Göllnitz, Irene
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Huancarani, 25. März bis 03. Mai 2019
Von Frankfurt flog ich nach Bolivien in ein Abenteuer, welches ich persönlich als sehr bereichernd empfand und nicht missen möchte. Ich konnte Anfangs kaum Spanisch und deswegen entschied ich mich dafür, in den ersten Tagen die Sprachschule Runawesi zu besuchen und bei einer Gastfamilie in Cochabamba zu wohnen. Der Sprachunterricht war sehr intensiv und effektiv. Thika ist eine hervorragende Lehrerin und ihre Mama Janine hat mich bei einem spannenden Stadtbummel in das bunte und scheinbar chaotische Leben der Bolivianer eingeweiht.
Laura (ZFA) hatte bereits eine Woche in Huancarani gearbeitet und kannte sich mit relevanten Dingen bereits bestens aus. Bei vielen Patienten dental ein großer Behandlungsbedarf. So legten wir u.a. viele Füllungen bzw. extrahierten Wurzelreste und nicht erhaltungswürdige Zähne oder führten Endos durch. Insbesondere die Zähne der Kinder zeigten durch den stark verbreiteten Konsum von Zucker große kariöse Läsionen auf. Die Patienten sind sehr dankbar über die Behandlung und nehmen lange Wartezeiten auf sich. Manche von ihnen sprechen nur Quechua bzw. sind Analphabeten. Trotzdem stellte die Kommunikation mit den Patienten kein Problem dar. Jeder von uns Freiweilligen hatte im Vorfeld Materialien zugesendet bekommen, die wir aus Deutschland mitbrachten. Dadurch ist die Praxis prinzipiell gut mit Instrumenten und Materialien ausgerüstet. Mein Tipp: bringt euch ausreichend viele Handschuhe in der passenden Größe mit. Die Herausforderung des Alltags bestand insbesondere darin, die Technik, die gelegentlich ausfiel (z.B. die Behandlungslampe) wieder in Gang zu bringen. Als Theresa, unsere Zahntechnikerin eintraf, war der Wartebereich von morgens bis abends prall gefüllt von Patienten mit Prothesenwunsch. Das Arbeitspensum war sehr hoch, doch Laura, Theresa und ich bildeten ein super Team. Später vergrößerte Ruth unsere Gruppe. Wir behandelten noch einige Zeit gemeinschaftlich und konnten gegenseitig sehr voneinander profitieren. Die Arbeit bereitete uns allen viel Freude, es war eine wunderbare Zeit.
Huancarani
ist ein kleines Dorf, circa eine gute Stunde mit dem Trufi von Cochabamba
entfernt. Auf halber Strecke in Quillacollo können nach Belieben z.B. leckere
exotische Früchte und Lebensmittel gekauft werden. Wir wohnten gemeinsam in
einer relativ einfachen aber gemütlich eingerichteten Wohnung neben dem
Consultorio. Die Ansprechpartnerin Vorort ist Doña Adela. Sie ist eine der
liebenswertesten Personen, die ich in Südamerika kennenlernen durfte, sehr
hilfsbereit und immer gut gelaunt. Wir kamen in den Genuss, dass sie uns an den
Arbeitstagen Mittag- und Abendessen zubereitete. Die Speisen wurden immer
frisch gekocht. Da sich Vegetarier in unserer Gruppe befanden, gab es viel
Gemüse Reis und Kartoffeln. Auf dem Gelände leben zudem niedliche Hunde und
Katzen, die sich über Streicheleinheiten freuen.
An
den Wochenenden konnten wir die wunderschöne vielfältige Natur Boliviens und
andere spannende Orte des Landes kennenlernen. Der nächstgelegene Ausflug
ging in den schönen Eukalyptuswald Parque Pairumani. Wir besuchten unter
anderem die Städte Cochabamba, Sucre (Hoteltipp: Capital Plaza Hotel) und La
Paz. Hier beeindruckte mich die Gondelfahrt über diese schier unendlich große
Stadt und ein Besuch vom Tal des Mondes. Ein anderes Wochenende fuhren wir in
den nicht weit von Cochabamba entfernten Amazonas-Dschungel Villa Tunari. Dies
gehörte zu den Highlights meiner Reise (Hotelempfehlung hier: Selva El Puente).
Ein anderer Höhepunkt war der Besuch des Nationalparks Toro Toro. Auf den
Spuren der Dinosaurier entdeckten wir einzigartige Landschaften und kletterten
durch eine riesige Tropfsteinhöhle. Außerdem durfte eine Fahrt in die Salzwüste
Uyuni und zu den dortigen bunten Lagunen mit Flamingos und in die Toskana
Boliviens, nach Tarija nicht fehlen. Die Reise war insgesamt super vielfältig.
Mein Weg führte mich danach weiter durch Bolivien und nach Perú, wo mich jeden
Tag der Gedanke an die schöne Zeit in Huancarani mit den tollen Menschen, die
ich dort kennenlernen durfte, begleitete.
Ich
bedanke mich herzlich bei Doña Adela, Ekkehard, Thika, Ronald und Janine sowie
bei Ruth, Laura und Theresa für das unvergessliche Abenteuer.
Dr.
Irene Göllnitz