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Allgeier, Sarah

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Bolivia movil / Chuquisaca 08. August - 09. September 2016

Neues Erleben, neues lernen und vor Ort helfen.
Wir, Yasmin und Sarah, hatten den Wunsch in unseren Semesterfeien eine Famulatur im Ausland zu machen. Nach langer Recherche sind wir auf den FCSM Förderkreis Clinica Santa Maria e.V. gestoßen, eine zahnärztliche Hilfsorganisation, und haben mit Ekkehard Schlichtenhorst, dem stellvertretenden Vorstand, Kontakt aufgenommen. Nun mussten wir uns nur noch eine Weile gedulden, bis Eva, unsere begleitende Zahnärztin, gefunden war. Schließlich war die Famulatur in trockenen Tüchern und die Vorfreude auf das fünfwöchige zahnärztliche Hilfsprojekt “Bolivia movil” umso größer.
Zur Vorbereitung kümmerten wir uns um Impfungen, Versicherungen, zahnmedizinisches Verbrauchsmaterial wie Handschuhe, Desinfektionsmittel und auch um das Verbessern unserer Spanischkenntnisse. Dann konnte Anfang August unsere Reise beginnen. Wir flogen mit einem großen Rucksack und Handgepäck von Frankfurt am Main über Madrid nach Santa Cruz und mit einem Inlandsflug weiter in die weiße Hauptstadt Boliviens, nach Sucre. Nach 22 Stunden sind wir freitagmorgens angekommen und wurden von Ekkehard am Flughafen nett empfangen.
In Sucre waren wir in einem Hostel untergebracht, und die zahnmedizinische Ausrüstung wurde in der Nachbarschaft gelagert. Am ersten Wochenende bereiteten wir die Materialien vor und sterilisierten die Instrumente. Unsere Ausrüstung, die uns FCSM zur Verfügung gestellt hatte, war vollständig und gut ausgestattet, Material und Instrumente für Komposit-Füllungen, Extraktionen und einfache Endodontie waren vorhanden. Alles wurde sorgfältig in Koffern verpackt, um es gut von Ort zu Ort zu transportieren, genauso wie die mobile Einheit, bestehend aus einem Winkelstück, Turbine, Wasser-Luft-Bläser und einer Absaugung.
Jetzt konnte das Projekt am Montag starten. In der ersten Woche waren wir an einer "Fe y Alegria"-Schule, “Unidad Educativa Gualberto Paredes”, am Stadtrand von Sucre tätig. Nachdem wir unser provisorisches "Consultorio" eingerichtet hatten, wurden wir während des Morgenapells vorgestellt und konnten danach mit der Behandlung beginnen. Vormittags waren Schüler von 13 bis 18 Jahren in der Schule und nachmittags kleinere Kinder von sechs bis 13 Jahren.
Mit Prophylaxedemonstrationen klärten wir die Kinder über Mundhygiene auf, machten Zahnreinigungen, zahlreiche Füllungen, Extraktionen und Wurzelkanalbehandlungen. Manche Kinder erzählten sogar, dass sie keine Zahnbürste zu Hause hätten, dem konnten wir Dank einiger Spendenzahnbürsten abhelfen. Ein neunjähriges Mädchen fragte: “Qué es caries?”. Andere kamen zu uns, öffneten den Mund, zeigten mit dem Zeigefinger auf einen karieszerstörten Zahn und beklagten: "Das tut weh".
Oft waren die frisch durchgebrochenen 6-Jahrmolaren bei den Kindern und Jugendlichen schon stark zerstört. Und es war unmöglich, die Schüler komplett durchzusanieren, weil so viel zu tun war. Somit war das Wichtigste, dass wir die Kinder und Jugendlichen über die Mundhygiene aufklärten und was der viele Zucker, der überall und ständig konsumiert wurde, mit den Zähnen anstellt.
Während der Behandlung waren die Kinder neugierig und unglaublich tapfer. Sie kamen auch am nächsten Tag wieder, nachdem wir einen Zahn gezogen hatten, um weiterbehandelt zu werden. Generell war der Patientenandrang sehr groß und es war leider nicht möglich, alle Schüler in fünf Tagen zu behandeln. Trotzdem waren die Schulleitung und die Schüler sehr dankbar, dass wir da waren und baten uns um ein Wiederkommen. Als wir am Ende der Woche unsere Sachen zusammenpackten, kam ein Mädchen zu Sarah, nahm ihre Halskette ab, schenkte sie ihr aus Dankbarkeit und umarmte sie herzlich.
Wir arbeiteten jeden Wochentag ungefähr acht Stunden. Am Ende jedes Tages reinigten und sterilisierten wir die Instrumente mit einem Heißluftsterilisator, sodass wir am nächsten Tag wieder die komplette Ausrüstung zur Verfügung hatten.

In der zweite Woche waren wir auf dem Land in der Nähe von Sucre. Nach einer abenteuerlichen Fahrt über Schotterstraßen, durch einen Fluss, die Berge hoch und runter, kamen wir nach 1,5 h an einem sehr schönen katholischen Internat an, gebaut im Stil einer spanischen Hacienda. Direkt nebenan war das Dorf "Pitantorilla" mitten in den Bergen, wo die Internatsschüler zur Schule gingen. Dort untergebracht waren wir in einem Appartement des Internats. Vor Ort gab es bereits in einem sehr kleinen Zimmer einen Zahnarztstuhl, allerdings waren die Geräte lange nicht in Gebrauch und funktionierten nicht, sodass wir uns in einem Klassenzimmer einrichteten. Schnell wurden wir in das Internatsleben integriert, aßen alle zusammen und spielten abends Karten. In unserem "Consultorio" behandelten wir die Schueler und Lehrer des Internats und ein paar Dorfbewohner. Es gab auch Patienten, die erstmalig beim Zahnarzt waren und somit viel Respekt mitbrachten. Insgesamt konnten wir die Woche dort sehr genießen und nutzten auch die Mittagspause, um die schöne Umgebung und Natur zu erkunden.

Für die dritte und vierte Woche wurden wir von einem Mikro abgeholt und über Sandstraßen zu unserem nächsten Dorf, "Tasa Pampa", gefahren. Dort angekommen wurden wir wieder sehr herzlich mit verspätetem Morgenapell mit Tanz und Musik von rund 180 Schülern begrüßt. Das Dorf selbst scheint auf den ersten Blick ärmlich zu sein, die Bewohner leben weitgehend als Selbstversorger und bauen viel Gemüse und Obst an. Neben dem Castellano sprechen in dieser Gegend des Landes auch fast alle "Quechua". Unser Consultorio richteten wir in der Allgemeinarztpraxis ein, und in dem Gebäude nebenan hatten wir ein Matratzenlager zum Schlafen. Mittlerweile waren wir es schon gewohnt, dass eine heiße Dusche und ordentliche Sanitäranlagen an Schulen eher nicht anzutreffen sind. Die kalte Dusche war also kein Problem, und zum Glück konnten wir die Privattoilette der Krankenschwester benutzen.Nach der dritten Woche musste die nette Eva wieder zurück reisen, da sie nicht länger Urlaub hatte. Die gemeinsame Zeit zu dritt war toll. Die letzten zwei Wochen behandelten wir dann zusammen mit Ekkehard. Das war für uns anfangs eine Umstellung und wir mussten uns erst an die neue Zusammenarbeit mit ihm gewöhnen.
Nach den zwei Wochen in Tasa Pampa hatten wir viele Schüler und auch Erwachsene behandelt und kehrten dann zurück nach Sucre immer begleitet von der Frage, wann wir denn wieder kommen. In Sucre waren wir in der letzten Woche wieder an einer "Fe y Alegria"-Schule, wo wir in der Bibliothek unsere Einheit aufbauten.

In den fünf Wochen haben wir tolle Begegnungen gemacht, unglaublich viel erlebt, neues gelernt und Menschen Schmerzen genommen. Wir wurden über die ganze Zeit von Ekkehard und Don Aturo super betreut und alles wurde gut für uns organisiert.Wir danken Ekkehard und dem ganzen FCSM für die Famulatur und das tolle unvergessliche Erlebnis!

Sarah Allgeier & Yasmin Link
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