Luiza C.
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Huancarani, 08. July bis 03. August 2022
Nach knapp 24h Reisezeit, erreichte ich im Juli den
Einsatzort Huancarani in Bolivien. Trotz der anfänglichen Bedenken, dass man
vom Zoll in Santa Cruz aufgrund der vielen Materialen im Koffer angehalten
wird, verlief die Anreise ohne Probleme, überall wurde ich direkt
durchgewunken. In Cochabamba am Flughafen, wurde ich von Will, Doña Adela´s Sohn, abgeholt. Dort hob ich direkt Geld ab und kaufte mir eine Simkarte von
Entel.
Vor Ort wurde ich sehr nett von Doña Adela, Ronald, Henry
(Doña Adelas jüngerer Sohn) und Lilli und Joel, mit denen ich die ersten 1,5
Wochen zusammenarbeitete, empfangen. Eine Woche später kam Ida angereist, mit der ich die
restliche Zeit zusammen in Huancarani gemeinsam behandelte. In meiner letzten
Woche reisten Albrecht und seine Tochter, Miguel und Waldemar (Zahntechniker)
an. Es war sehr schade, dass wir nicht noch länger zusammenarbeiten konnten.
Mittags und abends wird man lecker von Doña Adela bekocht
und isst zusammen mit ihr und ihrer Familie. Am Wochenende verpflegt man sich
selbst. Das Nötigste kann man an der Tienda um die Ecke erwerben, Früchte in
Sipe Sipe oder auf dem Markt in Quillacollo. Wenn man etwas bestimmtes sucht,
gibt es in Cochabamba große Supermärkte, zum Beispiel der IC Norte auf der Av.
America. Das ist jedoch nur Samstag, Sonntag oder Montag vormittags möglich, da
unter der Woche meist keine Zeit ist, bis nach Cochabamba zu fahren.
Das Apartment der Voluntarios ist sehr gut ausgestattet,
jedoch hatten wir während meiner ersten zwei Tage keine funktionierende
Toilette, da diese verstopft war (niemals Toilettenpapier in die Toilette
reinschmeißen!). Doña Adela, ihr Mann Don Felipe und Elias haben sich jedoch
blendend drum gekümmert und haben uns am Ende eine neue Toilette eingebaut,
sodass wir nicht mehr die Toilette im Consultorio benutzen mussten.
Da die Nächte, trotz sehr warmen Temperaturen am Tag, sehr kalt sind, war der beste Tipp, den ich vor meiner Abreise erhalten hatte, einen Schlafsack mitzubringen (auch ein Must-have für den Trip in Salar de Uyuni). Was die Verständigung mit den Leuten vor Ort angeht, waren Spanischkenntnisse auf jeden Fall wichtig. Abgesehen von Will, der Englisch spricht, muss man sich auf Spanisch verständigen können.
Das Consultorio ist gut ausgerüstet, und falls dann doch mal etwas fehlte, hat Ronald uns direkt weitergeholfen. Ich hatte zu wenig Handschuhe eingepackt, worauf hin er mir direkt neue besorgt hat. Jedoch muss ich dazu sagen, dass man einen qualitativen Unterschied merkt, da nach längeren Behandlungen Flüssigkeiten wie Blut durch die Handschuhe diffundiert sind. Ein Röntgengerät ist vor Ort, einfach zu bedienen, bei Fragen zum Entwicklungsprozess weiß Henry auch genau Bescheid wie es funktioniert und kann da behilflich sein. Zu Beginn und am Ende meines Einsatzes haben wir in zwei Räumen parallel in Teams von zwei Leuten behandelt. Wir haben uns stetig abgewechselt bezüglich Assistenz und Behandlung. Henry hat uns fortlaufend unterstützt, sei es durch Aufbereiten, Sterilisation der Instrumente, oder durch die Organisation der Patienten. Jeden Morgen vor Arbeitsbeginn sagte er uns immer Bescheid, wie viele Patienten draußen warten (manchmal schon seit 3Uhr in der Früh) und fragte wie viele Patienten wir behandeln können. Das war meistens nicht so einfach einzuschätzen, da man oft nie weiß was einen erwartet und wie viel Zeit man einplanen muss, weshalb es auch manchmal vorkam, dass wir weit über die reguläre Arbeitszeit arbeiteten. Während meines vierwöchigen Aufenthalts war in Bolivien Ferienzeit, weshalb wir wirklich immer einen Überschuss an Patienten hatten, insbesondere viele Kinder. Meistens bestand die Behandlung aus Füllungen oder Extraktionen. Viele Patienten kommen wegen den Placas (Prothesen), die wir zu Beginn erstmal vertrösten mussten, die aber sobald Waldemar da war, wieder in Scharen angetreten sind. Mir hat es immer eine große Freude bereitet, wenn zufriedene Patienten gemeinsam mit ihren Familien wieder und wieder zu uns zurück gekommen sind.
An den Wochenenden
haben wir mehrere Ausflüge unternommen. Unter anderem in den Toro Toro Nationalpark,
kann ich wärmstens weiterempfehlen, jedoch vielleicht nicht direkt am ersten
Wochenende, da es bei manchen Touren wie z.B. zu der Ciudad de Itas bis auf
3800m hoch geht, besser ist, man hat sich vorher etwas an die Höhe gewöhnt. Die
Aussichten im Nationalpark sind atemberaubend und am Wasserfall El Vergel kann
man sich nach der Wanderung abkühlen. Ein anderes Ziel für einen Wochenendtrip
ist Villa Tunari- tropisch, grün und heiß! Ich würde eine Unterkunft mit Pool
und Klimaanlage empfehlen. Vor Ort kann man verschiedene Nationalparks besuchen,
Rafting und andere Aktivitäten unternehmen. Während meines
Aufenthaltes fanden viele Feierlichkeiten und Paraden in Sipe Sipe und
Quillacollo statt, die wir dann zusammen mit Doña Adela und Familie besucht
haben.
In den vier Wochen habe ich mein fachliches Wissen,
Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen und erweitern können, besonders durch die
erfahrenen Zahnärzte Lili, Joel und Albrecht, die mir viele Tipps gegeben haben.
Auch durch den Austausch mit anderen Studenten und Frischapprobierten lernt man
viel. Ich
bedanke mich bei FCSM dafür, dass ich die Möglichkeit hatte an diesem Projekt
teilzunehmen. Es war eine tolle und bereichernde Erfahrung!
Luiza C.