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Sabbagh, Hisham

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani  14.07. – 12.08.2016

Das Examen war keine 8 Wochen vorbei, da saß ich bereits voller Aufregung und Vorfreude im Flugzeug Richtung Cochabamba. Im Gepäck 10 kg Material für das Consultorio und, wie sich rausstellen sollte, zu wenig warme Klamotten. Zum Glück war Ronald so nett, mich zu dieser unmöglichen Uhrzeit (4 Uhr morgens) abzuholen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass inzwischen eine direkte Verbindung Madrid – Cochabamba besteht, die ich persönlich als sehr angenehm empfand.

Das Projekt
Die hier bestehende Infrastruktur ist beeindruckend. Mal abgesehen von dem top ausgestatteten Consultorio mit eigenem Röntgenraum, dem zahntechnischen Labor und 2 benachbarten Arztzimmern gibt es die PIRWA, mehrere Seminarräume (z.T noch im Bau) und 2 komfortable Wohneinheiten, die nach europäischen Standards gebaut worden sind. Ich bezog das äußere Zimmer in der Wohneinheit über unserer Gastmutter Doña Adela, mit Blick auf die umgebenden Berge. Die Küche ist gut ausgestattet. Neben Kühlschrank mit Kühlfach, Ofen, 4x Gaskochfeld und Teekocher gibt es auch einen Toaster. Ich persönlich habe die Küche hauptsächlich zum Frühstück (frische Eier und Milch gibt es vorne bei Doña Petri) und für Snacks genutzt, da zum Mittag- und Abendessen traditionelle und gute bolivianische Küche von Doña Adela serviert wird. Erwähnenswert ist die Verfügbarkeit von warmen Wasser, ein Luxus, den ich auf meiner anschließenden Reise noch häufig vermisst habe.
 

Ausstattung des Consultorio & Arbeit
Auf der Webseite und aus vorausgegangenen Erfahrungsberichten habt Ihr sicher bereits einige Informationen entnehmen können, deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung. Für das chirurgische Arbeiten hat es mir an nichts gefehlt. In der Endodontie war es ein Luxus mit elektrischer Längenmessung zu arbeiten und mit Kofferdam, den ich auch gerne bei geeigneten Patienten für Füllungen angewendet habe. Hierfür kann man auf eine große Auswahl von Kompositen, GIZ, Amalgamen und Kompomeren zurückgreifen. Im Bereich Prophylaxe steht einem eine wassergekühlte, schallbetriebene Scaling-Einheit zur Verfügung, sowie eine Pulverstrahleinheit und jede Menge Material zum Mitgeben.
Das Patientenaufkommen betrug durchschnittlich etwa 10-15 Patienten pro Tag. Das war abhängig vom Wochentag, Lust und Laune, Position der Sterne und anderen Dingen die man schwer beeinflussen kann. Jedoch spricht es sich schnell rum, wenn man gerne bei der Arbeit ist und die Sprachbarriere nicht zu groß ist. Mir hat es immer große Freude gemacht zu sehen, wie zufriedene Patienten nach und nach ihre Kinder, Großeltern, Freunde und Cousinen zu uns in Consultorio schickten. Ich persönlich fand es in diesem Zusammenhang befreiend, mich vom starren Universitätsdenken etwas zu lösen und eine patientenorientierte Kompaktversorgung, wie sie auch in den Therapierichtlinien für das Projekt gefordert werden, anzubieten.
Abseits der Arbeit
An dieser Stelle möchte ich auf den Artikel „Ausflugsziele von Huancarani aus“ verweisen, der gute Informationen zu einigen Standardzielen enthält. Darüberhinaus möchte ich jeden animieren, auch andere Ziele anzusteuern. Bolivien ist eines der wenigen Länder, die ich bereist habe, in dem es zum Teil noch authentischen Tourismus gibt. So bin ich in Quillacollo und Cochabamba so gut wie nie anderen Touristen begegnet, nur einer Handvoll in der berühmten Minenstadt Potosí. Hier gibt es die Möglichkeit, in das echte Leben der Bolivianer einzutauchen, Geschichten zu hören und Erfahrungen zu machen, die Euch kein professioneller Tourdienstleister anbieten kann. Empfehlen kann ich Euch hier den Reiseführer „REISE Know-How Perú Bolivien“ der zum einen sehr umfangreich ist und vorallem auch genau beschreibt, wie man von A nach B kommt, was es kosten darf und worauf zu achten ist.
Resümee
Ihr habt Lust ein exotisches Land zu bereisen und dabei noch zahnärztlich/zahntechnisch tätig zu sein? Ihr wollt nicht nur chirurgisch etwas dazulernen, sondern der armen Dorfbevölkerung auch hochwertigen Zahnersatz und damit die Möglichkeit zu essen, zu sprechen und zu lächeln zurückgeben? Dann kann ich euch das FCSM-Projekt in Huancarani in jeder Hinsicht empfehlen. Die enge Zusammenarbeit mit den Zahntechnikern, den anderen Zahnärzten und vorallem mit den vielen jungen Patienten war für mich Gold wert. Dabei wohnt man mit den anderen bei Doña Adela fast wie zuhause.

Hisham Sabbagh
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