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Moyano, Daniela

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani,  07. - 25. Januar 2019
Meine Ankunft in Bolivien verlief etwas unangenehm. Wir hatten Probleme beim Zoll, da die Zahntechnikerin Labormaterialien dabeihatte, deren Einfuhr laut Zoll nicht erlaubt war. Nach Auskunft der Zollbeamten hätte die Einfuhr weit im Voraus durch die Organisation angemeldet werden sollen. Ich konnte zum Glück die Situation auf Spanisch erklären und nach einem längeren Gespräch und detaillierter Kontrolle unseres Gepäcks wurde uns die Einreise mit den Materialien erlaubt. Anschließend hat uns Ronald am Flughafen abgeholt und wir sind zum Einkaufen gefahren. Uns war dabei nicht bewusst, dass es die einzige Möglichkeit sein wird, in einem größeren Supermarkt einzukaufen. Aus diesem Grund haben wir nur Kleinigkeiten wie Wasser für maximal zwei Tage gekauft. Danach fehlten uns die Zeit und Möglichkeiten, weitere Einkäufe für den Tagesbedarf zu tätigen.
Als wir in unserer Unterkunft angekommen sind, waren wir von der Unordnung und fehlenden Sauberkeit sehr enttäuscht und überrascht. Es stand uns noch nicht einmal Seife zur Verfügung, um die Hände zu waschen, was nach 19 Stunden Anreise unbedingt notwendig gewesen wäre. Es gab kein Wasser zu trinken, kein Toilettenpapier und die Bettlaken und Handtücher waren nicht sauber. Ich hatte den Eindruck, dass ich hier nicht willkommen bin. Es ist nicht das erste Mal, dass ich ehrenamtlich in einem solchen Projekt tätig bin – es war bereits meine fünfte Erfahrung. Ich habe natürlich keinen Luxus erwartet und es ist mir bewusst, dass ich Abstriche beim Lebensstandard machen musste.
Mit der Ausstattung der Praxis war ich zufrieden, da uns hochwertige Materialien für unsere Arbeit zur Verfügung standen. Ich möchte anregen, dass man die Einheit und das Ultraschallgerät mit Zitronensäure reinigen sollte, da das Wasser sehr kalkhaltig ist und die Kanäle schnell verstopfen. Direkt am ersten Tag, nach nur wenigen Stunden, ist die Lampe der Einheit kaputtgegangen. Die Reparatur fand erst am vorletzten Tag meines Aufenthaltes statt. Ich musste somit fast drei Wochen lang mit einer Stirnlampe behandeln. Diego hat uns auch mitgeteilt, dass das Röntgengerät kaputt wäre. Am vorletzten Tag haben wir erst vom Techniker erfahren, dass das Röntgengerät funktioniert aber die Entwicklungsflüssigkeiten abgelaufen seien. Somit konnten wir die komplette Zeit das Röntgengerät nicht einsetzen.
Am zweiten und am dritten Tag sind Laura und Anita krank geworden, was die Arbeit erschwert hatte. Rebecca und Laura haben mir in dieser Zeit assistiert und sehr viel geholfen.
Da jeden Tag sehr viele Patienten kamen, habe ich sie sich in eine Liste eintragen lassen, damit sie nicht in der Pause warten mussten und die Zeit anders nutzen konnten. Die Patienten, die wir aus Zeitgründen am selben Tag nicht behandeln konnten, haben einen Termin an den Folgetagen bekommen. So haben wir vermieden, dass die Patienten, die schon 8 Stunden warten mussten, nicht noch einmal so lange Wartezeit hatten. Diese Methode hat sehr gut funktioniert.
Insgesamt haben wir 235 behandelt, von denen 174 neue Patienten waren. Wir haben acht Prothesen gemacht, darunter Reparaturen, totale Prothesen und eine Schiene. Drei Patienten wurden mit einer totalen Prothese für Ober- und Unterkiefer versorgt.
Am zweiten Wochenende sind wir verreist, so dass Anita, Laura und ich von Samstag bis Sonntag nicht in Huancarani waren. Nach der Rückkehr haben wir festgestellt, dass jemand in der Praxis gearbeitet hat. Es wurden Materialien verbraucht, Instrumente genutzt und es wurde nicht aufgeräumt. Eine Flasche Chlorexidin und ein Fadenstopfer haben gefehlt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass Diego in der Praxis behandelt hat.
Insgesamt war meine Erfahrung trotz allen Widrigkeiten sehr positiv. In meiner Erinnerung bleiben viele lachende und glückliche Kinder, viel Zuneigung und Liebe. Ich denke jedoch, dass es viel zu verbessern gibt.
Für die Patienten sollte es klar kommuniziert sein, dass wir unentgeltlich arbeiten und keinen Profit aus den Behandlungen schlagen. Dieses Bewusstsein schien bei einigen Patienten nicht vorhanden zu sein und führte zu unangenehmen Diskussionen.
Dadurch, dass sich niemand drei Wochen lang um die Reparatur der Lampe und des Röntgengerätes kümmerte, hatte ich das Gefühl, dass unsere Arbeit keine besonders hohe Wertschätzung genießt.
Ich bin sehr dankbar, dass ich an diesem Projekt teilnehmen konnte. Ich hoffe, dass meine obigen Worte dazu beitragen werden, das Projekt zu verbessern. Ich würde mich freuen, wenn meine Hinweise als konstruktive Kritik aufgefasst werden würden. Ich bin gerne bereit mein Wissen, meine Kenntnisse und Fähigkeiten für die Weiterentwicklung des Projektes zur Verfügung zu stellen.  Hier sind meine Hände, meine Kenntnisse und mein Herz, um weitere Lächeln auf die Gesichter zaubern zu können.
Daniela Moyano
Anm.d.Red.:Dieser Bericht solle von allen gelesen werden, die Praxis und Wohnung nicht in dem Zustand hinterlassen, den man selber vorzufinden wünscht. Daniela´s Bericht zeugt von einer nicht akzeptablen Vorgehensweise, die manche Voluntarios sich herausnehmen: Es ist beschämend und rücksichtslos - ich bin entsetzt. Ekkehard Schlichtenhorst
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