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Gebhardt, Beate

Erfahrungsberichte > Archiv
Guadalupe,  22. Juli bis 08. August 2009
Auf der Suche nach einem Volunteer-Einsatz in Lateinamerika haben wir durch die informative Internetpräsenz von der Klinik in Guadalupe erfahren und unseren Einsatz schon sehr frühzeitig geplant. Wir arbeiten normalerweise als Zahnärztin und MKG Chirurg in einer Gemeinschaftspraxis in Südhessen.
 
Nach unserer Ankunft auf dem Missionsgelände behandelten wir die ersten Tage in der Klinik, bis weitere Zahnärzte aus Deutschland eintrafen. Somit war es möglich, ab diesem Zeitpunkt „Jornadas“ (Tagesreisen) zu unternehmen, die Amanda in entfernter liegenden Gemeinden organisierte.
 
Um Wiederholungen in den Erfahrungsberichten zu vermeiden, möchte ich in unserem Bericht überwiegend diese Außeneinsätze beschreiben. Sie waren für uns eine interessante Erfahrung, die uns der sehr ärmlichen Bevölkerung näher brachte und die wir nicht missen möchten.
Vorbereitungen für die Einsätze
In der Klinik bereiteten wir die Instrumente und Materialien vor, die wir dachten, bei unserem Einsatz zu benötigen. Die mobile Einheit, stabil verpackt in einem gepolsterten Koffer, probierten wir am letzten Tag in der Missionsklinik aus. Amanda packte weitere Utensilien wie sterile Tupfer, Desinfektionslösungen, Aqua dest zusammen und war für alle Fragen jederzeit eine hilfsbereite Ansprechpartnerin.
Ablauf der Jornadas
Wir starteten immer um 7 Uhr mit dem Pickup und erreichten meist nach ca. einer Stunde Fahrzeit die verschiedenen umliegenden und weiter entfernten Gemeinden wie z.B. Nuevo Quito, Chinapintza und La Paz. Ein öffentlicher Raum, oft der Gemeindesaal, wurde zum Behandlungszimmer umgebaut oder wir bereiteten in einem kleinen Centro de Salud Tische und Stühle zum Behandeln vor. Jeden Tag ging uns das Herrichten unserer „mobilen Praxis“ schneller von der Hand. Es gab wie in Deutschland einen „reinen“ Tisch mit sterilen chirurgischen Instrumenten und eine „unreine“ Zone. Füllungsinstrumente und -materialien sowie die mobile Maschine mit Luftwasser-Spritze, Sauger, Airscaler und Mikromotor rundeten unsere Ausstattung ab.
Unser Einsatz wurde vorher zwar in den Gemeinden angekündigt, jedoch hatten wir den Eindruck, dass die Patienten erst eintrafen, nachdem sich unsere Anwesenheit im Dorf herumgesprochen hatte. Dies war immer sehr bald der Fall und es kamen besonders viele Kinder, die gerade Ferien hatten. Im Nu warteten 20-30 Patienten in der Schlange und einige schauten neugierig beim Behandeln zu. Ein Vater kam mit Papagei auf der Schulter. Amanda sortierte die Anliegen der Patienten und wir führten eine Menge „Limpiezas“, Füllungen und sehr viele Extraktionen durch. Die Aufklärung der Patienten war so weit fortgeschritten, dass sie oft eine Zahnreinigung wünschten und sie waren froh, über die Möglichkeit vor Ort behandelt zu werden. Aus Geldmangel hätten die meisten den Weg in die Missionsklinik nicht auf sich genommen. Unabhängig vom Umfang der Behandlung mußten die Patienten einmalig einen Betrag von einem Dollar zahlen.
Die Ernährungspyramide im Centro de Salud zeigt, dass zu den proteinhaltigen Nahrungsmitteln der Menschen im Amazonasgebiet auch Ameisen und Maden gehören!
In der zweiten Woche arbeiteten wir weiter entfernt, in der Nähe von Paquisha und kehrten abends nicht in die Missionsklinik zurück. Hier bekamen wir Unterkunft und Verpflegung bei einer Familie in Nuevo Quito. Zwischen Hühnern, Truthahn und Hunden bewohnten wir im 1. Stock ein kleines Schlafzimmer. Maria versorgte uns vorzüglich (bei Stromausfall Candlelight-Dinner!) und die Herzlichkeit, Offenheit und das Leben mitten im Alltag der Dorfbewohner war eine reiche Erfahrung. Leider fiel die mobile Einheit, die schon vom Beginn an nicht immer zuverlässig funktionierte, in der zweiten Woche vollständig aus, so dass unsere Behandlungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt waren. Eine gute Stirnlampe erleichtert die Arbeit enorm. Weitere Einsätze sollten in Zukunft unbedingt stattfinden, da großer Bedarf besteht. Über eine stabile Ausstattung mit mobilem Motor und effektivem Cavitron beratschlage ich mit Herrn Pierro und Pater Nigsch. Dadurch können sich die Behandlungsmöglich-keiten erheblich optimieren lassen.
Wir haben unsere Zeit in Ecuador sehr genossen, die vielfältigen menschlichen Begegnungen, die bewundernswerte Offenheit aller Klinikmitarbeiter, den beschaulichen Ort Guadalupe, das malerische Regenwaldpanorama und die Arbeit unter anderen Vorzeichen lassen uns gerne an unseren ersten Einsatz denken.
Wir danken allen, die zu dieser Erfahrung beigetragen haben!
 
Beate und Peter Gebhardt
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