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Wünsch, Camilla

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Huancarani, 01. - 30.09.2022
 
Wenn man Huancarani bei Google Maps sucht, erscheint eine kleine Ortschaft mitten im Nirgendwo zwischen Cochabamba und Sucre bei der nur eine handvoll Häuser angezeigt werden. Nach dem 24h-Flug von Frankfurt/Main über Bogota und Santa Cruz war ich dann erstaunt, in Cochabamba von meinen Abholern zu erfahren, dass es gar nicht weit zu meiner Einsatzstelle ist. Cochabamba zeigte sich auf den ersten Blick trocken und auch die anschließende Ortschaft Quillacollo schien relativ reizlos mit vielen begonnenen Häusern, vielen Straßenhunden und staubigen Teerstraßen. Doch nach vier Wochen kann ich sagen, das dies nur ein äußerst oberflächlicher Blick auf Cochabamba und die umliegenden Ortschaften war. Cochabamba ist eine Stadt der blühenden Parks, der bunten Märkte, der herzlichen Menschen und der guten Restaurants.
 
In der Einsatzsstelle wurde ich sehr freundlich von Doña Adela und meinen Mitfreiwilligen Hubert und Miguel begrüßt. Doña Adela versorgt uns Freiwillige mit Mittag- und Abendessen und ist die gute Seele des Hauses. Das Apartemento, in dem wir Freiwilligen leben, besteht aus drei Schlafzimmern, einem schönen Wohn- Esszimmer und einer gut ausgestatteten Küche. Das Consultorio besteht aus vier Zimmern, zwei gut ausgestattete Zimmer mit Behandlungsstühlen, einem Röntgenraum und einem Prophylaxezimmer.
 
Unser Team wechselte während der Zeit - es  bestand aber immer aus einem erfahrenen Zahnarzt aus Deutschland und uns Jungzahnärzten bzw Studenten. Somit konnte ein guter Arbeitsfluss entstehen, aber wir Jungzahnärzte konnten sehr viel arbeiten und vor allem lernen.
 
Zur Seite stand uns der Bolivianer Henry, der einen Großteil der Kommunikation mit den Patienten übernahm und ihnen auch häufig die Relevanz des Eingriffes besser erklären konnte. Zudem kümmert er sich um Sterilisation der Instrumente und hat den Überblick über die Materialien. Im Consultorio werden alle Daten der Patienten sowohl analog als auch digital aufgenommen und man hat einen schönen Überblick über die Behandlungsgeschichte des Patienten.
 
Die Patienten kommen in der Regel ohne Termin, da vor Allem eine Schmerzversorgung gewährleistet werden soll. Sie kommen in der Rheienfolge dran, in der sie angekommen sind. In der Regel sind sie absolut freundlich und selbst die Kinder sind sehr complient. Es werden sehr viele Füllungen in den Fissuren gemacht, die aufgrund der Fissurenphysiologie oft wenig zerstört aussehen und darunter dennoch sehr kariös sind. Daher sind Fissurenfissversiegelungen bei Kindern sehr zu empfehlen. Zudem sollte bei Kindern eine gute Mundhygieneaufklärung erfolgen. Den Kleinen macht es in der Regel auch viel Freude, das Zähneputzen demonstriert zu bekommen. Zudem sind viele Extraktionen notwendig. Parodontitisprobleme kommen selten vor, auch wenn einige Patienten viel Zahnstein haben. Wurzelkanalbehandlungen werden bei einwurzeligen Zähnen nach Vitalextirpation in einer Sitzung durchgeführt. In Ausnahmefällen kann auch eine Med-Einlage gelegt werden. HIerbei ist es wichtig dem Patienten verständlich zu machen, dass er wiederkommen muss, da die Füllung provisorisch ist. Im Haus werden von Zahntechnikern auch Interimsprothesen hergestellt, dafür machen wir Zahnärzte Kieferrelationsbestimmung und Abdruck.
 
Die Patienten zahlen einen Obulus für die Behandlung (Füllung/Extraktion: 10 Bs=1,30 €).
 
Für die Behandlung gibt es Kassacks vor Ort, es empfiehlt sich Schuhe mitzubringen.
 
Die Freiwilligen waschen ihre Wäsche selbst, eine Waschmaschiene steht im Consultorio bereit.
 
Für die Verpflegung ist in der Woche mittags und abends durch Doña Adela gesorgt. Für Frühstück und die Wochenenden kann man sehr gut in den verschiedenen Tiendas in Huancarani einkaufen. Hier bekommt man Brötchen (1Bs=2Brötchen), Leche fresco (7Bs), Chicha (7Bs), Bier (8-9Bs Pacena und Huari sind gut) oder Kekse (4-8Bs). Für Cornflakes und Obst ist es ratsam nach Sipe Sipe(1Bs) oder Quillacollo(2Bs) mit dem Truffi zu fahren. Gut sind da vorallem Piña (10Bs), Papaya (5-10Bs) und Mangos (6Bs). 7 Bolivianos entsprechen circa 1 €.
 
In Huancarani und Umgebung finden Anfang September Dorffeste mit Tanz der Dorfbevölkerung in tollen Kostümen und mit bolivianischer Musik statt. Hier bietet sich die Möglichkeit, Chicha (ein bolivianisches Maisbiergetränk) zu trinken. Zudem findet am 13. September der Geburtstag Cochabambas statt, welcher mit zweitägigen Märschen der Schüler, verschiedener Gruppen, des Militärs und der Polizei und einem Feuerwerk begangen wird.  
 
Während meiner Zeit in Huancarani unternahm ich mit den Mitfreiwilligen tolle Ausflüge. An den Wochenenden fuhren wir nach Villa Tunari, Toro Toro, Incallajta, auf den Pico Tunari und nach Corani Pampa. Hierbei lohnt es sich ausreichend Bargeld mitzunehmen, weil sowohl Essen, Führer als auch Hotel sogut wie immer bar gezahlt werden müssen. Der Führer Mario Aranibar (+591170741817) ist als Cochabambino mit Englisch- und Spanischkenntnissen ein toller Führer in der Region Cochabamba.
 
Tagesausflüge unternahmen wir nach Inka Rakay bei Sipe Sipe, in die Markthalle von Sipe Sipe und auf die Christorento Statue nach Cochambamba. Zudem lohnt es sich in Cochabamba essen, in Bars oder auch shoppen zu gehen.
 
Bei den Ausflügen ist darauf zu achten, im Hochland Sonnenschutz (50+) und einen Sonnenhut mitzubringen, da die Sonne sehr stark ist. Die einheimische Bevölkerung trägt hauptsächlich lange Kleidung und je nach Region einen passenden Hut. Zudem sollte im Tiefland tropisches Antimückenspray angewendet werden. Zudem sollten ausreichend warme Kleider mitgenommen werden, da es in der Nacht vorallem in der Trockenzeit recht kalt wird. Für den Ausflug nach Uyuni empfiehlt es sich, einen Schlafsack oder eine Decke für die Nacht mitzubringen.
 
Wir wurden von Einheimischen gewarnt, dass es unhöflich ist, Photos von anderen Personen ohne ihr Einverständniss zu machen. In La Paz sollte man zudem sehr sensibel mit seinem Handy umgehen.
 
Im Anschluss an meinen Dienst werde ich Bolivien bereisen mit den Zielen: Uyuni, La Paz, Nationalpark Amboro und Madidi, Titicacasee, Sucre- Darauf freue ich mich schon sehr!
Camilla Wünsch
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