Ratzke, Tanja
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Die Zusammenfassung von 2014 zuerst:
Zum Abschluss meines zweiten Einsatzes kann ich meine Meinung vom ersten nur wiederholen:
Es lohnt sich sehr für Studenten, Assistenzärzte und Zahnärzte hierher zu kommen!
Das
Arbeiten macht sehr viel Spaß, man hat einen guten Kontakt zu den
Patienten, arbeitet in tollen Teams und sieht viel von Land und Leuten.
Es ist einfach nur empfehlenswert!
El Villar, 18.08.-26.09.2014
Man würde denken, dass ein zweiter Einsatz in Bolivien/El Villar wie der erste ablaufen würde, doch so ist es nicht!
Nur
meine Anreise war wieder genauso anstrengend, mit langen Aufenthalten
in Frankfurt, Sao Paulo und Santa Cruz. Doch eine Premiere war für mich
dann der Flug von Santa Cruz nach Sucre, in einer Art kleinem
Privatjet. Während der sehr kurzen Flugzeit von gerade mal 40 Minuten
hatte man einen unglaublichen Blick über die Anden, aber leider merkte
man aufgrund des kleinen Flugzeuges auch jede Luftveränderung.
Endlich
in Sucre angekommen, habe ich mich sehr schnell wieder an das
bolivianische Leben gewöhnt. Von Dienstag bis Freitag haben
Anne-Kristin, Tibor, Patrick und ich in einer Schule in Sucre behandelt.
Man würde erwarten, dass die Kinder in der bolivianischen Hauptstadt
eine gute Mundhygiene besitzen würden, doch dies ist leider nicht der
Fall! Viele der Kinder gaben an, keine Zahnbürste zu besitzen und das
Hauptnahrungsmittel schien Süßigkeiten zu sein. Vor der Schule gab es
mehrere Süßigkeiten-Läden und die kleinen Patienten kamen oft sogar mit
Lollis in den Behandlungsraum. Die Behandlung reduzierte sich somit fast
nur auf große konservierende Restaurationen und Extraktionen.
Am
Sonntag ging es mit einer 6-stündigen Fahrt mit dem Bus nach El Villar,
wo wir 2 Wochen in den Außendörfern der Gemeinde arbeiten sollten.
Während dieser Zeit war unser Haupt-Verkehrsmittel die Ambulancia,
welche uns über die abenteuerlichsten Strecken gefahren hat, wobei man
aber einen atemberaubenden Ausblick über die Anden genießen konnte.
Gearbeitet
haben wir während dieser Zeit einen Tag in dem Dorf Lagunillas, zwei
Tage in San Blas, einen Tag in Barbechos und drei Tage in La Revuelta.
Aufgrund der eher geringen Süßigkeitenzufuhr war der Zustand der meisten
kindlichen Gebisse besser als in Sucre, sodass wir weniger extrahieren
mussten und mehr prophylaktische Behandlungen durchführen konnten.
Doch leider muss auch etwas Kritik für diese Zeit ausgesprochen werden.
Ich
verstehe zwar die Notwendigkeit, in diesen Außendörfern zu behandeln
und habe gesehen, dass die Patienten die Behandlung auch dringend
benötigen, doch die Umsetzung des Einsatzes in dieser Zeit war eher
schlecht.
Innerhalb der Zeit in El Villar haben wir mindestens drei
Behandlungstage verloren. Aufgrund von stundenlangem oder sogar einem
Tag langem Warten auf die Ambulancia und fehlendem Strom in den
Außendörfern. Zudem wurde unser Ankommen in den Dörfern nicht bekannt
gegeben, sodass die Menge der behandelten Patienten zum Teil sehr
gering war.
Es wäre zu überlegen, ob der Einsatz in El Villar
verbessert werden kann und ob ein Behandeln im Hospital von El Villar
nicht praktischer wäre.
Nach diesen ersten drei Wochen hat Anne-Kristin unser Team verlassen
und wir sind zu dritt nach Tarabuco, unserem nächsten Einsatzort für die
kommenden zwei Wochen, aufgebrochen.
Dort haben Jörg und seine Frau
Irene unser Team vervollständigt, wobei Irene so etwas wie unsere
Zahnfee war, indem sie mit ihrer tollen Art mit allen Patienten die es
dringend nötig hatten, Mundhygieneinstruktionen durchgeführt hat und
Zahnbürsten verschenkt hat.
In Tarabuco haben wir direkt im
HI-Hostel gearbeitet und konnten nach kurzen Anlaufschwierigkeiten einen
großen Patientenandrang behandeln. Zum Teil sprachen die Patienten nur
Quechua, was aber für die Behandlung kein Problem war, da sich immer ein
Übersetzer unter den wartenden Patienten gefunden hat.
Das Leben in
Tarabuco war aufgrund des starken Wassermangels eine Herausforderung.
Doch zum Glück blieb noch das Duschen mit der Trinkwasserflasche und
Sucre war für einen Wochenendausflug ja auch nicht weit weg.
Die letzte Woche ging es dann wieder nach Sucre, wo man sich über den Luxus von Strom und heißem Wasser sehr gefreut hat.
Behandelt
haben wir in zwei verschiedenen Kinderheimen. Zuerst in dem
Mädchen-Heim Guadeloupe, was ich bereits von meinem letzten Einsatz
kannte, und als zweites in einem reinen Jungen-Heim. Die Kinder dieser
Heime dürfen das Haus nicht verlassen, weshalb ein Einsatz dort auch
weiterhin sehr notwendig sein wird.
Bei Fragen zu kommenden Einsätzen kann man mich gerne anschreiben:
tanja.ratzke@gmx.net
Die Zusammenfassung von 2013 zuerst:
Nach sieben Wochen in Bolivien hat mich dieser Aufenthalt sehr
geprägt, da ich nicht nur fachlich sehr viel dazu gelernt habe, sondern
auch viele andere Erfahrungen sammeln konnte. Zudem glaube ich, dass ich
durch diese Reise Bolivien auf eine Art und Weise kennen gelernt habe,
wie es vielen Touristen verborgen bleibt.
Ich kann jedem Studenten
empfehlen, eine solche Famulatur zu machen und es wird für mich selbst
auch nicht der letzte Auslandsaufenthalt gewesen sein.
… und hier der ausführliche Bericht:
El Villar, 13.Februar-22.März
Nach einer langen Zeit der Vorfreude ging für mich am 13.Februar
die Reise aus Frankfurt los, wo ich auch das erste Mal Ekkehard und
Marine kennen lernte. Dort checkten wir nicht nur mit unserem eigenen
Gepäck ein, sondern auch noch mit der zahnmedizinischen Ausrüstung, die
die beiden mobilen Einheiten sowie zwei weitere Taschen mit der
kompletten Ausrüstung beinhaltete.
Nach einem langen Flug
vervollständigte Alex unser Team in Sao Paulo, wo wir einen
Zwischenstopp machten, ein weiterer turbulenter Stopp folgte in
Asunción/Paraguay, und nach 29 Stunden Flug kamen wir endlich in Santa
Cruz de la Sierra in Bolivien an. Bei der Einreise in Bolivien hatten
wir leider nicht ganz so viel Glück, da die beiden Zahnärzteeinheiten
vom Zoll nicht gleich heraus gegeben wurden, und wir sie erst nach
bezahltem Zoll einen Tag später abholen konnten.
Die nächsten zwei
Tage wurde uns von Max Steiner die Stadt und Umgebung gezeigt und wir
konnten noch etwas den Luxus der Großstadt genießen, wie zum Beispiel
ein Hotel, leckere Restaurants und sehr viel Eis, das nötig war bei dem
subtropischem Klima. Zudem mussten wir noch einige
Material-Besorgungen machen, da in unserer Ausrüstung noch ein
Sterilisator und eine große Behandlungslampe gefehlt hatten.
Nach 2
Tagen in der Stadt fuhren wir am Sonntagmorgen mit dem Jeep nach El
Villar. Vor uns lag eine Strecke von 600km über bolivianische Straßen,
die nur zu 3Prozent asphaltiert sind. Nach einer Autopanne auf Grund
falsch eingebauter Keilriemen, die erst ein paar Tage zuvor
ausgewechselt worden war, kamen wir heil und munter aber leider einen
Tag später als geplant endlich in El Villar an, einem kleinen Municipio
ca. 2000m ü.NN und mitten in den Anden.
Den darauf folgenden Tag
ging es nach Segura, ein kleines Dorf ca. 40km entfernt von El Villar.
Für den Weg haben wir jedoch etwas länger gebraucht als wir es von den
deutschen Verhältnissen gewohnt sind. Mit der vollgepackten Ambulancia
sind wir nur sehr beschwerlich voran gekommen, da die „Straße“ von den
Regenfällen sehr stark zerstört war und wir andauernd anhalten mussten,
um den Boden zu begradigen oder um Flüsse zu überqueren. Nach ungefähr
7Stunden Fahrt kamen wir in dem weit abgelegenen Dorf an und quartierten
uns in dem kleinen Hospital ein, wo Marine und ich in einem
Krankenzimmer schliefen und Ekkehard und Alex leider mit Matratzen auf
dem Boden vorlieb nehmen mussten. Strom gab es nur über einen Generator,
der wegen schneller Überhitzung jedoch nur zu unseren Behandlungszeiten
angeschaltet wurde. Somit verbrachten wir die Abende mit einem
Teelicht, Kartenspielen und Bier aus der einzigen Dorftienda. Patienten
gab es in Segura in Fülle, sodass wir es trotz langer Behandlungstage
nicht schafften, alle Patienten in den 4 Tagen Aufenthalt zu behandeln.
Danach ging es für ein Wochenende zurück nach El Villar, das wir
nutzen, um etwas von El Villar und der Umgebung kennen zu lernen. Am
Montag brachen wir nach Barbechos auf, ein kleines Dorf ganz in der Nähe
von El Villar, worüber Ekkehard jedoch in seinem Bericht schon
umfangreich erzählt hat. Danach folgten für mich noch kurze
Tages-Aufenthalte in Villa Pampa und Lagunillas, wo wir in den örtlichen
Schulen behandelt haben und wo vor allem konservierende Behandlungen
auf dem Programm standen.
Den Rest unserer 4 Wochen Aufenthalt in den
Anden haben wir im Hospital von El Villar gearbeitet, wo unser Team
noch durch Elisabeth und Sven-Arne vervollständigt wurde. Dort haben wir
noch viel erlebt, wie die Wanderung zu einem nahe gelegenen Wasserfall
und eine typische bolivianische Fiesta, bei der natürlich nicht Chicha
fehlen konnte, ein bolivianischer Maisschnaps.
Der Abschied aus El
Villar fiel sehr schwer, als wir nach Sucre aufbrachen, weil man sich
dort nach fast einem Monat und vielen Abenteuern doch sehr zu Hause
fühlte. In Sucre angekommen, brachen alle ihre Heimreise oder eine
Urlaubsreise an, nur Ekkehard und ich verblieben als Team für die letzte
Behandlungswoche in Sucre. Diese behandelten wir in drei
unterschiedlichen sozialen Projekten, in denen wir die meiste Zeit ohne
Behandlungsstuhl auskommen und auf einen normalen Stuhl zurück greifen
mussten. Nur im letzten Internat stand uns ein alter Babierstuhl zur
Verfügung, der annähernd unseren Bedürfnissen entsprach.
Nach diesen Wochen der Behandlung hatte ich noch 10 Tage Urlaub,
welche mir von Max Steiner organisiert wurden, um auch noch einen
anderen Teil von Bolivien kennen zu lernen, wie den Salar de Uyuni,
Potosi und La Paz.
Bei eventuellen Fragen kann man mir gerne eine E-Mail schreiben: tanja.ratzke@gmx.net