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Altschäffel, Alina

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Huancarani, 26. Mai -25. Juni 2022
Alles begann Ende 2021, als ich Kontakt zu Dr. Ekkehard Schlichtenhorst aufnahm, bald darauf stand schon mein Aufenthalt ab Ende Mai fest.
In Cochabamba gelandet, wurde ich von Wilfredo abgeholt und ins ca. 60 min entfernte Huancarani gebracht, wo ich von der ganzen Familie, Mehmet und Kasia (den beiden Volontären) freundlichst empfangen wurde.
Mehmet hatte viele Jahre seine eigene Praxis in Südtirol und ist sehr routiniert, so konnte ich mich die ersten Tage langsam im Consultorio zurechtfinden und von seiner Erfahrung lernen. Nachdem Mehmet´s drei Wochen im Projekt vorbei waren, kam Sandra aus Berlin. Zusammen mit Henry wurden wir bald ein eingespieltes Team. Wir bevorzugten, meist in einem Zimmer zu behandeln und uns abwechselnd gegenseitig zu assistieren. Theoretisch wäre es möglich auch auf 2 oder 3 Zimmern zu behandeln, besonders dann sinnvoll, wenn mehrere Volontäre vor Ort sind. Wir hatten es versucht, aber das Gefühl keine große Zeitersparnis zu haben, da Assistenz und manchmal Instrumente fehlen, außerdem hatten wir zusammen auch mehr Spaß.
Das Consultorio ist sehr gut ausgestattet, viele Materialien werden aus Deutschland importiert und auch die Geräte (z.B. Schallscaler, VDW Gold, GIZ-Anmischer..) und die Einheiten sind gut in Schuss. Außerdem ist Henry, der sich um die Patientenaufnahme, den Steri und die Desinfektion nach jedem Patienten kümmert, eine große Hilfe und ein wirklich netter Kerl, der zu einem Freund wurde. Das Spektrum der Behandlungen umfasste WKB, Extraktionen, Füllungen und PA/PZR. Ab August wird auch ein Techniker vor Ort sein, womit auch wieder prothetische Arbeiten angefertigt werden können. Die Nachfrage ist jedenfalls schon jetzt groß, generell war der Patientenansturm den gesamten Zeitraum über recht hoch, so dass wir eigentlich jeden Tag durchgehend beschäftigt waren. Das Consultorio ist von 8:30 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
Nebenan wohnt Ronald mit seiner Familie, welcher die Organisation des Consultorios übernimmt. Seine Frau Thika, die halb Schweizerin ist und auch fließend Deutsch spricht, gibt Spanisch-Unterricht. Die Einzelstunden empfand ich als sehr hilfreich und günstig. Beide sind bemüht, den Volontären eine angenehme Zeit zu bereiten und sind jederzeit bei Fragen oder Problemen erreichbar.
Die Wohnung ist gemütlich eingerichtet und hat alles, was man braucht. Es gibt ein paar Besonderheiten zum Beispiel bezüglich des Warmwassers oder der Mülltrennung zu beachten, jedoch ist alles gut machbar. Nachts ist es oft laut durch Hunde, muhende Kühe oder miauende Katzen, auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Doña Adela hat uns jeden Tag unter der Woche mittags und abends bekocht, das Essen war lecker und sie, wie auch die gesamte Familie, immer sehr lieb. Für den bolivianischen Winter würde ich empfehlen, warme Klamotten einzupacken und eventuell sogar einen Schlafsack. Die Häuser sind schlecht isoliert und nachts wird es sehr kalt. Dies gilt insbesondere, falls man im Anschluss noch in höher gelegene Gebiete reisen möchte, zur Referenz in Uyuni hatte es beispielsweise bis -20 Grad.
Bezüglich der Höhe hatte ich in Huancarani kaum Probleme, diese kamen erst im Anschluss an die Famulatur in der Nähe von La Paz ab ca. 5000 Metern. Hier hat mir das Medikament „Sorokchipil“ gut geholfen.
Wer länger als 30 Tage in Bolivien bleibt, muss das Visum kostenlos beim Migrationsamt in Cochabamba verlängern lassen. Das war an sich kein Problem, nur nervig. Auf der FCSM-Website gibt es einen ausführlichen Text, was es diesbezüglich zu beachten gibt, damit man kein teures Arbeitsvisum oder unangenehme Fragen gestellt bekommt.
Zusammen mit Sandra war ich viel unterwegs, unter anderem in Uyuni, La Paz und Copacabana am Titicacasee. An Wochenenden fuhren wir außerdem in den Pairumani Nationalpark und nach Cochabamba. Kleinere Ausflüge nach Sipe Sipe oder Quillacollo sind auch während der Woche möglich. Um die Kultur zu erleben, lohnt es sich auch Ausflüge mit Doña Adela und ihrer Familie zu unternehmen, so konnten wir zum Beispiel live dabei sein, wie vier Lamas für „buena suerte“ zur Sonnwendfeier geopfert wurden und deren Blut zur Gesichtsbemalung diente.
Alles in allem kann ich das Projekt von Herzen empfehlen, besonders für mich als frisch-approbierte Zahnärztin war es von unschätzbarem Wert mit Mehmet und Sandra erfahrene Kollegen an der Seite zu haben und hätte mir auch keine bessere Gesellschaft wünschen können. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an die beiden und die gesamte Organisation dahinter mit Ekkehard, Ronald und dem gesamten FCSM.
Alina Altschäffel

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