Greiwe, Mila (2)
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Zudañez/Chuquisaca/Bolivia 24.08.-18.09.2015
Etwas spontan mutete meine Entscheidung an, in diesem Sommer in einem Projekt des FCSM in Bolivien als Zahnärztin zu arbeiten. Der Gedanke war nach meiner Famulatur als Studentin 2013 in Huancarani jedoch immer da: Sobald wie möglich wieder in Südamerika in einem Hilfsprojekt arbeiten! Nach dem ersten Assistenzjahr bot sich mir die Möglichkeit, die Zeit zwischen zwei Anstellungsverhältnissen mit Jahres- und Sonderurlaub etwas zu strecken. So konnte ich den beiden Hamburger Studenten Britta und Kai, die vor wohl schon geraumer Zeit beim FCSM Interesse an einem Aufenthalt in Bolivien gezeigt hatten, die glorreiche Nachricht verkünden, dass wir uns gemeinsam dem neuen Projekt des FCSM annehmen dürfen.
Unser Projekt sollte als Haupteinsatzgebiet die kleine Stadt Zudañez in der Provinz Chuquisaca im Osten der Landeshauptstadt Sucre haben. Was genau auf uns zukommen würde, dass konnte uns in Deutschland keiner sagen, wahrscheinlich wusste es unser Koordinator und Fahrer Edwin vor Ort auch nicht.
„Pünktlich“ mit einer Stunde Verspätung hat uns einen Tag vor potentiellem Arbeitsbeginn Edwin mit seinem Truck zu unserem neuen Domizil in Zudañez vom Hostal abgeholt und zu unserem neuen Domizil in Zudañez gebracht. Der Vereinsvorsitzende des FCSM Ekkehard und sein Enkel Max, der die Sommerferien in Bolivien verbringt, haben uns die ersten 2 Tage begleitet. Nach einigen kurzen Stops in Sucre, um frische Lebensmittel einzukaufen, die es in Zudañez nicht in Hülle und Fülle gibt, ging die 2-stündige Fahrt mit unserem vollbeladenem Pickup los. Quer durch die atemberaubende Landschaft mit unzähligen Tälern entlang des Ostabhanges der bolivianischen Cordillera Central sind wir gefahren. Mitten in der Kleinstadt mit etwa 3000 Einwohnern ist nun unser neues Zuhause für die nächsten 2 Wochen. Von hier aus fahren wir jeden Tag in noch abgelegenere Internatsschulen um die Kinder, die keine zahnärztliche Versorgung bekommen, zu behandeln. Internatsschulen sind sehr typisch in den ländlicheren Regionen Boliviens. Viele Familien und kleinere Dorfgemeinschaften leben fast abgeschottet von jeglichen Infrastrukturen bis zu 8h Fußmarsch zum nächsten Ort bzw. Schule. Damit die Kinder überhaupt die Möglichkeit bekommen, die Schulbank zu drücken, wurden relativ flächendeckend Internatsschulen gebaut. Unter der Woche Leben die Kinder hier, am Wochenende sind sie meist im Familienkreis.
Unser bereits erwähntes neues Zuhause haben wir uns zugebender Maßen etwas komfortabler vorgestellt. Ein paar Möbel hätten mit Sicherheit viel ausgemacht. Aber wenigstens haben wir ein Dach über dem Kopf und eine warme Dusche. Außerdem wollte ich schon immer Mal einen begehbaren Kleiderschrank haben. Da wir 2 Wochen vor Ort in Zudañez waren, dann 1 Woche etwas weiter östlich direkt in einem Internat und nur die letzte Woche in einer Jugendstrafanstalt in Sucre, haben wir es uns dann doch etwas heimisch gemacht. Beim abendlichen Schlendern durch den Ort, erwarben wir Klobürste, Seife, Schwämme und Tücher. Das sollte fürs Erste an Luxus genügen.
Selbstgemalte Schilder, Poster, persönliche Ankündigungen bei der wöchentlichen Schulversammlung und Prophylaxe-Aufklärung – mit diesen Mitteln lockten wir unsere Patienten in unsere meist sehr improvisierten Behandlungsräumlichkeiten. Nachdem wir immer mit großer Begeisterung, Neugierde und Gastfreundlichkeit empfangen worden waren, wurden uns Klassenzimmer, Büros, Speisesäle oder aber auch Räumlichkeiten in einem Gesundheitszentrum zur freien Verfügung gestellt. Mit zwei mobilen Einheiten, Instrumentarium für konservierende und chirurgische Behandlungen und unzähligen Zahnbürsten machten wir uns ans Werk. Hauptaugenmerk haben wir während der gesamten Zeit auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen gelegt. Neben Prophylaxe-Schulungen, Zahnreinigungen, PA-Behandlungen und weiteren zahnerhaltenden Maßnahmen, musste der eine oder andere Zahn extrahiert, Abzess gespalten und Kiefergelenke eingerenkt werden. Da wir an jeder Schule nur 1-3 Tage praktizierten, waren wir oft zeitlich gesehen nicht in der Lage, alle Versorgungen durchzuführen. Uns blieb dementsprechend nichts weiter übrig, als die Kinder auf die Notwendigkeit der Weiterbehandlung beim nächstgelegenen Zahnarzt hinzuweisen und für das Thema Zahngesundheit zu sensibilisieren. Zudem versuchten wir dem Lehrpersonal zu vermitteln, auf gewisse hygienische Bedingungen zukünftig mehr Wert zu legen. Der Gesundheit der Kindern würde dies mit Sicherheit zu Gute kommen... und all den zukünftigen europäischen Mägen, die sich dorthin verirren, auch.
Was wir in den insgesamt 4 Wochen erlebten, lässt sich ohne allzu viel Pessimismus als zahnärztlich und allgemeinmedizinisch unterversorgte Region beschreiben. Wir hätten am liebsten mit einigen jungen bolivianischen Zahnärzten, mit denen wir zeitweise zusammenarbeiteten, eine Revolution des Gesundheitssystems angezettelt. Aber dafür blieb uns wohl zu wenig Zeit. Was mit unserem Bestreben mit den ortsansässigen Zahnärzten und der Universität in Sucre zu kooperieren und gemeinsam zu arbeiten begann, entwickelte sich zu einem spannendem Austausch auf fachlicher Ebene zwischen Kollegen und auf kultureller Ebene zwischen neu gewonnenen Freunden. Ein Dank an all die unglaublichen Menschen, die mir diese unvergessliche Zeit beschert haben! :)
Etwas spontan mutete meine Entscheidung an, in diesem Sommer in einem Projekt des FCSM in Bolivien als Zahnärztin zu arbeiten. Der Gedanke war nach meiner Famulatur als Studentin 2013 in Huancarani jedoch immer da: Sobald wie möglich wieder in Südamerika in einem Hilfsprojekt arbeiten! Nach dem ersten Assistenzjahr bot sich mir die Möglichkeit, die Zeit zwischen zwei Anstellungsverhältnissen mit Jahres- und Sonderurlaub etwas zu strecken. So konnte ich den beiden Hamburger Studenten Britta und Kai, die vor wohl schon geraumer Zeit beim FCSM Interesse an einem Aufenthalt in Bolivien gezeigt hatten, die glorreiche Nachricht verkünden, dass wir uns gemeinsam dem neuen Projekt des FCSM annehmen dürfen.
Unser Projekt sollte als Haupteinsatzgebiet die kleine Stadt Zudañez in der Provinz Chuquisaca im Osten der Landeshauptstadt Sucre haben. Was genau auf uns zukommen würde, dass konnte uns in Deutschland keiner sagen, wahrscheinlich wusste es unser Koordinator und Fahrer Edwin vor Ort auch nicht.
„Pünktlich“ mit einer Stunde Verspätung hat uns einen Tag vor potentiellem Arbeitsbeginn Edwin mit seinem Truck zu unserem neuen Domizil in Zudañez vom Hostal abgeholt und zu unserem neuen Domizil in Zudañez gebracht. Der Vereinsvorsitzende des FCSM Ekkehard und sein Enkel Max, der die Sommerferien in Bolivien verbringt, haben uns die ersten 2 Tage begleitet. Nach einigen kurzen Stops in Sucre, um frische Lebensmittel einzukaufen, die es in Zudañez nicht in Hülle und Fülle gibt, ging die 2-stündige Fahrt mit unserem vollbeladenem Pickup los. Quer durch die atemberaubende Landschaft mit unzähligen Tälern entlang des Ostabhanges der bolivianischen Cordillera Central sind wir gefahren. Mitten in der Kleinstadt mit etwa 3000 Einwohnern ist nun unser neues Zuhause für die nächsten 2 Wochen. Von hier aus fahren wir jeden Tag in noch abgelegenere Internatsschulen um die Kinder, die keine zahnärztliche Versorgung bekommen, zu behandeln. Internatsschulen sind sehr typisch in den ländlicheren Regionen Boliviens. Viele Familien und kleinere Dorfgemeinschaften leben fast abgeschottet von jeglichen Infrastrukturen bis zu 8h Fußmarsch zum nächsten Ort bzw. Schule. Damit die Kinder überhaupt die Möglichkeit bekommen, die Schulbank zu drücken, wurden relativ flächendeckend Internatsschulen gebaut. Unter der Woche Leben die Kinder hier, am Wochenende sind sie meist im Familienkreis.
Unser bereits erwähntes neues Zuhause haben wir uns zugebender Maßen etwas komfortabler vorgestellt. Ein paar Möbel hätten mit Sicherheit viel ausgemacht. Aber wenigstens haben wir ein Dach über dem Kopf und eine warme Dusche. Außerdem wollte ich schon immer Mal einen begehbaren Kleiderschrank haben. Da wir 2 Wochen vor Ort in Zudañez waren, dann 1 Woche etwas weiter östlich direkt in einem Internat und nur die letzte Woche in einer Jugendstrafanstalt in Sucre, haben wir es uns dann doch etwas heimisch gemacht. Beim abendlichen Schlendern durch den Ort, erwarben wir Klobürste, Seife, Schwämme und Tücher. Das sollte fürs Erste an Luxus genügen.
Selbstgemalte Schilder, Poster, persönliche Ankündigungen bei der wöchentlichen Schulversammlung und Prophylaxe-Aufklärung – mit diesen Mitteln lockten wir unsere Patienten in unsere meist sehr improvisierten Behandlungsräumlichkeiten. Nachdem wir immer mit großer Begeisterung, Neugierde und Gastfreundlichkeit empfangen worden waren, wurden uns Klassenzimmer, Büros, Speisesäle oder aber auch Räumlichkeiten in einem Gesundheitszentrum zur freien Verfügung gestellt. Mit zwei mobilen Einheiten, Instrumentarium für konservierende und chirurgische Behandlungen und unzähligen Zahnbürsten machten wir uns ans Werk. Hauptaugenmerk haben wir während der gesamten Zeit auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen gelegt. Neben Prophylaxe-Schulungen, Zahnreinigungen, PA-Behandlungen und weiteren zahnerhaltenden Maßnahmen, musste der eine oder andere Zahn extrahiert, Abzess gespalten und Kiefergelenke eingerenkt werden. Da wir an jeder Schule nur 1-3 Tage praktizierten, waren wir oft zeitlich gesehen nicht in der Lage, alle Versorgungen durchzuführen. Uns blieb dementsprechend nichts weiter übrig, als die Kinder auf die Notwendigkeit der Weiterbehandlung beim nächstgelegenen Zahnarzt hinzuweisen und für das Thema Zahngesundheit zu sensibilisieren. Zudem versuchten wir dem Lehrpersonal zu vermitteln, auf gewisse hygienische Bedingungen zukünftig mehr Wert zu legen. Der Gesundheit der Kindern würde dies mit Sicherheit zu Gute kommen... und all den zukünftigen europäischen Mägen, die sich dorthin verirren, auch.
Was wir in den insgesamt 4 Wochen erlebten, lässt sich ohne allzu viel Pessimismus als zahnärztlich und allgemeinmedizinisch unterversorgte Region beschreiben. Wir hätten am liebsten mit einigen jungen bolivianischen Zahnärzten, mit denen wir zeitweise zusammenarbeiteten, eine Revolution des Gesundheitssystems angezettelt. Aber dafür blieb uns wohl zu wenig Zeit. Was mit unserem Bestreben mit den ortsansässigen Zahnärzten und der Universität in Sucre zu kooperieren und gemeinsam zu arbeiten begann, entwickelte sich zu einem spannendem Austausch auf fachlicher Ebene zwischen Kollegen und auf kultureller Ebene zwischen neu gewonnenen Freunden. Ein Dank an all die unglaublichen Menschen, die mir diese unvergessliche Zeit beschert haben! :)
Mila Greiwe