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Dekena, Jana

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani 18.August bis 5.September 2014
Ich habe mich für das Projekt in Huancarani ziemlich kurzfristig beworben und noch viel kurzfristiger eine Zusage erhalten, nämlich nur 2 Monate vorher. Dr. Schlichtenhorst, der maßgeblich das Consultorio mit aufgezogen hat, hat sich glücklicherweise bereit erklärt, mit mir dort 3 Wochen zu arbeiten. Nun hieß es also ganz schnell Flüge und einen Sprachkurs buchen. Da ich eh über Madrid fliegen musste und die Stadt schon immer mal besser kennen lernen wollte, habe ich dort 2 Wochen mein Spanisch aufgefrischt. Ich hatte dort sehr viel Spaß, aber ein Kurs in Südamerika, speziell in Bolivien, wäre sicherlich günstiger gewesen. Nach  15 Stunden Flug erreichte ich nun endlich Cochabamba und wurde dort sehr nett in Empfang genommen und nach Huancarani gebracht. Die Wohnung ist auf europäischem Standard und man lebt dort mit anderen nicht zahnärztlichen Voluntären zusammen.
Da in der ersten Woche der große Patientenansturm ausblieb, haben wir die Zeit genutzt die Praxis auf Vordermann zu bringen, das hieß aufräumen, putzen, reparieren, Neuanschaffungen etc. etc. Hier gab es einiges zu tun und teilweise war Erfindergeist erfordert! Ekkehard hat für Alles genaue Beschreibungen erstellt, wie man die Dinge repariert bzw. verhindert, dass es zu Schäden kommt. Bitte haltet Euch daran, das erspart Euch vielleicht den einen oder anderen Ärger, zumal ein Techniker nicht mal eben schnell zur Hand ist!
In der darauf folgenden Woche setzte dann der große Wechsel ein: Wir konnten uns vor Patienten kaum retten, waren gegen Abend sogar gezwungen einige Patienten wieder nach Hause zu schicken, andere wiederum warteten sogar über die ganze Mittagspause hinweg, um behandelt zu werden. Die bolivianischen Patienten waren bis auf einige nervige Ausnahmen, die am liebsten sogar noch auf Wurzelresten eine Füllung gehabt hätten, sehr freundlich und dankbar und viele brachten im Folgenden noch ihre ganze Familie mit Eltern, Cousins und Cousinen, Neffen und Nichten zu uns zur Behandlung. Ich hatte die Möglichkeit, viel zu sehen und auch einige Behandlungen selber durchzuführen: Füllungen, Extraktionen, PZRs, etc.
Wir haben uns von Doña Adela bekochen lassen. Da das Essen jedoch etwas einseitig war, bin ich mit der anderen Voluntärin den einen oder anderen Tag mal nach Sipe Sipe reingelaufen bzw. mit dem Trufi nach Quillacollo gefahren, um dort zu speisen bzw. uns selber was zuzubereiten. Einfach vorher Adela Bescheid geben und im Nachhinein mit Ronald abrechnen, dann ist das kein Problem. Zudem habe ich noch ein Wochenende Cochabamba besichtigt und war ein anderes in Toro Toro. Der Trip ist zwar sehr anstrengend, aber auf jeden Fall sehr empfehlenswert und wird von Ekkehard in seinem Erfahrungsbericht ja schon sehr gut beschrieben.
Alles in allem hat alles super geklappt und ich kann es jedem nur empfehlen, diese Erfahrung zu machen! Innerhalb des Einsatzes kann man sehr viel mitnehmen und lernen und wer danach das Land bereist, wird atemberaubende Landschaften entdecken und viele nette Menschen kennen lernen.
Im diesem Zuge möchte ich mich auch noch mal ganz herzlich bei Dr. Ekkehard Schlichtenhorst bedanken, dass er diesen Einsatz zusammen mit mir gemacht hat und dabei ein toller Lehrer war, der sein Wissen bereitwillig mit mir geteilt hat. Seine Tipps und Tricks werden mir im Examen und Arbeitsleben helfen, genauso wie sie mir beim Reisen geholfen haben. Danke !

Jana Dekena

Folgenden Artikel hat Jana in der Examenszeitung der Uni Göttingen veröffentlicht - eine gute Idee und zur Nachahmung empfohlen:
Ich lag in den Semesterferien im Garten meiner Eltern und dachte wehmutsvoll, dass diese Zeit der Entspannung bald wieder vorbei sein würde. Bald würde ich wieder im Semestertrubel stecken. 9. Semester. Wenn das rum ist, starte ich in die letzten Semesterferien meines Lebens... Letzten Semesterferien?? Mist, ich wollte doch eigentlich immer noch einmal eine Famulatur im Ausland machen. Eigentlich? Das Wort "eigentlich" soll nicht in meiner Vita stehen!! Träume sollen gelebt werden oder wie man bei uns im Norden sagt: Nicht lang' schnacken - Kopp in' Nacken! Also, Laptop runter und gegoogelt, was für Möglichkeiten sich mir böten. Überall stand etwas von einem Jahr Vorlaufzeit. Ich war deprimiert. Hatte ich meine Chance etwa schon verpasst? Nein. Zwei Wochen später ein Post bei Facebook von einer ehemaligen Kommilitonin, Mila Greiwe, dass der FCSM noch Leute für den Sommer in Huancarani, Bolivien sucht. Bolivien? Das hatte ich ja nun gar nicht auf dem Schirm! Und was ist eigentlich der FCSM?
Info zum Förderverein Clinica Santa Maria e.V.:
Der FCSM ist ein Förderverein zur Unterstützung humanitärer Projekte in Latein-Amerika mit zahnärztlichem Wissen und Können, also nicht nur als Geldgeber sondern vornehmlich als Vermittler aktiver zahnärztlicher (auch zahntechnischer) Helfer. Dabei sind sie unabhängig, weder politisch noch religiös gebunden. Die zu unterstützenden Projekte befinden sich in Ecuador, Perú und Bolivien.
www.fcsm.org
"Wir wollen nicht zu den Menschen gehören,
die nichts machen,
nur weil es andere auch nicht tun"
(leicht abgewandeltes) Zitat von C.Roche
Ich schickte sofort ein Bewerbungsschreiben hin. Rasch kam die Antwort: Ich dürfte in Bolivien nur mit einem approbierten ZA/ZÄ zusammenarbeiten und der/die fehlt in dem Zeitraum. Sie suchen. Die Zeit verstrich. Mittlerweile neigte sich das Semester gen Ende. Als ich mit der Thematik fast schon abgeschlossen hatte, schließlich eine Email: Wenn ich noch Interesse hätte, würde der 2.Vorsitzende des Vereins, Dr. Ekkehard Schlichtenhorst, persönlich mit mir für drei Wochen rüberfliegen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Nun saß ich also in der Mittagspause statt in der Mensa am PC in der Bib und habe Flüge verglichen, einen Sprachkurs gebucht, mich über Bolivien informiert, schon mal eine Reiseroute ausgearbeitet und Dentalfirmen wegen Spendenmaterial angeschrieben (an dieser Stelle sei auch nochmal ganz herzlich Henry Schein und Komet gedankt, die uns schnell und unkompliziert unterstützt haben!). Sechs Wochen später saß ich im Flieger. Mich erwarteten erst einmal zwei Wochen Madrid - Definitiv eine Empfehlung! 5 Mädels, 5 unterschiedliche Nationen,  eine WG + gutes Essen & Trinken + Party = eine super Zeit! Achso... und ein wenig Spanisch habe ich auch gelernt ;). Nach einem tränenreichem Abschied ging es dann schließlich weiter über den großen Ozean. Während ich so alleine im Flieger saß, kamen das erste Mal Ängste in mir hoch. War das alles wirklich eine gute Idee? Ein mir noch unbekannter Kontinent, eine völlig andere Kultur, Kriminalität, Armut, Tropenkrankheiten, ich allein...  Egal. Entscheidung war getroffen. Es gab kein Zurück mehr oder hätte ich schreiend aus dem Flieger rennen sollen?? ;)
In Cochabamba (östliche Anden) wurde ich sehr freundlich vom Team in Empfang genommen und nach Huancarani gebracht. Die Schweizerisch-Bolivianische Fundación "Pro Huancarani" hat dort eine Art Kulturzentrum, die "PIRWA", errichtet, in dem Kinder des Dorfes betreut, verköstigt und gefördert werden. Neben diesem Zentrum entstand 2013 ein "Posto de Salud" mit einer Arzt- und einer Zahnarztpraxis, ein kleines zahntechnisches Labor und ein Röntgenraum. Außerdem befinden sich dort die Apartments für die Voluntarios. Alles war modern, auch wenn wir erst einmal einiges putzen und reparieren mussten. Die erste Woche begann entspannt, nur vereinzelt kamen Patienten, da die Praxis vor 
uns einige Wochen unbesetzt war. Allmählich sprach es sich allerdings rum und ab der zweiten Woche konnten wir uns vor Patienten kaum retten. Da in dem Zeitraum leider kein Zahntechniker vor Ort war, konnten wir nur konservierend versorgen, PZRs machen und natürlich gab es viele, viele Fälle, wo einfach nur noch der Griff zur Zange möglich war.  
Nach Einzug von Coca Cola und anderen Süßwarenherstellern in die traditionelle bolivianische Küche zeigt sich mittlerweile ein katastrophaler Zahnzustand vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Ich glaube, ich habe in der ganzen Zeit nicht ein kariesfreies Kindergebiss gesehen. Während Süßigkeiten allgegenwärtig sind, ist das Wissen über richtige Zahnpflege kaum oder gar nicht vorhanden. Ein wichtiger Faktor muss also immer mehr die Aufklärung werden. Somit haben wir an die Kinder Zahnbürsten verteilt und erklärt warum es muy importante ist, dass sie ihre Zähne richtig putzen bzw. überhaupt putzen, möglichst unter Einbezug der Eltern, während die Voluntärin in der "Pirwa" eine Unterrichtstunde über gesunde Ernährung abgehalten hat.
Da die Leute von der Fundación  und wir vom FCSM wirklich ein tolles Team waren, war es eine klasse Zeit in Huancarani. Ich konnte viel lernen und mitnehmen. Und ich kann nur jedem empfehlen, der sich gerne humanitär engagieren möchte, einfach mal auf der Homepage (www.fcsm.org) vorbeizuschauen und sich zu informieren :).
Nach meinem Einsatz bin ich noch drei Wochen im Land gereist und von der Schönheit der Landschaften und all den neuen Eindrücken nach wie vor geplättet. Reisen innerhalb Boliviens ist relativ problemlos und sehr günstig. Aufgrund der enormen Höhenunterschiede innerhalb des Landes reicht das Klima von gemäßigtem Höhenklima bis hin zu subtropisch und tropisch. Ich hatte innerhalb dieser Zeit Temperaturen von -12°C bis +35°C, schneebedeckte Gipfel und Dschungel. Von Cochabamba aus bin ich nach La Paz, hin zum Titicacasee, über die Isla del Sol gewandert, eine Jeeptour durch die Salzwüste, auf einem aktiven und zischendem Vulkan gestanden, in einer heißen Quelle gebadet, Spuren von Dinosauriern verfolgt, verschieden farbige, Flamingo bevölkerte Lagunen bewundert, das Leben im wunderschönen Sucre genossen, mich mit einem Mountainbike die Death Road runtergestürzt etc. etc. ... Bolivien lohnt sich!
Um ehrlich zu sein, hoffe ich mit diesem etwas ausschweifenden und sehr persönlichen Bericht einige Leute angefixt zu haben... Wenn Ihr helfen wollt, helft! Wagt das Abenteuer, es wird schon gut gehen!
In diesem Sinne...  Life is short... 
Adiós Muchachos,
Jana Dekena 
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