Kristina + Dieter
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Guadalupe, 22. Februar bis 18. März 2016
In Ecuador ist man dem Himmel etwas näher als anderswo auf der Erde. Zumindest vermitteln die watteweich aussehenden, immer die Berge umhüllenden, scheinbar greifbar nahen Wolken dieses Gefühl. Unvergesslich für uns ist das unbeschreiblich schöne, fast surreale Panorama, das sich direkt vor der Veranda des Wohnhauses der Ärztinnen/Ärzte und Technikerinnen/Techniker uns präsentierte. Stundenlang hätten wir in diesem Ausblick auf den Regenwald "El Oriente" versinken können, wären da nicht die täglich zu uns strömenden Patienten gewesen.
Unser Tagesablauf wurde schon nach wenigen Tagen völlig selbstverständlich und wir funktionierten optimal im Team (2 Zahnärzte, 2 Technikerinnen), sei es bei den Mahlzeiten, in der Klinik oder bei gemeinsamen Ausflügen und Freizeitaktivitäten. Jeden Morgen klingelte der Wecker um kurz vor 6 und wir motivierten uns gegenseitig, den Tag mit einer Joggingrunde zu beginnen. Danach wechselten wir uns ab mit dem Vorbereiten des Frühstücks und wieder Abräumen. Das Mittag- und Abendessen wurde meist gemeinsam mit Pater Georg und den stets gut gelaunten "Hermanas" eingenommen. Georg beantwortete uns bereitwillig alle Fragen und stand uns bei Problemen verlässlich zur Seite.
In der Klinik gab es mehr als genug zu tun, ganz anders als wir es erwartet hatten. So konnten wir die für die erwarteten Pausen mitgebrachten Lektüren getrost im Zimmer lassen und uns ausschließlich auf unsere Arbeit konzentrieren. Meist besetzten wir beide Behandlungszimmer parallel und unsere tüchtige, immer aufmerksame und fröhliche Lida hüpfte hin und her und unterstütze uns auch bei den ein oder anderen sprachlichen Hürden. Zu unserer großen Überraschung verstand sie fast alle zahnmedizinischen Fachbegriffe auf Deutsch und brachte uns mit Sätzen wie zum Beispiel: "Zacke zur Backe" oder "Sodele" immer wieder zum Lachen.
Das Spektrum des Behandlungsbedarfs deckte von professioneller Zahnreinigung über sämtliche konservierenden und prothetischen Versorgungen bis hin zur Zahnentfernung alles ab. Nachdem wir uns während der ersten zwei Tage einen Überblick verschafft hatten, stellten wir mit Begeisterung fest, dass wir so ziemlich alles an Instrumenten und Materialien zur Verfügung hatten, was wir benötigten. Nur für Panoramaröntgenaufnahmen mussten die Patienten nach Loja überwiesen werden.
Unsere Patienten in Guadalupe legten sehr viel Wert auf Ästhetik. Bevorzugt wurden Füllungen und Prothesen in strahlendweiß und Klammern im sichtbaren Bereich wurden schon mal gerne in Eigeninitiative abgeknipst...jede Therapie wurde tapfer durchgestanden, nicht einmal nach erneuter Lokalanästhesie verlangt. Fürstlich belohnt für unseren unentgeltlichen Einsatz wurden wir mit unendlicher Dankbarkeit und glücklichen Gesichtern von jung bis alt. Amanda und Mariana sorgten liebevoll dafür, dass alles seine Ordnung hatte und wir in Ruhe unsere Arbeit machen konnten. Sehr angenehm gestaltete sich auch die Zusammenarbeit zwischen unseren fleißigen Laborbienchen Conny und Daniela und uns Zahnis. Bei Bedarf konnten wir sie jederzeit zum Patienten rufen und Details besprechen.
Von allen Seiten begegnete man uns offenherzig und äußerst freundlich. Trotz der lückenhaften Spanischkenntnisse und immensen kulturellen Differenzen kam es immer mal wieder zu intensiverem Austausch mit den Einheimischen. Unter Anderem wurden wir zu einer Saraguro Zeremonie, einem traditionellen Mahl bei den Shuaras und zu einer Mestizen-Hochzeit eingeladen. Mutig probierten wir viele bis dato unbekannte Speisen und Früchte (Guavas, Chantos etc), die wir in der Heimat wohl vermissen werden. Abends wurden zum Teil Fitnesskurse im Ort angeboten, eine Art Mix aus Zumba, Yoga und Aerobic, bei denen wir viel Spaß hatten und wieder neue Kontakte knüpften. Für die Wochenenden gab es diverse Optionen für Ausflüge in die Umgebung, wie zum Beispiel Loja, Vilcabamba und und und. Langeweile kommt hier nicht so schnell auf... Diese vielen kleinen Abenteuer ergeben in ihrer Gesamtheit eine unverzichtbare Lebenserfahrung.
Die außergewöhnlich angenehme authentische und natürliche Art der Menschen in und um Guadalupe gab uns die Chance, auch bei uns selbst noch ganz andere Facetten zu entdecken und zu entwickeln. Unserer Auffassung nach haben wir zwar unsere Arbeitskraft gegeben, aber gleichzeitig einen Schatz an persönlicher Bereicherung geschenkt bekommen. Ein solcher Einsatz erweitert den Horizont, lässt offen sein dem Unbekannten gegenüber und fördert außerdem die fachlich-kreative Kompetenz. Guadalupe, wir kommen wieder!
Heinz-Dieter Asbach & Kristina Klinkenbusch