Zeyn, Ann-Kathrin
Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani, 04.10. - 26.11.2022
Durch eine Freundin aus der Meisterschule bin ich auf das Projekt „Huancarani“ aufmerksam gemacht worden. Ich war so begeistert von der Idee, in Bolivien zu arbeiten, den Menschen vor Ort zu helfen und zugleich das Land zu erkunden. So habe ich mich direkt beworben. Nicht damit gerechnet, so schnell eine Antwort von Ekkehard zu bekommen, musste ich mir erstmal klar werden, wann ich überhaupt das Projekt Huancarani starten soll? Ein Mitschüler (Tristan) ist auf mein Vorhaben aufmerksam geworden und schon stand die Idee im Raum, lass uns das Abenteuer doch zu zweit bewältigen. Nach kurzer Absprache mit Ekkehard stand der Termin fest: Nach Bestehen der Meister-Prüfung Anfang Oktober soll es losgehen für 2 Monate. Die Flüge waren schnell gebucht und voll freudiger Erwartung sassen wir im Flieger und begannen unser Abenteuer.
Am Flughafen wurden wir von Henry in Empfang genommen, aber durch unsere spärlichen Spanischkenntnisse war die Kommunikation leider etwas schwierig.Angekommen in Huancarani wurden wir sehr herzlich empfangen durch die bereits anwesenden Volunteers Lena, Camilla und Erwin, und schnell stellten wir fest „puh die andern sprechen Spanisch“ so war das Problem auch behoben. Wir beide waren erleichtert. Nach einem gemeinsamen Frühstück wurden uns die Räumlichkeiten gezeigt. Wir waren sehr erfreut über die positive Stimmung zwischen den Volunteers (wie in einer sehr herzlichen WG) und die erste Anspannung war abgefallen.
Uns wurde berichtet, dass wir sehnsüchtig erwartet wurden, da ein sehr großer Bedarf an neuen Prothesen (Placas) vorhanden sei. Beim ersten Betreten des Labors war ich überrascht! Es ist alles vorhanden, was benötigt wird und sogar in einem top Zustand (neue Poliereinheit, neuer Trimmer, Abdampfer, zwei Arbeitsplätze).
Nach einem leckerem Mittagsessen von Doña Adela ging es dann auch direkt an die Arbeit. Die ersten Abdrücke wurden gebracht und wir haben sofort losgelegt. Desinfizieren, Modelle herstellen, und schon wurden die ersten Klammern gebogen, Zähne aufgestellt und Prothesen fertiggesellt. Jede Arbeit war eine neue Herausforderung für uns, durch sehr individuelle Zahnstellungen und Bisssituationen, aber durch die gute Absprache mit den Behandelnden (Camilla, Lena, Lea und Julia sowie Zahnarzt Erwin) war das kein Problem, und jeder Patient wurde bestmöglich versorgt. Nach und nach wurde es immer mehr Arbeit, sodass Tristan und ich sogar ein kurzes Placa-Verbot aussprechen mussten, um die angefangen Placas erstmal alle erstmal fertigzustellen zu können.
Das Arbeiten hat mir sehr viel Freude bereitet, teilweise durfte ich sogar meine angefertigte Arbeit im Patientenmund betrachten. Da es zahlreiche Placas herzustellen gab, war es eine schöne Belohnung, die strahlenden Patientengesichter zu erleben.
Wenn uns mal Material ausgegangen ist, wurde sofort für Nachschub gesorgt. Da auch die Volunteers immer für Nachschub an mitgebrachtem Material aus Deutschland sorgen, mangelt es an Nichts vor Ort. Leider hat der aktuell vorhandene Drucktopf von Tag zu Tag schlechter den Druck halten konnte, wurde uns mitgeteilt, dass schon ein neuer Drucktopf für nächstes Jahr fest eingeplant sei (Juhuu).
Zudem war ich sehr überrascht, wie geduldig die Bolivianer sind. Die Patenten warten früh morgens am Tor. Da es die Reglung gibt, wer als erster da ist, wird auch als erster behandelt. Die Arbeitszeiten habe ich als sehr angenehmen empfunden. Montags haben wir erst um 14.00 Uhr losgelegt, wodurch man ein verlängertes Wochenende hat, um Ausflüge zu starten. Welches wir auch jedes Mal ausgenutzt haben, um die Salzwüste im Uyuni, Tupiza (super um meinen Mädchentraum zu verwirklichen: Reiten wie im wilden Westen), Potosí, La Paz und den Titicacasee zu besuchen. Durch die Nachtbusse kann das knappe Wochenende noch besser genutzt werden. Man kommt super schnell von Stadt zu Stadt und kann direkt mit vorher gebuchten Touren starten.
Auch haben wir mal ein Wochenende vor Ort verbracht um die nahegelegenen Städte wie Quillacollo, Sipe Sipe und Cochabamba zu erkunden. Natürlich darf ich die wunderschönen Märkte nicht vergessen zu erwähnen, wo man überall super leckeres Obst und Gemüse einkaufen kann (für das Frühstück hervorragend geeignet).
In der Woche wurden wir immer kulinarisch verwöhnt von Doña Adela, das Essen war jedes Mal hervorragend (ich werde es vermissen). Zuvor hatte ich gehört, dass Fleisch ganz oben auf der Liste der bolivianischen Küche steht. Welches sich auch sehr bestätigt hat durch den ersten Besuch in der Stadt Quillacollo, dennoch habe auch ich als Vegetarierin immer was leckeres zu essen gefunden. Das vorzügliche Essen von Adela (meistens vegetarisch) habe ich sehr zu schätzen gelernt (ein Traum)!
Die 2 Monate in Huancarani werde ich als sehr lehrreiche und unvergessliche Zeit in Erinnerung behalten. Die Zusammenarbeit mit den andern Volunteers hat super und reibungslos geklappt, ich habe tolle, herzliche Menschen kennenlernen dürfen. Nicht zu vergessen die dort lebende Familie Adela, Filipe mit ihren beiden Kindern Henry und Will, die sich super um das tolle Anwesen sowie die Versorgung der Volunteers sorgen.
Tausend Dank, dass ich Teil dieses tollen Projektes vom FCSM e.V. sein durfte, immer wieder gerne!!
Ann-Kathrin Zeyn