Behrends, Tessa
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Huancarani 06.02.17-10.03.17
Für mich begann die Famulatur in Bolivien recht spontan.
Nachdem mein Examen bereits ein halbes Jahr hinter mir lag und ich eine
Famulatur auf den Philippinen absolviert hatte, habe ich Ende Dezember spontan
zugesagt, Anfang Februar in Bolivien einzuspringen, da eine Zahnärztin leider
ausgefallen war.
Meine Anreise lief über Paraguay, weil ich dort eine Woche zuvor eine Freundin besucht habe. Obwohl ich mit Verspätung und abends um 11 Uhr in Cochabamba angekommen bin, lief die Abholung durch Ronald problemlos. Reichlich übermüdet versuchte ich mit den 3 Brocken Spanisch, die ich in Paraguay gelernt habe, mit Ronald ein Gespräch zu führen. Es ist sehr vorteilhaft, wenn man wenigstens ein bisschen Spanisch kann, da die Menschen in Südamerika oft gar kein oder nur wenig Englisch sprechen. Allerdings muss man dazu sagen, dass es relativ schnell geht und man die wichtigsten Vokabeln für die Behandlung schnell lernt.
Meine Anreise lief über Paraguay, weil ich dort eine Woche zuvor eine Freundin besucht habe. Obwohl ich mit Verspätung und abends um 11 Uhr in Cochabamba angekommen bin, lief die Abholung durch Ronald problemlos. Reichlich übermüdet versuchte ich mit den 3 Brocken Spanisch, die ich in Paraguay gelernt habe, mit Ronald ein Gespräch zu führen. Es ist sehr vorteilhaft, wenn man wenigstens ein bisschen Spanisch kann, da die Menschen in Südamerika oft gar kein oder nur wenig Englisch sprechen. Allerdings muss man dazu sagen, dass es relativ schnell geht und man die wichtigsten Vokabeln für die Behandlung schnell lernt.
Ich wurde durch die Mitfamulantin abends noch sehr nett
begrüßt. Ich bin glücklicherweise an einem Freitag angereist, sodass ich mich
am Wochenende erst einmal akklimatisieren konnte und mir die Umgebung gezeigt
wurde.
Huancarani liegt etwas ab vom Schuss, aber in 30 Minuten ist
man in Quillacollo und in ca. einer Stunde in Cochabamba. Die nötigsten Sachen
bekommt man auch im kleinen Dorfladen bei Doña Petri.
Glücklicherweise war die andere Zahnärztin schon seit etwa 4
Wochen vor Ort, sodass sie mir alles zeigen konnte und ich einen sehr
angenehmen und ruhigen Einstieg in die Patientenbehandlung hatte. Es fallen vor
allem Extraktionen und Füllungen an. Obwohl wir beide direkt nach dem Studium,
ohne Praxiserfahrung, nach Bolivien gekommen sind, konnten wir eigentlich alle
Behandlungen gut bewältigen. Darüber hinaus fallen ab und zu ein paar Endos an, und wenn ein Techniker vor Ort ist, ist es sogar möglich, einfache
Klammerprothesen herzustellen. Die Arbeitstage habe ich persönlich als recht
lang empfunden. Es geht morgens um 8:30 Uhr los bis 12:00 und nachmittags ab
14:00 bis 19:00 Uhr. Da aber viele Patienten gewartet haben, haben wir oftmals
überzogen, und danach steht ja auch noch die Reinigung und der Steri an.
Viele Patienten sind sehr dankbar für die Behandlung und
könnten sich eine so hochwertige Behandlung normalerweise nicht leisten. Die
Patienten zahlen einen eher symbolischen Betrag für die Behandlung. Leider gibt
es auch einige Patienten, die das Gefühl haben sie haben eine Art Anspruch auf
die Behandlung und sind sehr fordernd und sehr unzufrieden, wenn sie warten
müssen. Bei den wohlhabenderen Patienten hat sich mir die Frage gestellt, ob
wir damit nicht auch den Zahnärzten vor Ort die Arbeit „wegnehmen“. Eigentlich
jeden Tag fragt jemand nach Kronen/Brückenversorgungen, Kieferorthopädischer
Behandlung oder Implantaten. Nichts destotrotz hat mir die Behandlung sehr viel
Spaß gemacht und ich glaube, man lernt auch sehr viel, wenn man komplett auf
sich gestellt ist. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass ein etwas
erfahrenerer Zahnarzt dabei ist, der einen etwas anleitet.
Im Consultorio sind eigentlich alle notwendigen Materialen
vorhanden. Sowohl für Füllungen, Endos als auch für Extraktionen und
Reinigungen.
Die Wohnung für die Voluntarios hat 3 Schlafzimmer mit 4
Betten, es ist alles da was man für das temporäre WG-Leben in Huancarani
braucht. Ich denke niemand fühlt sich so richtig verantwortlich für die
Reinigung, wenn ich ehrlich sein soll, ging es mir ebenso. Einige
grundlegende Sachen werden nicht
gereinigt, ähnlich sieht es im Consultorio aus. (siehe Anm.d.Red. weiter unten)
Ich habe die Wochenenden genutzt für viele Ausflüge in die
verschiedenen Regionen, ob Karneval in Oruro, La Paz mit dem Chacaltaya im
Schnee, Potosi, der Salar de Uyuni, Chapare und das Amazonasgebiet oder Sucre;
Bolivien hat sehr viel zu bieten und ich würde die Zeit nutzen und
optimalerweise noch vor oder nach dem Projekt Zeit einplanen für genügend
Ausflüge durch ganz Bolivien!
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich würde jedem eine
Auslandsfamulatur empfehlen.
Tessa Behrends
Anm.d.Red.: Die Unordnung in Apartamento und Consultorio muss ich leider bestätigen. Ich nutzte die Wochenenden, wenn alle "auf tour" waren, für gründliche Reinigung und Ordnung in den Schubladen. Doch das schien den Voluntarios gar nicht aufzufallen, jedenfalls 1/2 Stunde nach Rückkehr derselben sah es wieder genauso aus wie vorher. Dabei hängt die "Hausordnung" an der Küchentür, aber Lesen ist nicht jedermanns Sache, befolgen erst recht nicht.
Ekkehard Schlichtenhorst