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B. Susanne

Erfahrungsberichte > Archiv
Erlebnisreiche und bereichernde Wochen als Zahnärztin in Guadelupe
behalte ich von meinem ersten Auslandseinsatz in bester Erinnerung. Nur 6 Wochen Zeit um Spanisch zu lernen bedurften etwas Mut für mich bei der Zusage an Padre Jorge. In Loja-Catamayo (Airport) angekommen, ließ ich mich von Messias per Taxi abholen und überraschenderweise war gleich seine Frau Lida dabei, meine zukünftige Helferin in der Clinica: Die herzliche Begrüßung ließ mich sodann beruhigt in die Woche starten. Lida stellte sich schnell als Schatz heraus, die immer ahnt, was man brauchen könnte und die es bestens versteht, den Patienten in ihrer Alltagssprache die notwendigen Therapien und Erklärungen zu vermitteln. Mit meinen frisch angeeigneten Spanischkenntnissen verstand ich glücklicherweise doch einiges, da die Leute in Ecuador nicht so schnell sprechen.
Nun, die Clinica ist recht ordentlich mit Material, Zangen und Instrumenten ausgestattet, auch Handschuhe und Mundschutz waren genug vorhanden, und insbes. der Hauptbehandlungsstuhl funktioniert gut, nach Regen war die Wasserkühlung manchmal etwas knapp. Es wird mit einem kleinen Sauger abgesaugt, insofern ist eine mitgebrachte passende Schutzbrille manchmal hilfreich. Die Behandlung ist durch Füllungen, Zahnreinigungen(„limpiezas“), Endo bis zum Prämolaren, Chirurgie und Anfertigung von „placas“, also Interimsersatz und Totalen, abwechlungsreich. Ich erlebte die Mentalität der Menschen im Yacuambital als sehr angenehm: Die Patienten warten erstaunlich geduldig bis sie an der Reihe sind. Während der Behandlung sind sie sehr vertrauensvoll, zugänglich und ruhig, ja sogar Kinder und Jugendliche lassen sich idR problemlos behandeln. Dies macht das zahnärztliche Arbeiten dort sehr angenehm und überträgt sich auch auf die eigene Stimmung.
In den ersten beiden Wochen hat es einige Erdrutsche wegen Regens gegeben und somit suchten nicht so viele Patienten wie sonst die Clinica auf. Danach lief es wieder an und die beiden Zahntechniker Lukas und Jan waren wieder vollst ausgelastet. Unsere gute Zusammenarbeit hat mir viel Spass gemacht. Seit April müssen die Patienten für Zahnersatz und Endo auch einiges mehr bezahlen, sodass wir leider auch öfters erlebten, dass die Patienten sich erst nochmal die Anfertigung von Zahnersatz aufgrund der Kosten überlegen mussten. Zum Mittag- und Abendessen wurden wir hervorragend bekocht und hatten nette und lustige Tischgespräche mit den lebensfrohen Hermanas, die uns Volontäre herzlichst integrierten. Vielen Dank auch an Amanda und Marianna an der Rezeption für die stillen Arbeiten drumherum, Amanda kann bei schwierigeren Fragen auch vom Englischen ins Spanische übersetzen. Zur Entspannung zwischendurch sorgte die wunderbare Terrasse an der Residencia mit Blick über das Tal, auf der wir Volontäre auch gerne zusammen saßen und nette Gespräche miteinander hatten. Beim täglichen Gang durchs Dorf über die Brücke wurde einem schnell bewußt, dass wir in der Residencia eine ganze Ecke komfortabler leben als die Menschen vor Ort.
Eine gute Lebensqualität hat viele Faktoren, jedoch können wir in der Clinica zumindest ein Stückchen zur Lebensqualität „Gesundheit“ beitragen (dies allerdings nur, wenn die Preise für die Leute erschwinglich bleiben), dazu schafft die Clinica auch einige Arbeitsplätze vor Ort. Ich erlebte die „letzten“ Tage der beeindruckenden Hängebrücke, leider war sie nun endgültig morsch und gefährlich geworden, jetzt muss man den Weg über die unweit entfernte Brücke „de la Interculturalidad“ wählen.
In diesem Sinne verstand ich auch meinen Einsatz: Austausch und Kontakt zwischen den verschiedenen Kulturen fördern das Verständnis füreinander. Begegnungen bewegen und sollten uns auf einen Weg zu einer friedlicheren, ausgeglicheneren und gerechteren Welt Impulse geben.  An den Wochenenden war Zeit, die schöne Umgebung zu erkunden: Mit den Bussen kommt man sehr gut auf den Sonntagsmarkt nach Yacuambi, Zamora, Yantzatza, Loja. Auf den Fahrten kann man immer wieder Überraschungen und sehr nette menschliche Begegnungen erleben.
Ich hoffe, mal wieder Zeit für Guadelupe zu haben.
Susanne B.
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