Vollmar, Nathalie
Erfahrungsberichte > Archiv
Bolivia movil 21.08. – 12.09.2017
Meinen 3-wöchigen Einsatz im Projekt Bolivia movil
habe ich zusammen mit Ekkehard im April 2017 geplant. Die Vorbereitungen liefen
sehr unkompliziert und ein Visum für Bolivien war nicht nötig. Geflogen bin ich
von Amsterdam aus, da dies im Vergleich zu Frankfurt wesentlich günstiger war.
Mit Air Europa hatte man 2x23kg Gepäck frei, also durchaus genug, um die im
Vorfeld besorgten Materialien (Danke an Gerl Dental, Kaniedenta und MPS)
unterzubringen.
Selbst mitzubringende Materialien sollte man am
besten kurz mit Ekkehard absprechen. Auf jeden Fall wichtig sind Handschuhe,
Mundschutz, Händedesinfektion, Schutzbrille und eine Stirnlampe. Wer großzügige
Spender findet, kann auch gut Wischdesinfektion für Oberflächen, Anästhetika
(Articain 1:200.000, im bolivianischen Dentaldepot gab es dies nicht!),
Füllungsmaterialien (Kein maschinell anmischbares Amalgam/GIZ in Kapseln
mitbringen, dafür sind keine Geräte vorhanden. Am besten man versucht Komposit
zu besorgen), Parotispflaster/große Watterollen (die mobilen Absaugungen sind
nicht ganz so stark wie man es aus Deutschland kennt) und natürlich Geschenke
für die tapferen Patienten mitbringen. An Instrumenten war bei uns alles
ausreichend vorhanden, wer aber gerne eine bestimmte Art Hebel oder ähnliches
benutzt, sollte diesen mitbringen.
Mein Team war zunächst für 2 Wochen in einer Schule
in Sucre. Unsere Tätigkeit bestand aus Füllungen, Extraktionen und Limpiezas.
Die empfohlene Quadrantenbehandlung zeigte sich hier als sinnvoll, so spart man
Anästhetika und Materialien und schafft es, motivierte Patienten auch in der
kurzen Zeit durch zu behandeln. Wir haben uns sehr gefreut, dass am Ende einige
Kinder Kariesfrei waren.
Der Versuch, mit der Schule ein System
auszuarbeiten, um einen stetigen Patientenfluss zu generieren (2 Kinder in
Behandlung, 2 Kinder am Warten), scheiterte leider am mangelnden Engagement
seitens der Schule. Oft haben wir
morgens die Patienten erstmal suchen müssen nur um mittags vor lauter Andrang
kaum die Türen zum Behandlungsraum geschlossen halten zu können. Auch Schilder mit Öffnungszeiten etc. haben
da leider nicht geholfen. Gearbeitet haben wir von 8:30 – 12, von 14-17Uhr. Wie
man es von zuhause kennt, fiel die Mittagspause aber natürlich immer kürzer aus
und auch der Feierabend wurde meist nach hinten verschoben. Nach Feierabend
mussten die Instrumente noch gereinigt werden. Da der Steri nicht in der Schule
gelagert werden konnte, mussten wir dafür die Instrumente zunächst im Bus zum
HI Hostel transportieren, dort reinigen und anschließend sterilisieren.
In meiner letzten Woche (mein Team hat dann noch 3
Wochen länger gearbeitet) waren wir in Zudañez, ein kleiner Ort ca. 2 h entfernt
von Sucre. Hier haben wir uns auf Anhieb sehr wohl gefühlt. Wir wurden im Haus
der Organisation „Fé y Alegria“ untergebracht, ca. 200 Meter neben der Schule.
Angenehm überrascht waren wir von der Dusche, die bei genügend Wasserdruck auch
tatsächlich heiß wurde!
Die Schule in Zudañez hat uns morgens ein zweites
Frühstück (leckeres selbst gebackenes Brot mit Api) und ein Mittagessen (auch
immer super lecker) gebracht. Nur um das Abendessen haben wir uns selber
gekümmert, da hatten wir entweder die Möglichkeit im „Restaurant“ zu essen oder
selber zu kochen.
In Zudañez gab es zwar kein Wlan, aber das mobile
Internet funktionierte. Die bolivianische Simkarte wurde hier also komplett
ausgenutzt. Eine Simkarte (wir hatten Entel) sollte man sich auf jeden Fall
besorgen, auch in Sucre war das sehr praktisch.
Spanisch konnte ich zu Beginn der Behandlungszeit
übrigens nicht, die üblichen Vokabeln (Abre la boca!) eignet man sich aber sehr
schnell an. Da in unserem Team glücklicherweise jemand Spanisch sprechen
konnte, kamen wir so auch sehr gut zurecht. Ein Spanischkurs wäre aber mit
Sicherheit nicht verkehrt gewesen.
Insgesamt war es eine tolle Erfahrung und ich bin
Ekkehard für die Begleitung und Organisation des Projektes sehr dankbar. Ich
freue mich, weiterhin mit dem FCSM in Kontakt zu bleiben, und hoffe, nochmals in
Südamerika aktiv werden zu können.
Nathalie Vollmar