Voluntarios aus der Pirwa Jana, Felix und Guilia, freundlich begrüßt.
 
Bienvenidos!
 
 
Consultorio und Behandlungszeit:
 
Die erste Woche behandelten Pam und ich alleine, anschließend kam Johannes hinzu, der uns mit seiner fünfjährigen Berufserfahrung und ziemlich guten Sprachkenntnissen einiges an Sicherheit geben und uns bei Unklarheiten, gerade im Hinblick auf prothetische Konzepte und Vorgehensweisen, sowie bei stark zerstörten MZ-Gebissen, immer sehr hilfreich zur Seite stehen konnte. Zudem hatten wir alle drei das Glück, dass für drei Wochen die Zahntechnikerin Ana mit dabei war. So konnten in dieser Zeit sehr viele Placas (so werden die Prothesen vor Ort bezeichnet) angefertigt werden. Placas sind seitens der Patienten sehr gefragt, denn häufig fehlen bereits in jungem Alter mehrere Zähne.
 
Als eindrucksvoll haben wir vor allem auch die Tatsache erlebt, dass desolate Gebisszustände offenbar häufig als schicksalhaft hingenommen werden, über die Behandlungsbedürftigkeit aber Unwissen besteht. So überraschte es die ein oder andere Mutter keineswegs, wenn sie darüber aufgeklärt wurde, dass ihr Kind bereits in jungen Jahren alle bis dahin überhaupt vorhandenen Milchzähne kariös zerstört hatte. Dennoch gibt es neben den meist stark zerstörten Gebissen auch positive Beispiele: Eine 55-jährige Patientin hatte karies- und plaquefreie Zähne und lediglich eine Füllung. Ihr erlebt einfach ganz viel Neues. Es war eine Freude und mehr als eine tolle Erfahrung, sich auf die (nicht immer nur zahnmedizinischen) Probleme der Bevölkerung vor Ort einzulassen, netten Patientenumgang an den Tag zu legen, und die Leute mit neuen Zähnen - teils nach vielen Jahrzehnten der Zahnlosigkeit - zu beglücken, Ihnen wortwörtlich das Lächeln ins Gesicht zu schenken. Für die allermeisten Patienten ist der ganz einfache Grund ihres Kommens Schmerz, oder auch ästhetische Einbußen durch frakturierte Frontzähne. Prophylaxe oder auch Sekundärprophylaxe gibt es so gut wie nicht, hier könnt und solltet ihr einiges tun!
 
 
Freizeitgestaltung:
 
Neben dem erfahrungsreichen Arbeiten gehören auch das super Wohnambiente, in dem ihr leben dürft, dazu die gute Küche von Doña Adela, und auch die Herzlichkeit der Leute vor Ort, sowie die alsbald stattfindende Integration in die Dorfbevölkerung (Johannes und Felix nahmen an einem über 2 Wochen hinweg fast täglich abends auf der Cancha stattfindenden Fußballturnier mit dutzenden Jugendlichen aus dem Dorf und Umkreis teil) zu den Dingen, die uns ganz positiv in Erinnerung bleiben werden.
 
Am Wochenende nutzten wir die Zeit für verschiedene Ausflüge. Oft fuhren wir einfach nur nach Cochabamba, um essen zu gehen, das Nachtleben zu erkunden oder ein wenig durch die Stadt zu bummeln. Hier sind als Restaurants empfehlenswert: das "Rodizio" (eine superleckere Churrasqueria), das "Menta" (ein vegetarisches und veganes Restaurant) und das "Mikuy" (ein wunderschönes Café direkt an der Plaza principal)
 
Zusätzlich bestiegen wir den Montaña Tunari (einen 5.000er), von dessen Gipfel aus man einen unglaublichen Ausblick auf Cochabamba hat. Die Tour wurde begleitet von "el Mundo verde"-Guides, die einiges zur Kultur der Anden und der Natur Boliviens erklärten.
 
Auch besuchten wir das kleine aber wunderschöne Dorf Tarata. Der Ort, erbaut im Kolonialstil, stellte 2 bolivianische Präsidenten und eignet sich super für einen Tagesausflug.
 
Eines der Highlights war der Nationalpark "Torotoro", den man gut an einem Wochenende besuchen kann. Dort kann man einen Canyon hinabsteigen, eine Höhle 400 m unter der Erde erkunden oder Dinosaurierspuren entdecken.
 
 
Lasst Euch auf das Abenteuer Huancarani über den FCSM ein, und ihr werdet mit Sicherheit eine unvergessliche Zeit erleben, ganz nach dem Motto: otros países, otras costumbres !

Judith Seidl, Pamela Waitz, Johannes Glombek
 
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