Launer, Kathleen Bolivia
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Huancarani, 03.02.-26.02.2023
Im Jahre 2016 reiste ich bereits für den FCSM nach Ecuador. Die Erfahrungen dort haben mich beruflich und menschlich geprägt und vorangebracht. Deshalb wollte ich einen solchen Einsatz gerne mit meiner Freundin Marlene wiederholen. Etwa ein Jahr im Voraus reservierten wir beim FCSM unsere Einsatzwochen. Die Zeit der Vorfreude nutze ich, um einen Spanischkurs in der Volkshochschule zu belegen. Dies war sehr nützlich, da ich sowohl im Umgang mit den Patienten als auch bei den Reisen im Land die Menschen besser verstehen und ein bisschen Sprachgefühl entwickelt konnte.
Unsere Anreise mit Air Europa begann an einem Freitag in Frankfurt. Nach einem längeren Aufenthalt in Madrid hatten wir eine weitere Zwischenlandung in Santa Cruz/Bolivien. Wir wussten vorher nicht, dass wir für den Anschlussflug nach Cochabamba unser Gepäck dort holen und am Amaszonas-Schalter neu aufgeben mussten. Dies scheint so üblich zu sein, obwohl uns in Frankfurt etwas anderes gesagt wurde. Wir kamen schließlich Samstag früh in Huancarani an. Dies war sehr praktisch, da man sich so am Wochenende erstmal an die neuen klimatischen Bedingungen gewöhnen konnte.
Bei der Ankunft am Flughafen in Cochabamba macht es Sinn, sich eine einheimische SIM-Karte zu kaufen. Diese ist preiswert und unkompliziert. Obwohl ich anfangs etwas skeptisch war, muss ich zugeben, dass dies sehr gut funktionierte und man sein Handy trotzdem wie gewohnt nutzen konnte, auch mit allen Whatsapp-Verläufen und Social Media Accounts.
Nachdem Will uns am Flughafen abgeholt hatte, wurden wir in der Unterkunft in Huancarani von zwei frisch approbieren Zahnärztinnen mit lieben Worten, Neugierde und Tee begrüßt. Wir unternahmen bereits am Wochenende der Anreise noch viel mit ihnen. Sie wiesen uns in die Gegebenheiten vor Ort ein, erklärten uns die örtlichen Fortbewegungsmittel („Truffis“) und schlenderten mit uns über die Märkte. Wir verpflegten uns am Wochenende gemeinsam und entdeckten eine gemeinsame Leidenschaft, der wir fortan nahezu jeden Abend nachgingen: Gesellschaftsspiele. Vor allem das „6nimmt!“-Spiel, das zur Ausstattung der Wohnung gehörte, begeisterte uns sehr.
Die gemeinsame Wohnung bietet alles, was man braucht. Es ist allerdings ratsam, seine Schuhe nicht vor dem Eingang stehen zu lassen, da die Hunde gerne auch mal damit spielen.
Als die Behandlungswoche begann, profitierten wir sehr davon, dass die beiden frisch Approbierten schon einige Wochen dort gearbeitet hatten. Ich würde jedem empfehlen, der nicht schon einmal dort war, die Anreise so zu legen, dass die Behandlungszeit sich mit dem vorherigen Zahnarzt ein wenig überschneidet.
Wir bildeten ein super Team, verstanden uns sehr gut und konnten vielen Menschen helfen. Die jungen Zahnärztinnen lernten ein bisschen was von uns, und wir bekamen Einblicke in die aktuellen Lehrmeinungen der Universitäten. So ein Einsatz ist eine wunderbare Gelegenheit, seinen Job mal wieder aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten.
Die Patienten müssen einen kleinen Preis für die Behandlung bezahlen. Dies ist sinnvoll, da sonst der Eindruck entstehen könnte, dass unsere Arbeit, wenn sie nichts kostet, auch nicht gut sein kann. Zwei einheimische Frauen, die wir auf einen Ausflug kennen gelernt hatten, berichteten uns jedoch, dass dies sehr günstig sei im Vergleich zu dem was die Menschen dort beim Zahnarzt zahlen würden. Eine Füllung oder eine Extraktion kosten jeweils 10 Boliviano (umgerechnet ca. 1,30 Euro). Placas (Interimsprothesen) kosten 50 Bolivianos mit einem Zahn und pro weiteren Zahn 10 Bolivianos mehr. Das Geld sammelten wir selbst ein. Placas waren sehr beliebt. Leider konnten wir nicht allen Patienten den Wunsch danach erfüllen und mussten sie teilweise auf einen anderen Monat vertrösten, da unser Zahntechniker einfach komplett ausgelastet war.
Das Röntgengerät war gut zu bedienen und die Entwicklung der Bilder kein Problem, wenn man sich an die Anleitung hält und die Flüssigkeiten auch einmal die Woche wechselt.
Die Dokumentation führten wir über ein Computerprogramm durch. Aktuell gibt es sogar in jedem der beiden Behandlungszimmer einen Computer. Die Patientenannahme und Auflistung übernahm Henry. Dies war neben Will der zweite Sohn von Doña Adela. Er stand uns mit seinen Dolmetscherkenntnissen zur Seite und kümmerte sich auch um die Aufbereitung der Instrumente. Es war uns angeraten nur einen Zahn pro Sitzung zu behandeln (wer hat das nur angeraten? Offiziell ist das nicht! Anm.d.Red.). Daran haben wir uns auch meistens gehalten. Viele Patienten kamen erneut zu uns um nach und nach alle Zähne behandeln zu lassen. Die meisten waren wirklich sehr dankbar.
Das Röntgengerät war gut zu bedienen und die Entwicklung der Bilder kein Problem, wenn man sich an die Anleitung hält und die Flüssigkeiten auch einmal die Woche wechselt.
Die Dokumentation führten wir über ein Computerprogramm durch. Aktuell gibt es sogar in jedem der beiden Behandlungszimmer einen Computer. Die Patientenannahme und Auflistung übernahm Henry. Dies war neben Will der zweite Sohn von Doña Adela. Er stand uns mit seinen Dolmetscherkenntnissen zur Seite und kümmerte sich auch um die Aufbereitung der Instrumente. Es war uns angeraten nur einen Zahn pro Sitzung zu behandeln (wer hat das nur angeraten? Offiziell ist das nicht! Anm.d.Red.). Daran haben wir uns auch meistens gehalten. Viele Patienten kamen erneut zu uns um nach und nach alle Zähne behandeln zu lassen. Die meisten waren wirklich sehr dankbar.
In der Arbeitswoche frühstückten wir gemeinsam mit dem Zahntechniker Werner in unserer Wohnung. Wir legten eine Gemeinschaftskasse an. Jeder gab dort pro Woche 100 Bolivianos hinein. Die gemeinsame Verpflegung für das Frühstück und auch Knabbereien für den Abend wurden davon besorgt. Das Mittag- und Abendessen gab es bei Doña Adela. Sie zeigte uns in einer Mittagspause die nahegelegene Meerschweinchenfarm. Wir durften sogar familiären Feiern beiwohnen. Während unseres Aufenthaltes zelebrierten der Mann von Doña Adela und auch ihr Sohn Henry ihre Geburtstage. Außerdem erlebten wir ein traditionelles Fest zu Ehren der Natur. Es war sehr schön, die gesamte Familie kennen zu lernen.
Glücklicherweise durften wir vor Ort sogar Ekkehard persönlich kennenlernen. Wir konnten so aus erster Hand einiges über die Organisation erfahren und vielen Anekdoten von ihm lauschen (z.B. von seinem Haustier-Esel).Natürlich hatten wir auch an den Wochenenden großes Interesse daran, das Land zu sehen. Wir machten einen Ausflug zum Toro-Toro-Nationalpark. Dort bewunderten wir einen Wasserfall, kletterten durch eine enge Höhle, sahen Dinosaurierspuren und beobachteten Aras. Des Weiteren besuchten wir bei Uyuni die größte Salzwüste der Welt. Ein 3-Tages-Ausflug, den jeder unbedingt gemacht haben sollte. Wir konnten ihn uns nur ermöglichen, weil wir durch den Carnaval 2 Feiertage hatten. Es würde sich anbieten, noch ein paar Tage oder Wochen im Anschluss das Land zu bereisen. Wir konnten dies leider nicht.
Insgesamt war es erneut eine sehr schöne Erfahrung und ich kann nicht ausschließen, dass ich irgendwann noch einmal Teil dieses Projektes sein werde. Hervorheben möchte ich vor allem meine drei Mitbewohnerinnen, die den Aufenthalt in Huancarani unvergesslich gemacht haben.
Kathleen Launer