Barwart, Elias
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Guadalupe 13.08.-18.09.2015
Anfang August 2015 startete ich mein Abenteuer Ecuador und flog von Stuttgart über Atlanta/Georgia nach Quito. Diese Route würde ich beim nächsten mal vermeiden, da der Umstieg in Amerika mit viel Zeit und Nervenaufwand verbunden ist. In Quito spät abends angekommen, verbrachte ich eine Nacht in der Hosteria San Carlos, 10 min vom Flughafen entfent. Es ist eine für Transitreisende sehr empfehlenswerte, dem Zweck dienliche Möglichkeit, vor dem frühen Weiterflug nach Loja etwas auszuruhen. Nachdem mein Gepäck wegen der mitgenommenen medizinischen Ware erneut (inklusive mir) geprüft worden war, wurde mir die Bedeutung des Begleitschreibens, ausgestellt von Padre George, erst richtig bewusst. Mit dem bereits von der Klinik organisierten Taxi war dann auch die Weiterreise ein tolles und unkomliziertes Vergnügen. (Personen mit weniger Reiseerfahrung und/oder geringen Spanischkenntnissen würde ich für die erste Anreise das Taxi empfehlen, etwas teurer aber stressfrei). Während der Anreise bekommt man bereits einen relativ guten Eindruck von der Landschaft, in welcher man sich die nächsten Wochen aufhalten wird.
In Guadalupe angekommen, wurde mir gleich das Artzthaus und mein Zimmer gezeigt, alles sehr freundlich und unkompliziert. Amanda, ein Urgestein unter den Voluntären, kennt für die meisten Fragen des Aufenthaltes eine Antwort. Sei es organisatorisch oder für die Planung der Freizeit bzw. Ausflüge am Wochenende. Mittags und am Abend wird gemeinsam und pünktlichst mit den Schwestern und dem Padre zusammen gegessen; ausser an den Wochenenden. Eine gute Küche mit viel Reis und Huhn verwöhnt jeden, der hungrig ist, erwartet aber auch, dass Koriander zu seinen Lieblingsgewürzen gehört. Sehr gut gefallen hat mir, dass es oft mir unbekanntes Obst oder Gemüse gab, und dies teilweise für Europäer ungewohnt kombiniert wurde. Die “Hermanas” sind eine sehr liebe kleine Gruppe älterer Damen und auch gerne mal für einen Scherz zu haben.
Eine der grössten Erfahrungen während des Aufenthaltes ist das Zusammenleben mit verschiedensten Charakteren und Landsleuten, alle so ziehmlich vom selben Fach und doch so verschieden. Ich hatte die Freude, fast nur nette Leute kennen zu lernen, möchte aber auch nicht verschweigen, dass es Ungereimtheiten gab. So verschieden die Menschen sind, so vielseitig sind auch deren Beweggründe, sich für ein so schönes Projekt zu bewerben. Sei es der soziale Gedanken gepaart mit Reiselust oder Verlangen nach Entspannung und/oder Entschleunigung. So gibt es auch Personen, welche sich zur persönlichen Stabilisierung in ein solches Abenteuer stürzen und dabei nicht daran denken, wie stark sie das Zusammenleben der Gruppe beeinflussen. Ich schreibe das, da ich ungeschönte Erfahrungsberichte bevorzuge.
An dieser Stelle möchte ich die super Arbeit von Pater George erwähnen, welcher sich ausserordentlich hilfsbereit um jegliche Angelegenheit kümmert, zu jeder Tageszeit und jedem Thema. Der Alltag in der Klinik ist etwas ganz besonderes. Der Umgang mit den Patienten und den Angestellten ist eine sehr schöne neue Erfahrung. Was der Zahntechnik an Vielseitigkeit fehlt wird durch den Austausch der Kulturen zur Nebensache, zumal in erster Linie die Schmerzfreiheit und eine annehmbare Ästhetik des Zahnersatzes beim Patienten gefragt ist. Sehr beeindruckt haben mich auch die kurzen Ausflüge mit Padre Jorge, bei welchen es mir möglich war, ihn bei seiner eigentlichen Arbeit als Misssionar zu erleben. Dies war eine einzigartige Möglichkeit, in abgelegene Dörfer zu gelangen, und das mit einem voll integrierten, deutschsprachigen Touristenführer.
Die Ausflüge an den Wochenenden sind immer wieder eine willkommene Abwechslung und es gibt einige Möglichkeiten, vorherige Planug ist in manchen Fällen jedoch anzuraten. Die dauerhaft in Guadalupe wohnenden Personen sind dabei oft eine unbezahlbare Hilfe und machen dies auch gerne. Nach gut 5 Wochen hiess es für mich, wieder die Koffer zu packen. Eine Zeit, die wie im Flug vergangen ist und die ich jedem empfehlen kann, der Lust auf Abenteuer hat. In erster Linie aber sollte man Menschen helfen wollen, welchen es nicht so überdurchschnittlch gut geht wie uns.
Elias Barwart, Zahntechnikermeister