Gerlach, Holger
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Huancarani, 24. Mai bis 24. Juni 2023
Nach 7 Einsätzen in Guadalupe, Ecuador, (der letzte war 2019) wurde es für mich höchste Zeit, unser Projekt Huancarani persönlich durch Ableistung eines Freiwilligendienstes kennenzulernen. Als die Brandmail von Ekkehard kam, dass eine nicht unerhebliche Lücke im Belegungsplan entstanden war, habe ich, nach kurzer Absprache mit meiner Familie, entschieden: 5 Wochen davon kann ich abdecken.
Die Flüge wurden direkt telefonisch bei Air Europa gebucht, was den Vorteil hatte, dass ich gegen einen nur sehr geringen Preisaufschlag ein 2. Gepäckstück dazubuchen konnte. Das war nötig, um 18 Kilo Materialen für Praxis und Labor transportieren zu können. Die Anreise verlief ohne Komplikationen, nur sollte man für die Zukunft wissen, dass das Gepäck nicht, wie in Frankfurt am Flughafen versichert, bis Cochabamba durchgecheckt wird, sondern in Santa Cruz in Empfang genommen werden, durch den Zoll gebracht und bei Amazonas neu aufgegeben werden muss. Am Zoll wurde der Materialkoffer zwar gründlich untersucht, aber das Vorzeigen des ausgestellten Certificado beendete alle Diskussionen und ich konnte den Koffer wieder verschließen und meines Weges gehen.
Am Flughafen von Cochabamba nahmen mich Henry und Ekkehard in Empfang und versorgten mich erstmal an einem Straßenstand mit einem leckeren Frühstück. In Huancurani angekommen, bekam ich von Ekkehard eine Einführung in das gesamte Projekt. Danach führten mich Anna und Haoran in die Feinheiten der Praxistätigkeit ein. So konnte ich gleich, von Henry tatkräftig unterstützt, mit der Behandlung beginnen. Die Praxis ist mittlerweile so gut ausgestattet, dass, dank Ekkehard, in beiden Behandlungszimmern parallel vollwertig das gesamte Behandlungsspektrum angeboten werden kann. Überhaupt braucht dieses Projekt keinen Vergleich mit anderen Hilfsprojekten scheuen, und es werden in Huancarani sehr, sehr gute Arbeits- und Lebensbedingungen für die Volontarios geboten.
Es hat richtig Spaß gemacht, in einem tollen Team, bestehend
aus Anna, Monika, Haoran, Frank und Henry, zu arbeiten und mit ihnen die Abende
verbringen zu dürfen. Später lösten Marleen und Lilith Monika und Frank ab und
es ging genauso harmonisch weiter. Ganz besonders zu unserem Wohlgefühl beigetragen
hat Doña Adela mit ihrer lieben, zugewandten Art und ihren hervorragenden
Kochkünsten. Sie war und ist unsere bolivianische „Mama“.
Ganz besonders danken möchte ich Anna, die kurz vor ihrem
Einsatz ihr Examen in Wien bestanden hatte. Sie hat die ganze Zeit gut auf mich
aufgepasst, wusste alles über das Consultorio, war von Haoran hervorragend in
die Chirurgie eingearbeitet und hatte stets lächelnd für jedes Problemchen eine
Lösung parat. Eine wahre Freude!
Die Wochenenden nutzte ich für kleine Ausflüge in die nähere
Umgebung von Sipe Sipe, Quillacollo und Cochabamba. Auf längere Ausflüge über
das Wochenende habe ich als bekennendes Weichei im bolivianischen Winter lieber
verzichtet.
Fazit: Die fünf Wochen vergingen wie im Fluge, es hat
richtig Spaß gemacht und ich komme bestimmt wieder.
Holger Gerlach