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Hofmann, Elisabeth

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Huancarani, 10. Januar bis 04. Februar 2022

Nicht nur der Sternenhimmel auf den Nachtbusfahrten nach La Paz, Sucre und Uyuni ist beeindruckend. Land, Leute und Leben haben viele durchweg positive Eindrücke hinterlassen, die ich nach fünf Wochen Aufenthalt in Bolivien mit nach Hause nehme.
Anfang Januar treffen wir gegen Mittag am Flughafen in Cochabamba ein. Wilfredo steht schon bereit, um uns abzuholen - ein toller Service nach dieser sehr langen und weiten Anreise. Auf dem Weg nach Huancarani halten wir kurz in Quillacollo. Hier bekommen wir einen ersten Eindruck vom Marktgeschehen und sehr leckere empanadas con queso y pollo auf die Hand.
In Huancarani warten bereits Carolin und los perros Otis und Timmy auf uns. Otis führt vor lauter Freude über die Neuankömmlinge sein allerliebstes Kunststück vor - „Männchen“.
Nachdem wir unser gut ausgestattetes Apartment im 1. Stock bezogen haben, laufen wir ca. 1/2 Stunde nach Sipe Sipe. Dies ist ein kleiner Nachbarort mit Markthalle, wo wir in den nächsten
Wochen allerhand Obst, Gemüse, Empanadas, Süßigkeiten, Snacks und Kerzen für einen gemütlichen Abend kaufen werden. 25 platanos bekommen wir für umgerechnet 1€. Auch pollo
broaster schmeckt uns hier sehr gut.
Am Sonntag zeigt uns Carolin das Consultorio inklusive Desposito und Labor. Wir sind überrascht, wie gut die Praxis aufgestellt ist. Und es wird noch besser, aber dazu später mehr.
Montag um 14 Uhr geht’s dann auch schon los. Ich bin ganz schön aufgeregt, denn die spanische Sprache war bisher nicht Teil meines Lebens. Zum Glück ist Wilfredo mit dabei und übersetzt so gut er kann.
Nach einer Woche im Consultorio haben wir uns bereits gut eingelebt und auch mit dem Spanisch geht’s vorwärts. Ich bin froh meine Lupenbrille inklusive Licht dabei zu haben, denn die
Lichtintensität lässt etwas zu wünschen übrig. Ansonsten kommen wir gut zurecht und meistens funktioniert die in die Jahre gekommene Absauganlage.
Mittags und abends kocht Doña Adela für uns, auf Wunsch hauptsächlich vegetarisch und immer Bio aus eigens angebautem Gemüse - es schmeckt köstlich. Ab und zu verwöhnt sie uns auch
mit Snacks wie z.B. humintas - probiert selbst.
Das erste Wochenende gehen wir entspannt an - denken wir zumindest. Der Park Ecoturistico Pairumani mit seinen riesigen Eukalyptusbäumen ist sehr schön anzusehen und es riecht ganz wunderbar. Der Aufstieg zur Inkaraqay allerdings hat es in sich, wir keuchen und der Puls liegt bei knapp 200. Dennoch lohnt sich unsere Anstrengung - von zahlreichen Ruinen umgeben hat man dort oben einen wunderschönen Panoramablick auf die umliegende Region.
Nach einer weiteren Woche im Consultorio steht für uns am Freitagabend die erste Fahrt mit dem Nachtbus an. Dazu fahren wir mit dem Trufi zum terminal de buses nach Cochabamba. Trotz des dort gefühlt herrschenden absoluten Chaos schaffen wir es letztendlich in den richtigen Bus und machen es uns bequem. In La Paz steht uns ein ereignisreicher Tag bevor. Mit fully bikes wollen wir el camino del muerte hinunterdüsen (Empfehlung: No Fear Adventure für Tour und Hostel). Start ist in 4700 m Höhe und Zwiebellook. Nach ein paar Kilometern beginnt der feucht-warme Dschungel und wir beginnen uns der ersten Schichten zu entledigen. Unglaublich, dass uns hier immer noch Autos entgegenkommen. 3500 Höhenmeter und 55 km später haben wir es geschafft und sind völlig fertig, aber glücklich und zufrieden. Am nächsten Tag treffen wir uns an der Plaza Sucre/San Pedro für einen Stadtrundgang (Empfehlung: RedCapCityTours). Der Hexenmarkt ist wirklich sehenswert und nicht nur etwas für Harry-Potter-Fans.
In der folgenden Woche haben wir uns mit Thika zum Sprachkurs verabredet. Wem es ähnlich geht wie mir, sollte das unbedingt in Anspruch nehmen.
Und schon steht der nächste Wochenendausflug bevor. Diesmal fahren wir in die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens, nach Sucre (Empfehlung: B&B Casa Verde). Eine wunderschöne Kolonialstadt mit vielen weißen Gebäuden und Parkanlagen, die zum Verweilen einladen. Hier trinken wir unseren ersten Api - ein Maisgetränk mit Zucker, Zimt, Zitrone und Nelken in weiß und/oder lila - unbedingt ausprobieren! Ganz besonders gut schmeckt auch die Schokolade, beispielsweise von Para ti. Am Sonntag stürzen wir uns ins Marktgetümmel von Tarabuco - ca 1,5 h mit dem Trufi von Sucre - und können den Tarabuqueños beim Musizieren und Tanzen zuschauen.
Ein Highlight jagt das nächste. Ich habe das Glück meinen Geburtstag mit Doña Adela’s Familie und den anderen Voluntarios auf bolivianische Weise mit einer riesigen Torte feiern zu können.
Leider ist dies bereits auch schon meine letzte Woche im Consultorio. Dennoch bin ich glücklich. Ich, die vorher kein Wort Spanisch sprechen konnte, kann jetzt mehr oder weniger gut in Spanisch behandeln und sogar ein paar Fetzen Quechua - wenn das mal nichts ist!
Nachdem wir am Freitag alle Sachen gepackt haben, machen wir uns auf den Weg nach Uyuni für eine dreitägige Reise (Empfehlung: Nueva Aventura Tour, kleines Familienunternehmen von Edgar, Sami, Edith, Crispina). Der Salar de Uyuni ist ein absolutes Muss!
Anschließend erkunden wir noch Villa Tunari auf 300 m Höhe - von Cochabamba aus mit dem Trufi zu erreichen - Urlaubsfeeling! (Empfehlung: Hostal Mirador) In der Umgebung gibt es
verschiedene Parks, zu denen man ganz einfach mit dem Taxi fährt. Parque La Hormiga ist angelegt wie ein kleiner Zoo, aber Affen springen hier auch frei herum. Vom Aussichtspunkt im
Parque Machia hat man einen atemberaubenden Ausblick auf den Rio Chapare und das ihn umgebende Tal.
Bei unserer Abreise sind die Bauarbeiten in Huancarani bereits im vollen Gange. Die Praxis bekommt eine neue Behandlungseinheit und so können endlich die Voraussetzungen für ein
weiteres voll ausgestattetes Behandlungszimmer geschaffen werden (Verlegen von Abflussrohren, Elektrik- und Lichtinstallation, in Handarbeit maßgefertigte Schränke).
Um den nachfolgenden Voluntarios einen besseren Eindruck vom Leben und Arbeiten in Huancarani zu vermitteln, haben wir außerdem während unseres Aufenthaltes viele
Filmaufnahmen angefertigt, die ab sofort auf dem Youtube-Kanal des FCSM e.V. zu sehen sind. Viel Spaß damit!
https://www.youtube.com/channel/UC35yvNxFI0ejx9jHFSwHqKQ
Elisabeth Hofmann
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