Yilmaz, Yasemin
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Guadalupe 30.08.15 bis 22.01.2016
Die Entscheidung, für längere Zeit in einem sozialen Projekt in
einem spanisch sprachigen Land zu verbringen, ist mir nicht schwer gefallen.
Der erste Kontakt mit Dr. Ekkehard Schlichtenhorst per Telefon war sehr
angenehm und motivierend, ebenfalls der weitere email-Kontakt mit Padre Jorge
in Guadalupe verlief reibungslos und immer prompt. Ich hatte mich entschieden,
für längere Zeit in dem Projekt zu arbeiten, um auch möglichst viel von Land
und Leuten zu erleben und meine spanischen Grundkenntnisse zu vertiefen.
Vor meiner Abreise hatte ich einige Schwierigkeiten, mein Visum
vom ecuadorianischen Konsulat in Hamburg zu erhalten, da gerade das Verfahren
umgestellt wurde. Für alle, die auch ein Visum in Deutschland beantragen müssen,
würde ich empfehlen, es direkt in Berlin bei der Botschaft zu beantragen. Dort
habe ich es relativ problemlos erhalten nachdem ich mich online registrieren
musste und alle notwendigen Dokumente eingereicht hatte.
Am 22.08.2015 bin ich von Hamburg über Frankfurt und Bogotá nach
Quito geflogen. Die ersten 5 Tage war ich in Quito, da ich mein Visum
registrieren lassen musste. So blieb mir genügend Zeit, die Stadt, Museen,
Kirchen, etc. anzugucken. Quito hat eine tolle Altstadt, und auch die Fahrt mit
der Seilbahn und zum Mittelpunkt der Erde kann ich sehr empfehlen. In der Stadt
kann man sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos und günstig
fortbewegen, wenn man einmal das System durchschaut hat. Von Anfang an war ich
froh, dass ich schon spanische Grundkenntnisse hatte. Ich kann jedem nur
empfehlen, soviel spanisch wie möglich schon vor der Abreise zu lernen. Es ist
nicht notwendig, erleichtert das Alltags Leben aber ungemein, und auch der
Kontakt zu den Mitarbeitern, Dorfbewohnern und Nonnen, die fast ausschliesslich
nur Spanisch sprechen, ist viel intensiver und persönlicher.
Nachdem ich mein Visum registriert hatte, bin ich von Quito 9
Stunden mit dem Bus nach Cuenca gefahren und habe dort 3 Tage in der
wunderschönen Stadt verbracht. Einen Ausflug zum Nationalpark Cajas (eine
Stunde mit dem Bus) für alle Wanderfreunde kann ich nur empfehlen.
Von Cuenca bin ich weiter mit dem Bus über Loja und Zamora nach
Guadalupe gefahren. Es war nicht schwer, das Missionsgelände in Guadalupe zu
finden. Alles sieht genau so aus wie auf den Fotos. Die Unterbringung ist sehr
luxuriös in einer am Hang gelegenen Villa mit eigenem Zimmer und Badezimmer.
Die grosse Veranda ist der absolute Höhepunkt mit einem tollen Blick über die
Landschaft.
Elias, ZTM aus Österreich, war bereits einige Wochen in Guadalupe
und konnte mich gut einarbeiten in die etwas anderen Arbeitsbedingungen. Wir
haben fast ausschliesslich nur Interimsprothesen hergestellt und hatten wenige
Reparaturen. Die Ausstattung des Labors ist sehr gut. Die Zusammenarbeit mit
Mariana, Lida und Amanda in der Klinik hat mir sehr viel Spass bereitet. Sie
haben gute Laune und sind immer bereit für einen Spass. Die meisten Materialien
können einmal die Woche bestellt werden, und Pepe bringt sie aus Loja mit.
Andere Materialien bringen neu ankommende Zahnärzte und Zahntechniker mit. Es
fehlt also an nichts. Nachdem Elias abgereist war, habe ich eine Woche alleine
für 2 Zahnärzte gearbeitet. Das Arbeitsaufkommen war alleine kaum zu bewältigen,
und ich war froh, als Conny, Zahntechnikerin aus Österreich, eingetroffen ist,
um mich zu unterstützen. Und im Januar ist noch Daniela aus Österreich dazu
gekommen.
Die Zusammenarbeit mit den Zahnärzten ist sehr eng, wir mussten
immer wieder in die Behandlungsräume, um uns Patienten und Situationen
anzusehen und gemeinsam eine Lösung zu finden, da viele Patienten schon lange
mit fehlenden Zähnen sind und sich der Biss verändert hat. Manche Situationen
waren eine Herausforderung für die Zahntechnik. Zu sehen, wie glücklich die
Patienten mit ihren neuen Prothesen sind, entschädigte jeden Aufwand, und es
wurde mir oft warm ums Herz.
Die meisten Volontäre bleiben nur einen Monat, sodass während
meines Aufenthaltes ein reger Wechsel stattgefunden hat. Mit meinen
Mitarbeitern im Labor habe ich mich so gut verstanden, sodass wir auch unsere
Freizeit und unsere Ausflüge an den Wochenenden gemeinsam verbracht haben.
Ich benötigte einige Zeit, bis ich mich in Guadalupe eingelebt
und wohl gefühlt hatte. Daher würde ich jedem empfehlen, länger als einen Monat
zu bleiben. Denn das Leben mit den Nonnen und dem Padre, der Kontakt zu den
Mitarbeitern, das Dorfleben und der Kontakt zur Dorfbevölkerung bereichern den
Aufenthalt.
Ein grosses Dankeschön an alle am Projekt Mitwirkende.
Yasemin Yilmaz