Weilandt, Maike 2022
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Huancarani, 15.Februar- 26.März 2022
Erst Anfang des Jahres habe ich mich dafür entschieden, meine Semesterferien wieder in Huancarani zu verbringen. Dieses war
möglich, da Ekkehard zum Glück offen für derart kurzfristige Entschlüsse ist
und ich Impfungen, Reisepass, Kreditkarte etc. noch vom letzten Mal besaß.
Ekkehard wäre eigentlich schon wieder in Deutschland
gewesen, aber durch die etwas in Verzug geratenen Arbeiten im neuen Consultorio
hatte er sich dazu entschlossen, etwas länger in Huancarani zu bleiben. Daher
konnte er mich persönlich vom Flughafen abholen.
Es war toll nach vier Jahren wieder herzlich von Doña
Adela sowie ihrer Familie mit Will, Henry, Felipe und Elias begrüßt zu werden.
So oft kommt es nicht vor, dass Voluntäre ein zweites Mal zu Besuch kommen.
Es hat sich einiges auf dem Gelände verändert: Neue
Anpflanzungen wie Rosen, Orangen- und Pomelobäume fielen mir ins Auge, sowie
ein wunderbar schattiger Platz unter einem der Bäume, der gepflastert ist und
in der Mittagspause zum Verweilen einlädt. Ebenso waren die Arbeiten im neuen
Consultorio in Gange und ich konnte zumindest die neue Einheit schon selbst
ausprobieren. Die alte Einheit soll nach einer Wartung dann im neuen
Consultorio stehen. Dies habe ich allerdings nicht mehr miterlebt. In Bolivien
brauchen einige Dinge einfach mehr Zeit…
Die erste Woche erlebte ich mit Ekkehard, Clara, Maite
sowie Pia, bis eine Woche später Ekkehard und Maite abgereist waren.
Diesmal war ich als Zahnmedizinstudierende vor Ort,
habe allerdings als Zahntechnikerin wie bei meinem letzten Aufenthalt,
gearbeitet. Im Labor gewöhnte ich mich schnell wieder ein, da alles
vorhanden ist, um gut arbeiten zu können. Meistens müssen die Patienten drei
bis vier Termine bis zur fertigen Placa wahrnehmen: Abformungen mit Alginat,
ggf. Bisschablonen, Einprobe mit Klammern sowie Einsetzen der in Kunststoff
überführten Arbeit. Die Placas wurden von mir selbst eingegliedert, was eine
super Übung war. Wenn eine Placa nicht direkt passte und schaukelte war häufig
ein zu langer Prothesensattel, der ins Vestibulum oder in den Mundboden ragte,
der Grund. Die Prothesen von „vorne bis hinten“ selbst herzustellen und auch
später am Patienten einzugliedern, hat mir Selbstvertrauen gegeben und ich freue
mich nun auf weitere prothetische Arbeiten in der Uni. Außerdem habe ich einige
Unterfütterungen und kleinere Reparaturen durchgeführt. In vielen Momenten habe
ich meine Ausbildung zur Zahntechnikerin zu schätzen gewusst, denn die
Prothetik ist oft ein Gebiet in dem etwas Unsicherheit bei zahntechnisch
unerfahrenen KollegInnen herrscht.
In der zweiten Hälfte meiner Zeit habe ich mit der
Zahnärztin Kathi, die mit ihrem Mann und Kind angereist kam, sowie der frisch
approbierten Jungzahnärztin Kasia, gearbeitet. Die letzte Woche konnte ich noch
etwas im Consultorio arbeiten und habe geholfen, den einen oder anderen Zahn zu
extrahieren, habe einige Füllungen gelegt, etwas genäht und viele Limpiezas
durchgeführt.
Einen Abend haben wir überziehen müssen, da sich ein
Weißheitszahn als schwieriger zu extrahieren herausstellte, als gedacht.
In diesen Momenten hielten alle zusammen, und jeder half wo er oder sie konnte.
Die Sprache stellt eine Herausforderung dar,
insbesondere für Voluntäre mit wenigen Spanischkenntnissen. In vielen
Situationen kann Will, der Sohn Adelas, übersetzen. Er arbeitet seit einigen
Monaten im Consultorio, kümmert sich u.a. um die Reinigung der Instrumente, assistiert
gelegentlich, übernimmt Aufgaben der Dokumentation und die Kommunikation mit
den Patienten. Das ist eine große Erleichterung und macht die Verständigung
etwas einfacher. Es werden daher häufig drei Sprachen im Consultorio
gesprochen: Deutsch zwischen den Voluntären, Englisch mit Will sowie Spanisch
mit den Patienten.
Da ich schon viele Sehenswürdigkeiten von meinem
letzten Besuch aus Bolivien kannte, hatte ich kein Bedürfnis, diese ein weiteres
Mal zu besichtigen. Allerdings war ich wieder in Villa Tunari und habe dort den
wunderschönen Carrasco Nationalpark besucht und im Río gebadet. Weiterhin war
ich in Roboré, einem Ort sehr weit westlich in Bolivien, der hauptsächlich von
Einheimischen als Urlaubsort genutzt wird. Dort habe ich in den Aqua calientes
gebadet. Ein unbeschreibliches Erlebnis, da dieser Fluss durch einen Vulkan
gewärmt wird und erstaunlich warm ist. Ein pures Vergnügen dort in der Nacht im
warmen Wasser einen anderen Sternenhimmel als in Europa zu bestaunen…
Maike Weilandt