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Mehnert, Juliane

Erfahrungsberichte > Archiv
Guadalupe, September - Oktober 2002
Da wir das Vergnügen hatten, an diesem Ort als erste Studentinnen allein zu famulieren, wollen wir kurz unsere Eindrücke wiedergeben.
 
In den vergangenen vier Wochen unseres Aufenthaltes hier konnten wir einige Erfahrungen sammeln.
Wir haben gelernt, mit den technischen Widrigkeiten vor Ort umzugehen; des öfteren fiel der Strom bei der Behandlung aus oder auch die Absauganlage gab ihren Geist auf. Meistens konnten diese Hindernisse beim Behandeln jedoch recht schnell wieder durch den hier ansässigen „Mann für Alles“: Pepe behoben werden. Im Grunde ist hier alles vorhanden, was man für eine suffiziente Patientenbehandlung benötigt.
 Wenn man bei auftretenden Problemen eine gewisse Gelassenheit an den Tag legt, kann das auf jeden Fall nicht schaden. Wir haben hier zwei Wochen ganz ohne ärztliche Aufsicht behandelt; das war für die Selbstständigkeit in unserem Arbeiten sehr förderlich . Zumindest wissen wir jetzt, dass es auch möglich ist, ohne ärztliches „Feedback“ schwierige Zähne zu ziehen und evtl. auch zu osteotomieren. Weil uns bis dato diesbezüglich die Erfahrung fehlte, waren wir froh darüber, dass wir drei Mädels hier als “unschlagbares Team” auftreten und uns gegenseitig mit Rat und Tat bei Seite stehen konnten. Jedoch ist es auch möglich, den hiesigen Kliniksalltag alleine zu bewältigen, wenn man sich dazu imstande fühlt.
 Hier vor Ort befindet sich eine recht gut ausgebildete Zahnarzthelferin, Lida, die einem motiviert und hilfsbereit zur Seite steht. Wir waren begeistert von ihr.
 Probleme gab es am Anfang mit der Anzahl der Patienten, die zu bewältigen waren, so dass wir uns mittlerweile allmorgentlich bei Rita an der Rezeption auf eine bestimmte Anzahl beschränkt haben. Jeder bekommt der Reihenfolge der Ankunft nach eine Nummer zugeteilt, und diese Reihenfolge sollte auch eingehalten werden, um Streitigkeiten zwischen den Patienten zu vermeiden.
 Da es sehr, sehr viele extrem kariöse Zähne gab, lagen Extraktionen an der Tagesordnung. Füllungen im Seitenzahnbereich werden hier prinzipiell mit Amalgam gemacht und endodontische Behandlungen erfolgten an den Frontzähnen bis maximal zum zweiten Prämolaren.
 Gerne hätten wir noch mehr Prophylaxe-Unterricht in den umliegenden Dörfern betrieben, da hier jegliches Verständnis für Mundhygiene fehlt. Leider fehlte uns dafür aufgrund des grossen Behandlungsbedarfs in der Klinik die Zeit. Aber wir schafften es dennoch, unsere mitgebrachten Spenden-Zahnbürsten in der Schule von Guadalupe und in umliegenden Dörfern zu verteilen und anhand von Schaumodellen die richtige Zahnputztechnik zu erläutern. Jedoch wäre weitere Motivation und auch erneute Instruktion der einheimischen „Oral-Ferkelchen“ sehr förderlich und von unserer Seite sehr zu begrüssen. Falls es den nach uns folgenden Famulanten möglich ist, Materialspenden und Mundhygieneutensilien mitzubringen, würde das die hiesige Arbeit erleichtern, denn die Klinik ist auf Spenden angewiesen (Fluggesellschaft Iberia genehmigt jedem Passagier zwei Gepäckstücke  je 32 kg ).
 Neben unserer Arbeit hatten wir an den Wochenenden die Möglichkeit, die Umgebung zu erkunden, die sehr reizvoll ist. Das Misssionsgelände ist inmitten immergrüner Berge wunderschön gelegen . Abends kann man gemütlich auf dem Balkon sitzen, und neben Vogelgezwitscher und Froschgequake wird es paradiesisch ruhig sein. Trotz der Arbeit konnten wir uns in dieser Idylle sehr gut erholen. Dazu beigetragen haben unter anderem das gute Essen, die fürsorgliche und herzliche Betreuung durch die Schwestern und den Pater, sowie alle anderen Beschäftigten der Missionsklinik. Überhaupt ist es bemerkenswert, mit welcher Gastfreundschaft man hier empfangen wird.
 Ein Aufenthalt in Guadalupe ist also nur zu empfehlen.
Falls noch Fragen offen sind, würden wir uns freuen, näher Auskunft erteilen zu können.
 
Juliane Mehnert


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