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Kunze, Torsten

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani, 05. November - 18. Dezember 2019
Beginnen möchte ich meinen Erfahrungsbericht mit meiner Dankbarkeit darüber, dass Herr Kollege Dr. Schlichtenhorst in aller Eile, die geboten war, mir die Möglichkeit gab, hier in Huancarani zu sein. Bolivien und seine Einwohner waren bis dato so weit weg, dass ich sprichwörtlich noch nicht einmal im Traum daran dachte, jemals Bolivien zu besuchen. Gewiss war ich schon in einigen Ländern; dennoch ist es ein Unterschied, ob Individual-Tourist oder 6 Wochen als Zahnarzt mit und für die Menschen seinem Beruf nachzugehen.
Flüge gebucht wie empfohlen, die Abholung durch José tadellos und dann war ich auch schon vor Ort in Huancarani. Syri wies mich ein wenig ein, erklärte dies und jenes. Die fehlende Assistenz der ersten Woche ersetzten Laura und Rebecca. Vor allem Rebecca's Erfahrungen, ihre Hilfsbereitschaft ihre Sprachkenntnisse - kurz ihr Wesen - ließen mich behandeln wie daheim. An dieser Stelle ein riiiiiiesengroßes Dankeschön dafür. Am 2. Tag hatte ich Magenprobleme, die ich mir bis heute nicht erklären kann; denn trotz aller Vorsicht oder anderslautender Berichte ermöglicht einem ein besonnener Umgang einen völlig problemlosen Aufenthalt in Bolivien. Auch an dieser Stelle ein Dankeschön an den o.e. Kollegen, der mich auf das Notwendigste hinwies und nicht auf alle Möglichkeiten des R.- K.- Instituts. Dadurch, dass ich krank war, war ich auch schlecht drauf und die Fahrt zu später Stunde nach Vinto zu eine Apotheke empfand ich als schrecklich. Dass Bewusstwerden der Armut, die größtenteils farb-und schmucklose Gegend um Huancarani, die vielen Werkstätten auf dem Weg in die nächstgrößere Stadt, Kinder an großen Kreuzungen, die in der prallen Sonne jonglieren oder irgendwas verkaufen ... dies und vieles mehr setzte mir an diesem Abend mächtig zu. Gleichzeitig spornte es mich an, im Consultorio Dental mein Bestes zu geben. Mein Spanisch war von allen Anwesenden  das Schlechteste!! Und dennoch gab es an den Tagen, an denen ich ohne Assistenz ( krank ) war, keinerlei Probleme. Ein Lächeln, ein sanftes Berühren  i.S.v. " keine Angst - kriegen wir hin " oder die unschätzbaren Dienste meines Kollegen Dr. Dinosaurus, der Kindern die Angst nahm oder Erwachsenen ein Schmunzeln entlockte und andere nette, liebevolle Geesten verstanden und schätzten ausnahmslos ALLE. An einem Nachmittag erhielt ich Unterstützung einer energischen Mutti, die mit der ganzen Familie angereist war. Das Assistieren bei Kons. / Chirurgie ... ein Naturtalent. Wie oft sahen wir uns an und mussten schmunzeln.
Und so waren es für mich die nahen Begegnungen in der Praxis wie auch außerhalb. " Ich mag keine Kinder behandeln ! " , erwähnte ich gleich zu Beginn mal gegenüber Hannah und Charlotte, die beiden Abiturientinnen aus Köln, die mich ab der zweiten Woche in jeder Hinsicht unterstützten. " Kinder " ... ich kann mich an keines erinnern, welches nicht superlieb, sehr tapfer und die kleinen dazu noch supersüß waren. Auf dem Weg zu Donna Petri mit ihrem kleinen Supermarkt war ich fortan selten allein und wenn die eine oder andere kleine Maus mal reinschaute ins Consultorio ... - habe ich das " Hola " schmunzelnd  erwidert.
An den Wochenenden habe ich meist was unternommen - Salar del Uyuni, Sucre, Cochabamba, La Paz oder die kleine Stadt Quillacollo ... und darüber hinaus gibt's zahlreiche Möglichkeiten.

Eines möchte ich noch hinzufügen - mir sind in den 7 Wochen in Bolivien zurückhaltende, stets freundliche Menschen begegnet. Es wäre ein leichtes gewesen, mir bei Taxi und oder Bus/Trufi - Fahrten mehr als üblich " anzuknöpfen; doch dies ist mir nicht ein einziges Mal widerfahren. Jedes nette Wort wurde nett erwidert, jeder Freundlichkeit mit Freundlichsein begegnet und jede Frage nach bestem Wissen, manchmal geestenreich beantwortet.
Ich möchte nicht drauf eingehen, wie gut es all diejenigen haben, die hier Dienst taten oder dies vorhaben - obgleich ein Besinnen darauf nicht ausbleiben sollte.
Dankeschön, dass ich hier sein durfte.

... die Gasteltern um Doña Adela wurden schon so oft erwähnt, dass ich mich dem Lob ihrer Art, ihres Essens, ihrer Familie nur beipflichten kann. Außerordentlich fleißige, genügsame und liebenswerte Menschen, die ich in sehr guter und langer Erinnerung behalten werde.
Mitzunehmen nach Huancarani - den Willen, sich auf eine fremde Kultur einzulassen und das Bewusstsein, andere so zu behandeln wie man selbst gern behandelt werden möchte.
Noch ein Wort zum Dorf und den vielen Hunden - tagsüber beachten die einen gar nicht und nachts ebenso - ganz selten musste ich mal so tun als würde ich mich nach einem Stein bücken und nach ihnen werfen. Ich hatte keine Tollwut Impfung und würde bei einem zweiten Besuch Boliviens auch wieder drauf verzichten.

Dr. Torsten Kunze
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