Behr, Andrea
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Guadalupe 03.-28. Oktober 2016
Wir waren trotz der späten Stunde sehr aufgeregt, als der Fahrer des Flughafenzubringers meine Mitarbeiterin Magali Richter und mich, Andrea Behr, in der Nacht vom 28. September einsammelte. Ein großes Abenteuer lag vor uns!
Wir flogen von Frankfurt Richtung Amsterdam. Nach einem einstündigen Aufenthalt ging es dann nach Übersee. Nach gut zwölf Stunden Flug landeten wir in Quito.Nach der Einreisekontrolle und der Gepäckaufnahme traten wir in die Mittagsluft von Quito und schnupperten das erste Mal ecuadorianische Höhenluft. Der vom Hotel beauftragte Taxifahrer brachte uns in unsere Unterkunft in der Innenstadt von Quito. Zwei Tage Quito-Sightseeing lagen vor uns, bevor es „in den Dschungel“ ging. Wir engagierten einen einheimischen Guide vom Hotel. Dieser zeigte uns am ersten Tag die Altstadt von Quito, das Äquator-Museum, den alten spanischen Regierungssitz, die weltberühmte Jesuitenkirche, den Monte Pichicha und das höchstgelegenen Fußballstadion der Welt.
Der zweite Tag in Quito begann auch zeitig und wir fuhren mit unserem Guide in das Hochland von Quito. Wir besuchten die Rosenplantagen und den Indiomarkt von Otavalo. Der erste Kontakt mit den Einheimischen war sehr positiv – durchweg freundliche Menschen begegneten uns. Unser Guide gab uns zudem die Sicherheit, uns vieles unbeschwert ansehen zu können.
Am nächsten Tag ging es mit dem Flieger nach Loja. Dort angekommen trafen wir auf Herrn Zahntechniker Werner „Bernardo“ Badenheuer, der uns in den nächsten vier Wochen in der Clinica zur Seite stand. Die Taxifahrt mit Mesias Medina war sehr abenteuerlich. Die lautstarke spanische Musik, die durchlaufenden Wachteln im Taxi und die wechselhafte Dschungellandschaft zogen uns in ihren Bann. Nach ca. drei Stunden Fahrt kamen wir in der Clinica Misional an. Wir wurden freundlich von Pater Jorge empfangen und bezogen unsere Zimmer. Anschließend erkundeten wir den Ort Guadalupe und besorgten uns ein paar Lebensmittel.
Der folgende Tag war ein Sonntag und Pater Jorge stellte uns während des Gottesdienstes seiner Gemeinde vor. Die „Inspektion“ durch die Einheimischen war sehr herzlich und freundlich. Nach der Kirche lernten wir Amanda Anderson, die Rezeptionschefin, kennen. Sie führte uns durch die Klinik und kleidete uns mit der Praxiswäsche ein. Anschließend wurden wir von den Nonnen des ansässigen Klosters begrüßt. Sie würden uns in den nächsten vier Wochen mittags und abends verköstigen und evtl. Einkäufe für uns erledigen. Es war von Anfang an eine sehr harmonische Atmosphäre mit ihnen.
Vor der ersten Behandlung am nächsten Morgen waren wir schon ein bisschen aufgeregt. Würden wir mit unserem Spanischkenntnissen durchkommen? Wie waren die Einheimischen auf dem Behandlungsstuhl? Konnten wir die Vorgaben der Klinikleitung umsetzen? Als wir in die Klinik kamen, lernten wir zuerst unsere Assistenzen, Lida und Mariana, kennen. Beide waren sehr, sehr nett und freundlich! Es hat viel Spaß gemacht mit ihnen zu arbeiten!!! Des weiteren war noch Sophie Weber, eine weitere Zahntechnikerin da. Mit ihr hatten wir – leider nur eine Woche – viel zu Lachen und viele lustige Momente.
Die Patienten kamen anscheinend aus einem Umkreis von ca. 100 km. Sie nahmen mehrstündige Fahrten auf sich, um behandelt zu werden. Es gab kein Bestellsystem, sondern es wurde nach der Reihenfolge des Eintreffens behandelt. Aufgrund der weiten Anfahrtswege wurden die Patienten in einer Sitzung durchbehandelt – Füllungstherapie, Chirurgie, Abformung für Prothesen. Die z.T. – nach europäischen Standards - langen Wartezeiten wurden ausnahmslos von den Patienten akzeptiert. Die Patienten schätzten den Austausch von insuffizienten Frontzahnfüllungen. Die Behandlungsmöglichkeiten waren überraschenderweise gut. Wir fanden u.a. ein VDW-Reciproc-Gerät für die Wurzelkanalbehandlung vor, das so manchen Zahn vor der Zange bewahrte. Einschränkungen gab es nur durch unvorhersehbare Stromausfälle oder durch Wasser in dem Ansatz des Luftbläsers. Allerdings kümmerte sich Pater Jorge sehr um den technischen Support, sodass wir nur sehr geringe Ausfallzeiten hatten.
Ein großes Kompliment geht auch an Lida, unsere Assistenz, die die Patienten sehr gut führte, übersetzte, wenn unser Spanisch zu Ende ging, oder auch sehr kompetent mit den Instrumenten umgehen konnte.
Am Abend genossen wir die gepflegte Anlage der Clinica oder einen Ausflug in den Ort Guadalupe. Die Einheimischen waren sehr freundlich und zuvorkommend. Am Mittag und am Abend kochten die Schwestern für uns. Es gab einheimische Gerichte mit Bananen, Yuca-Wurzeln, Avocados, Hühnchen, Tomaten etc. Alles war sehr lecker und bekömmlich. Gestärkt von den Mahlzeiten tobten wir uns zuerst beim Abwasch aus, bevor es in die Nachmittagssprechstunde oder zum Feierabendbierchen auf unsere Terrasse ging.
Am Wochenende hatten wir frei. Wir fuhren nach Copalinga bei Zamora und wanderten durch den Podocarpus-Nationalpark. Wir begegneten vielen Kolibris, Schmetterlingen, Opposums oder auch der ein oder anderen Spinne.
Das Wochenende darauf fuhren wir in dem Überlandbus nach Vilcabamba – ins Dorf der Hundertjährigen. Das Hotel Ihzcaluma gab uns einen Hauch von europäischem Luxus zurück – und wir genossen es.
Irgendwann kam die schwere Zeit des Abschieds. Herzlich und tränenreich sagten wir den Schwestern, Pater Jorge und dem Klinikpersonal „Adieu“! Unser Taxifahrer Mesias – der Mann von unserer Assistenz Lida – fuhr uns nach Catamayo. Von da ging es weiter nach Quito – Guayaquil – Amsterdam – Frankfurt.
Das Resümee dieser Reise:
Wir haben tolle Leute kennengelernt, sehr schöne Erfahrungen gemacht und die Dankbarkeit der Patienten gespürt. Wenn man ein bisschen wachsam ist, kommt man überall dort gut durch. Und die Vitamin-B-Prophylaxe beschützte uns vor übereifrigen Mücken und Moskitos.
…..wir kommen wieder! ;-))))
Andrea Behr