Valenzuela, Priscilia - FCSM-WEB-Seite

Direkt zum Seiteninhalt

Valenzuela, Priscilia

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani, 19.Februar bis 13. April 2018
Bereits zu Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich nach dessen Abschluss als frischgebackene Zahnärztin nach Südamerika reisen möchte, um meine neu erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse in einem Hilfsprojekt einzusetzen. Im 10. Semester, dem Semester vor dem Examen, fing ich schließlich an zu recherchieren und bewarb mich beim FCSM (Förderkreis Clinica Santa Maria e.V.) für den Einsatz in Huancarani, Bolivien. Mir gefiel die Tatsache, dass man dort als frisch approbierte Zahnärztin mit einem erfahrenen Zahnarzt gemeinsam behandelt und erhoffte mir dadurch zusätzlich eine gute Lernerfahrung. Des Weiteren wird das Einsatzteam durch eine Zahntechnikerin und
Prophylaxehelferin verstärkt. Der Kontakt mit Dr. Ekkehard Schlichtenhorst, dem Projektleiter, verlief reibungslos. Auf meine Fragen erhielt ich meistens bereits am selben Tag noch eine hilfreiche Antwort und auch sonst war er eine große Unterstützung bei meinen Vorbereitungen, so dass diese für mich problemlos neben und direkt nach dem Examen zu bewältigen waren.
Im Januar 2018 ging es dann endlich zu meinem lang ersehnten Traumziel Südamerika. Vor dem Einsatz reiste ich sechs Wochen durch Argentinien und Chile, wo ich schon mal mein Spanisch auffrischen konnte und ein wenig von der südamerikanischen Kultur und Mentalität kennenlernen durfte. Während in Argentinien und Chile noch ein deutlich europäischer und amerikanischer Einfluss zu erkennen ist, erschien mir Bolivien wie eine ganz andere unbekannte faszinierende Welt. Das Land ist stark indigen geprägt, immerhin gehören etwa die Hälfte der Einwohner indigenen Stämmen an und auch gibt es neben Spanisch noch drei weitere indigene Amtssprachen. Gerade in der Gegend um Huancarani ist der indigene Anteil sehr hoch und somit findet man sich schnell von typisch bolivianisch aussehenden Einwohnern mit farbenfroher Tracht und langen schwarzen Zöpfen umgeben. Als Tourist kann man kaum verhindern als „blasser“ Vogel herauszustechen, egal wie sehr man auch versuchen mag, sich anzupassen und nicht aufzufallen. Auch muss man hier auf die allgegenwärtige Armut gefasst sein, immerhin ist Bolivien eines der ärmsten Länder Südamerikas. Ich hatte mich zwar darauf eingestellt, dennoch war es für mich etwas anderes dies mit eigenen Augen zu sehen. Zweifelsohne muss man hier auch bereit sein, sich diesen Umständen anzupassen und seine hohen Ansprüche an Hygiene und Komfort herunterzuschrauben (ein Tipp vorweg: stets eigenes Toilettenpapier und Seife/Desinfektionsgel dabeihaben).
Als ich im Februar schließlich in Huancarani ankam wurde ich von einem erfahrenen Kollegen erwartet, der bereits zum dritten Mal in Huancarani im Einsatz war und auf eine langjährige erfolgreiche Zahnarztkarriere zurückblicken durfte. Durch ihn erhielt ich an meinem ersten Wochenende eine super Einführung. Er zeigte mir die nächstgrößeren Ortschaften (Sipe Sipe, Quillacollo) und deren Märkte, bei denen wir herrliches Obst und Gemüse fürs Frühstück kaufen konnten und erklärte mir das Trufi-System, ein sehr gut funktionierendes Minibus-/Taxisystem bestehend aus mittelgroßen Vans, in die sich bis zu 20 Personen quetschen, die ständig entlang bestimmter Strecken fahren und einen für durchschnittlich 25 Cent an beliebigen Orten entlang der Strecke aufsammeln bzw. aussteigen lassen. Ebenso bot er mir einen Überblick über das Consultorio, die Behandlungseinheit, die Materialien und Behandlungsabläufe. Generell kann ich es nur empfehlen, ein paar Tage vor dem Einsatz anzureisen, um sich schon mal ein wenig zu akklimatisieren und einen Überblick zu verschaffen.
Im Folgenden gliedere ich meinen Bericht anhand der Schwerpunkte Consultorio, Patienten, Doña Adela´s Familie, Huancarani  und unsere Wochenendausflüge.
Consultorio
Je nachdem mit was für Erwartungen man hinkommt ist man, mit deutschen Standards im Kopf, entweder etwas desillusioniert oder wie ich doch positiv überrascht von der Ausstattung, die man vorfindet: ein ordentlicher, gepflegter Behandlungsraum mit Behandlungseinheit, Heißluftsterilisator, Röntgenraum und allen nötigen Materialien, größtenteils von Volontären aus Deutschland mitgebracht. Ich nahm mir anfangs einen Nachmittag Zeit um in Ruhe durch die vielen Schubladen und Schränke zu stöbern und mich zu orientieren. Es gibt auch jede Menge ausgedruckte Anweisungen/Anleitungen an den Wänden und in verschiedenen Ordnern, die eine gute Hilfestellung bieten. Ich hatte Glück, dass ich eine persönliche Einführung durch einen erfahrenen Vorgänger erhielt, aber mit Hilfe der ausführlichen Anleitungen ist auch eine eigenständige Einweisung möglich, wenn auch sicherlich recht (zeit-)aufwendig. So gibt es zum Beispiel auch eine Anleitung im Röntgenraum, mit deren Hilfe man problemlos die Lösungsbäder ansetzen und die Röntgenbilder eigenständig entwickeln kann.
Nichtsdestotrotz sind die Behandlungsbedingungen nicht ganz mit den deutschen zu vergleichen und man muss in vieler Hinsicht bereit sein, Kompromisse einzugehen bei der Behandlung bis hin zur Hygiene und Müllentsorgung. Für mich, als frische Uniabgängerin, wo an der Uni alles besonders streng gehandhabt wurde, war dies schon eine große Umstellung, an die ich mich erstmal gewöhnen musste. Es passierte dann auch schon mal, dass die Absauganlage
ausfiel, der Sterilisator nicht mehr funktionieren wollte, wir ohne Licht dasaßen, einen undichten Schlauch flicken mussten oder sich der Behandlungsstuhl aus der maximalen Neigung nicht mehr lösen ließ. Solche Herausforderungen konnten wir mit etwas Kreativität und Flexibilität meistens gut lösen, sodass wir nur selten Patienten tatsächlich nach Hause schicken mussten, weil eine weitere Behandlung nicht mehr möglich war.

Patienten
Während meines Einsatzes haben wir sehr viele Füllungen, Fissurenversiegelungen, Extraktionen, Interimsprothesen und so manche Wurzelkanalbehandlungen (etwa ein halbes Dutzend in den letzten drei Wochen) durchgeführt. Die erste Frage, die wir jedem Patienten stellten, war „Su primera vez aqui?“ (Sind sie zum ersten Mal bei uns?). Je nach Antwort konnten wir dann mit Hilfe der elektronischen Patientenverwaltung entweder einen neuen Patienten im PC anlegen oder einen wiederkehrenden Patienten suchen und die bisherigen Behandlungsschritte und Befunde verfolgen. Dies vereinfachte die Planung und beschleunigte den Behandlungsablauf. Die Behandlungszeiten waren von 8.30 bis 12 Uhr
vormittags und 14 bis 18 Uhr nachmittags ohne vorherige Terminvereinbarung. Wir durften also jeden Tag aufs Neue gespannt sein, was auf uns zukommt. In den zwei Monaten meines Einsatzes konnten wir kein Muster im Patientenaufkommen erkennen. Selten kamen nur ein bis drei Patienten pro halben Tag, meistens waren es um die 15 Patienten pro Tag und manchmal behandelten wir sogar über 20 Patienten am Tag. Häufig warteten bereits einige Patienten vor dem Tor wenn wir öffneten. Viele Patienten kamen mit der ganzen Familie. Manchmal hatten wir so einen großen Patientenandrang, dass wir wie am laufenden Band arbeiteten und es trotzdem nicht schafften alle zu behandeln. Es blieb uns dann nichts anders übrig, als einige Patienten auf den nächsten Tag zu vertrösten. Was dabei auffällig und wirklich staunenswert war, war, dass selbst Patienten, die bereits vier Stunden lang geduldig gewartet hatten, trotzdem stets verständnisvoll reagierten und sich sogar noch bedankten.
Die Untersuchungsergebnisse waren leider immer wieder durch die Folgen der mangelhaften Aufklärung bezüglich Mundhygiene und Ernährung geprägt. Die Patienten wissen einfach nicht, dass Zucker und Säuren schädlich sind für die Zähne und verstehen nicht welch große Bedeutung eine regelmäßige Mundhygiene für die Zahngesundheit hat. Auch wurde ihnen noch nie eine geeignete Zahnputztechnik gezeigt. Somit haben Süßigkeiten und Soft-Getränke (allen voran Coca-Cola) einen größeren Anteil im Ernährungsplan als beispielsweise Wasser und Milchprodukte (die einfach auch teurer sind) und viele Bolivianer besitzen keine Zahnbürste, geschweige denn Zahnpasta. Dementsprechend war bei Erwachsenen ein kariöses Lückengebiss die Regel, bei Teenagern waren leider viel zu häufig alle vier Sechs-Jahr-Molaren nicht mehr erhaltungswürdig und die meisten Kinder hatten mehr zerstörte Milchzähne als gesunde. Aber gerade dafür sind wir ja da, um hier einzuhaken und Hilfestellung zu bieten. Es gab also viel Arbeit für uns und die Herausforderung war, nicht nur das bereits Zerstörte zu kurieren, sondern viel mehr auch prophylaktisch tätig zu sein, aufzuklären und dadurch einen bleibenden Lerneffekt zu hinterlassen. Das war jedoch nicht immer einfach. Aufgrund der fehlenden Aufklärung müssen wir bei den absoluten Grundlagen anfangen um erstmal ein Bewusstsein für Zahnpflege zu schaffen. Wir versuchten also mit möglichst einfacher, direkter Sprache, Demonstrationen und praktischen Tipps das wichtigste Grundwissen zu vermitteln und freuten uns über jeden konzentrierten Zuhörer mit aufmerksamen Rückfragen, bei dem sich am Schluss ein aufleuchtendes „Aha-Erlebnis“ im Gesicht abzeichnete. Dies funktionierte besonders gut in Zusammenarbeit mit der neuen Prophylaxe-Helferin im Team, die das neueröffnete Prophylaxe-Zimmer mit mitgebrachten Postern und Bildern aufwertete. Sie nahm sich viel Zeit, mit jeder Menge Tricks und Know-How die Kinder aus der Nachmittagsbetreuung der PIRWA gruppenweise aufzuklären und zu trainieren. So war es eine große Freude, bei so manchen „Stammpatienten“ ein Fortschritt in der Mundhygiene zu beloben.
Bei Kindern versuchten wir generell immer nur das allernötigste zu behandeln und das Augenmerk besonders auf die Prophylaxe und Aufklärung der Kinder und Eltern zu setzen. Wir bemühten uns, sie langsam an den Zahnarztbesuch zu gewöhnen, um keine bleibenden Traumata zu setzen. In den meisten Fällen gelang das auch sehr gut, sodass die Kinder mit einem strahlenden Lächeln und neuen Zahnbürsten nach Hause gingen. Die größte Herausforderung für alle Beteiligten war jedoch, bei Kindern oder Teenagern stark zerstörte Sechser extrahieren zu müssen. Da wünschten wir uns so manchmal die modernen Möglichkeiten der Sedierung herbei, die wir in Deutschland für solche Fälle zur Verfügung haben. Weil dem so nicht war, mussten dann in Einzelfällen schon mal viele Tränen und Schweiß fließen…
Eine weitere Schwierigkeit war es Wurzelkanalbehandlungen durchzuführen, die mehrere Sitzungen erforderten. Denn hatten wir einmal den Zahn trepaniert und eine medikamentöse Einlage gemacht, kamen leider einige der nun schmerzfreien Patienten doch nicht mehr zur Weiterbehandlung, auch wenn wir ihnen noch so eindringlich die Wichtigkeit einer Wiedervorstellung erklärt hatten. Ist der Schmerz einmal weg, sind sie bereits glücklich und ein erneuter Zahnarztbesuch fällt auf der Prioritätenliste fürs Erste wieder weit zurück... bis die Schmerzen wieder zunehmen. In solchen Fällen bleibt nur zu hoffen, dass sie sich rechtzeitig bei erneutem Schmerz vorstellen und der Zahn noch zu retten ist. Allerdings haben die Zähne bei vielen Bolivianern keinen so großen Stellenwert, sodass sie sich viel leichter und bevorzugt von einem schmerzenden Zahn dauerhaft trennen, als den Versuch zu unternehmen eine Zahnerhaltung anzustreben. Häufig kamen Patienten bereits mit einer eigenen Auflistung an Zähnen, die sie gezogen haben wollten und waren dann recht erstaunt, wenn wir ihnen erklärten, dass die Zähne eventuell noch mit einer Füllung und/oder Wurzelkanalbehandlung zu retten sind.
Was die Prothetik angeht, so hatten wir dank eines gut eingerichteten Labors und eifrigen Zahntechnikerinnen im Team die Möglichkeit Interimsprothesen als definitiven Zahnersatz anzubieten. Und auch dieses Angebot wurde freudig angenommen. Natürlich sind diese mit keinem definitiven Zahnersatz in Deutschland zu vergleichen und bei einigen Schritten muss man ein wenig improvisieren und „Pi-mal-Daumen“ arbeiten. Dennoch konnten wir damit viele Patienten glücklich machen und einigen das Kauen wieder ermöglichen oder ein neues schüchternes Lächeln schenken.
Interessant, aber medizinisch gesehen insuffizient, waren auch die gefensterten Kronen, die viele Bolivianer im Frontzahnbereich tragen. Diese gelten in Form von Herzen oder Sternen als weit verbreiteter Zahnschmuck und einige Patienten wünschten sich diese auch in der Prothese. Normalerweise konnten wir diesen Wünschen nicht nachkommen. Aber bei einem Einzelfall einer älteren Patientin, bei der wir eine neue Oberkiefer-Prothese angefertigt hatten, nahm sich die Zahntechnikerin dem Experiment an, aus der alten Prothese des verstorbenen Ehemanns zwei Goldsterne raus zu schleifen und auf die zwei Frontzähne der neuen Prothese der Ehefrau zu kleben. Es sah nachher wirklich toll aus (wem solcher Zahnschmuck gefällt) und die Patientin war begeistert.
Im Allgemeinen sind die bolivianischen Patienten unglaublich dankbar, geduldig und respektvoll. Trotz teilweise vollem Wartebereich und langer Wartezeit war immer gute Stimmung unter den wartenden Patienten. Es wurde viel geredet, gelacht und gehäkelt. Sie schätzen unseren Einsatz für sie sehr und scheuen sich nicht ihre Freude und Dankbarkeit mehrfach zu bekunden und uns mit strahlendem Lächeln, beidhändigem Händedruck und festen Umarmungen zu beschenken.

Doña Adela und Familie
Das Herz der Einrichtung bildet zweifellos die bolivianische Familie um Doña Adela, die mit auf dem Gelände wohnt und sich in vieler Hinsicht um die Einrichtung und v.a. die Voluntarios kümmert. Nicht nur durch ihre unglaublich herzliche, aufmerksame, fürsorgliche und sensible Art, sondern auch durch ihr Engagement, ihre Tüchtigkeit und Hilfsbereitschaft ist sie ein großer Segen sowohl für die Einrichtung als auch für die Voluntarios. Die gemeinsamen Mahlzeiten und Unterhaltungen mit ihr waren für mich immer ein Highlight. Auch ihre Söhne stehen einem gerne mit Rat und Tat zur Seite, wenn man Fragen bezüglich Bolivien und Ausflügen hat. Sie kommen auch gerne mal mit und freuen sich, einen für etwas Taxigeld mit dem Auto irgendwohin zu fahren. Diese Familie hat für mich die Zeit dort besonders wertvoll gemacht und ist mir sehr ans Herz gewachsen. Zum Abschied brachten wir noch durch ein
gemeinsames Renovierungsprojekt Doña Adelas Küche auf Vordermann, um ihr eine kleine Freude zu machen und ihr die Arbeit dort in Zukunft etwas zu vereinfachen.
Huancarani
Huancarani ist eine kleine Ortschaft, bei der keiner so recht weiß, wo sie anfängt und wo sie endet. Nahe dem Consultorio gibt es mehrere Tiendas (Kiosks). Wir kauften am liebsten am kleinen, tiefliegenden Fenster der herzlichen Doña Petri frische Brötchen, Eier, Milch, Süßigkeiten und Aufladekarten für unsere Handys ein. Des Weiteren gibt es einen schönen, etwa einstündigen Rundweg, der sich für einen gemütlichen Abendspaziergang empfehlt. Ansonsten ist die nächstgrößere Nachbarstadt Sipe Sipe in etwa 30 Minuten zu Fuß zu erreichen, wo man auf dem Markt frisches Obst und Gemüse kaufen kann. Hier kommen auch einige der Patienten her, sodass der Einkauf häufig durch freudige Begrüßungen verschönert wird.
Wochenend-Ausflüge
Dadurch, dass wir den Montagvormittag frei hatten, konnten wir die Wochenenden gut für zweitägige Ausflüge nutzen. Generell gibt es in Südamerika ein gut ausgebautes Fernbussystem mit sogenannten „Cama“-Bussen („Bett“-Bussen), bei denen man die Lehnen der wirklich großen Sitze 160° zurückfahren kann. Man reist fast wie First-Class im Flugzeug, ausreichend bequem um bei einer Nachtfahrt auch ein paar Stunden schlafen zu können. So konnten wir Freitagabend nach dem Abendessen stressfrei packen und uns auf den Weg zum „Terminal de Buses“ in Quillacollo oder Cochabamba machen um dort gegen 22 Uhr einen Nachtbus zu unserem Ausflugsziel zu nehmen. Dabei lohnt es sich übrigens nicht immer im Vorhinein übers Internet einen Bus zu buchen (was wir bei unserem ersten Ausflug gemacht hatten), denn dabei zahlt man gut doppelt so viel. Meistens lohnt es sich direkt zum Busbahnhof zu gehen und einfach den nächsten freien Bus zu nehmen. Normal fahren so viele Busse stündlich ab, dass man immer einen freien Platz bekommt. Allerdings fahren zu einigen Städten (u.a. Oruro und Sucre) seltener Busse, sodass man sich am besten vorher im Internet oder bei Doña Adelas Familie informiert. Die meisten Großstädte um Cochabamba befinden sich 8-10 Stunden Busfahrt entfernt, sodass wir meist gegen 5-7 Uhr morgens ankamen und unseren Ausflug starten konnten. Am Sonntagabend ging es dann mit dem Nachtbus zurück. (Dabei lohnt es sich bereits in Suticollo auszusteigen und ein Trufi/Taxi zu nehmen oder 30 min zu laufen. Auf keinen Fall bis Cochabamba fahren, das dauert letztendlich über 2 Stunden länger bis man Zuhause ist.) Den Montagmorgen hatten wir dann zum Ausschlafen und Provianteinkaufen für die Woche. Für uns hat das Busfahren gut funktioniert, wir konnten spontan sein, sparten uns zwei Übernachtungen, nutzten die Nacht zum Reisen und wachten in einer neuen Stadt auf. Außerdem sind die Fahrten unglaublich günstig, so zahlt man für eine achtstündige Fahrt im Schnitt 5-8 Euro. Wer dennoch lieber fliegt, zahlt im günstigsten Fall bei rechtzeitiger Buchung im Durchschnitt ca. 60 Euro hin- und zurück.
Auf der Internetseite des FCSM gibt es eine gute Auflistung mit tollen Ausflug-Tipps, die man an den Wochenenden unternehmen kann. Und es lohnt sich! Bolivien hat einen unglaublichen Reichtum an unterschiedlichsten, allesamt atemberaubenden Landschaften, abenteuerlichen Aktivitäten und interessanten Städten zu bieten. So besuchte ich in meinem zweimonatigen Aufenthalt Cochabamba (Cristo-Statue, La Cancha (Südamerikas größter Markt; Achtung, dass ihr euch da nicht verirrt!)), Pairumani (Wanderausflug in der Nähe von Huancarani), Sucre (konstitutionelle Hauptstadt; Dinosaurierspuren im Parque Cretásico), Uyuni (Salar, 3 tägiger Ausflug durch Wüstenlandschaften mit Vulkanen und Lagunen), Oruro, Copacabana, Titicacasee (Isla del Sol), La Paz (Regierungssitz; Camino a Los Yungas „Death Road“ mit Mountainbike) und Coroico (Dschungel, Wasserfälle, Rafting und Canyoning). Und es gäbe für mich immer noch viel mehr zu sehen!
Mein Fazit
Mein zweimonatiger Einsatz in Bolivien war für mich eine unglaublich bereichernde Zeit! Ich habe in mehreren Bereichen sehr viel gelernt, wurde ein paar Mal auf die Probe gestellt und habe einige Herausforderungen meistern dürfen. Für mich persönlich war es eine große Bereicherung endlich das, was ich über jahrelanges Pauken im Studium erlernt habe, praktisch für einen guten Zweck einsetzen zu dürfen und einigen bedürftigen Menschen tatsächlich helfen zu können. Jeder dankbare Moment eines Patienten, der sich über eine neue Prothese, eine neue Füllung und über die Erleichterung nach kuriertem Zahnschmerz freute, war für mich ein unschätzbar wertvolles Geschenk. Und besonders bei der
Aufklärung hoffe ich sehr, dass wir einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Gleichzeitig durfte ich super liebe, inspirierende Menschen kennenlernen und unvergessliche Abenteuer in beeindruckenden Landschaften Boliviens erleben.
Daher kann ich so einen Hilfseinsatz wirklich jedem empfehlen! Für mich steht auf jeden Fall schon fest, dass dieser nicht mein letzter war.

Priscilia Valenzuela
Zurück zum Seiteninhalt