Suchanek, Jacqueline
Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani, 10.Februar bis 15. März 2022
Derzeit studiere ich im 9. Fachsemester Zahnmedizin in Regensburg. Für meine vorletzten Semesterferien habe ich mich daher im Sommer letzten Jahres dazu entschieden, im Ausland eine 5-wöchige Famulatur zu machen. Ich hatte schon länger den Wunsch noch während meines Studiums diese Famulatur im Ausland zu absolvieren. Ein neues Land, die Menschen und deren Kultur kennenzulernen, die medizinische Versorgung in einem Entwicklungsland zu unterstützen und mich selbst praktisch weiterzubilden, waren die Hauptgründe, mich für dieses Vorhaben zu entscheiden. Schnell merkte ich, dass aufgrund der aktuellen Corona-Situation viele Projekte nicht möglich waren, bzw. viele Projekte vorübergehend eingestellt wurden. Nach ausgiebiger Recherche bin ich auf das Projekt in Huancarani (Bolivien) von Dr. Ekkehard Schlichtenhorst gestoßen. So telefonierte ich im September mit ihm und war sofort überzeugt: Alles war super organisiert (mit Merkzetteln, Listen usw.), sodass ich sofort zusagte. (Ganz sicher war es aufgrund der COVID Situation allerdings nicht.) Erst Ende November war klar, dass das Projekt stattfinden kann. So konnte ich im Dezember endlich den Flug nach Bolivien buchen. Mein Abenteuer Bolivien startete am 09. Februar 2022 mit der langen Anreise über Madrid und Santa Cruz nach Cochabamba. Angekommen in Cochabamba wurde ich von Henry (der uns voluntarios immer mal wieder für Geld gefahren hat) am Flughafen abgeholt. In Huancarani wurde ich von Ekkehard, der gerade selbst vor Ort war, sowie von Maite und Clara (den fertigen Zahnärztinnen vor Ort) herzlich empfangen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit an die Höhe (das Dorf liegt immerhin auf knapp 2.800 m Höhe) wurde ich in den Praxisalltag eingewiesen. Es gibt geregelte Arbeitszeiten vormittags und nachmittags, Montag früh hat man aber immer frei. Außerdem gibt es noch ,Will‘ (Wilfredo), der vor Ort mitarbeitet: Er übernimmt die Patientenaufnahme sowie die Instrumentenaufbereitung und ist echt eine große Hilfe, vor allem bei Kommunikationsproblemen mit den Patienten. Die erste Woche in der Praxis war dann doch ganz schön anstrengend mit vielen neuen Eindrücken, viel Arbeit und vielen neuen spanischen Wörtern, die man lernen muss (mit Englisch kommt man wirklich GAR NICHT weiter). Ich war es vorher auch nicht gewöhnt, wirklich den ganzen Tag von morgens bis abends selbst zu behandeln, das ist ja dann doch nochmal anders im Uni-Alltag. Auch wenn die Arbeit oft anstrengend war und ich abends müde ins Bett gefallen bin, hat sie mir so so so viel Spaß gemacht. Ich habe auch super viel gelernt von den beiden Zahnärztinnen Clara und Kathi (nochmal vielen lieben Dank an beide!!), die mir super Tipps geben konnten und mich ermutigt haben, Neues auszuprobieren und einfach zu machen. Generell ist die Zahnsituation in Bolivien doch sehr anders als bei uns. Vor allem bei den Kindern ist zu sehen, dass es wirklich überall nur Cola/Fanta oder andere stark gesüßten Getränke und viele Süßigkeiten zu kaufen gibt. Hier ist meiner Meinung nach noch viel Aufklärungsarbeit nötig: Ich war schon sehr überrascht, einem 20-Jährigen eine Zahnbürste erklären zu müssen. In dem Kinderbetreuungsprojekt, dass sich auf demselben Gelände wie die Zahnarztpraxis befindet, haben wir des Öfteren das Zähne-Putzen in Kleingruppen erklärt, mit den Kids eingeübt und Zahnbürsten verschenkt. Im Projekt selbst wohnt man dann in einer Art ‚WG’ mit den anderen Teilnehmern zusammen. Mittags und abends wurden wir immer von der lieben Doña Adela bekocht. Das ein oder andere typisch Bolivianische Rezept hat sie auf Nachfrage auch zusammen mit uns gekocht.
An den Wochenenden hat man dann auch genügend Zeit, um das Land zu bereisen und Ausflüge zu machen. Ich hatte echt Glück, tolle Leute zur selben Zeit im Projekt zu haben, so waren wir immer in einer Gruppe von 4-6 Personen unterwegs. Das absolute Highlight für mich war die Salzwüste, die Salar de Uyuni. Zum Reisen kann ich noch sagen, auf Grund der Arbeitszeiten mussten wir Freitag abends immer die Nachtbusse nehmen, vor denen ja immer ausdrücklich gewarnt wird, weil angeblich so gefährlich... Ehrlich gesagt waren diese Fahrten wirklich nicht so toll (aber nicht gefährlich), sodass wir uns sogar am letzten Wochenende für einen Inlandsflug entschieden haben. Ansonsten bin ich alleine gereist und das war echt kein Problem, kann ich auch nur empfehlen.
Huancarani wird sicher nicht meine letzte Famulatur bzw. Mitarbeit in einem Hilfsprojekt gewesen sein. Ich kann es jedem Zahni als erste Famulatur super empfehlen, weil alles super strukturiert und organisiert ist: Hier kann quasi nichts schief gehen !!
Jacqueline (Pia) Suchanek