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Hartz, Tristan

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani, 03. Oktober - 26. November 2022
(Vorläufiger Bericht, noch in Huancarani geschrieben)
Was für eine Zeit, was für eine Erfahrung!
Nun, da die letzten Tage angebrochen sind, habe ich persönlich den Aufenthalt in Bolivien Revue passieren lassen. Gegen Anfang schienen mir die acht Wochen schier unendlich. Letztlich sind sie aber doch sehr rasant dahingeflogen.
Die Zeit mit den anderen Freiwilligen war auch mehr als perfekt. Wir sind gut angekommen und gut aufgenommen worden - wenn ein Wechsel aufgetreten ist, dann wurden die Neuen sofort in die Dynamik integriert. Das hat auch mehr als gut geklappt! Auch die Ausflüge am Wochenende waren jedes Mal wieder schön! Zu der Unterkunft kann ich mich auch nur positiv äußern. Mir hat es an nichts gefehlt.
Leider habe ich auch einige negative Erlebnisse durchleben müssen, die zum Teil auch immer noch
nicht behoben sind: Von Magenbeschwerden über eine Grippe über Unwohlsein und einen angeschlagenen Fuß/Rippen, die  etwas bei einem Sturz vom Pferd abbekommen hatten. So zogen sich doch einige Krankheiten durch meinen Aufenthalt, weshalb Ann-Kathrin das ein oder andere mal leider alleine im Labor saß. Aber nicht so schlimm! Die letzte Woche habe ich noch mal reingehauen und während ich diese Zeilen schreibe, müssen nur noch vier Prothesen ausgearbeitet werden, und ein 28er steht zur Anprobe bereit!
Der Drucktopf hat wohl seine letzten Arbeitsstunden erreicht. Der Druck kann trotz meiner Bemühungen, ihn zu „reparieren“, nicht gehalten werden. Das macht das Fertigstellen der letzten Prothesen mehr als schwer, da die Basen nicht perfekt sind, nach dem Auspolymerisieren. Mal gucken, wie wir das noch geregelt bekommen. Ich denke, dass Julia wohl oder übel bei einigen letzten Prothesen direkt eine Unterfütterung machen muss, damit wir die Prothesen an den Kieferkamm anpassen können.
Aber ich möchte jetzt nicht zu negativ klingen! ist alles perfekt!
Tristan Hartz
(und hier geht es weiter mit dem später eingereichten Bericht)
Hallo, ich bin Tristan und 24 Jahre jung. Nach dem Bestehen meiner Ausbildung habe ich mich direkt für die Meisterschule beworben, um den Titel des Zahntechnikermeisters zu erlangen. Gegen Ende dieser Weiterbildung habe ich schnell bemerkt, dass ich einen neuen Abschnitt planen möchte. Relativ planlos bewegten sich die Gedanken in meinem Kopf umher, bis die Idee von ganz allein vor meine Füße gefallen ist.
Alles begann mit einer einfachen Frage: „Was machst du eigentlich nach der Meisterschule?“
Das habe ich meine Schulkollegin Ann-Kathrin gefragt, als wir einen kurzen Austausch über WhatsApp hatten. Sie erzähle mir, dass Sie nach Bolivien möchte, um dort als Volontärin zu arbeiten. Nach ein paar Minuten auf der FCSM-Internetseite entschloss ich mich, einfach mal mitzukommen. Darauf hin sind wir gute Freunde geworden und nach etwas mehr als einem halben Jahr saßen wir auf einmal im Flieger nach Südamerika.
Es war das erste Mal, dass ich diese Seite der Erde besucht habe. Aber letztlich hat alles funktioniert und wir sind ohne Probleme von Henry in Cochabamba abgeholt worden. Von Anfang an war ich der Überzeugung, dass es sich um ein kleines Dorf handeln wird. Vielleicht mit 800 Einwohnern. Irgendwo in den Anden. Da, wo man in der Nacht die Lamas den Mond anheulen hören kann. Ich habe mich geirrt. Wie es zu diesem Irrglauben kam, weiß ich selbst nicht mehr! Huancarani ist ungefähr eine Stunde mit dem Auto von Cochabamba entfernt und kein kleines Dorf. Der Kulturschock blieb aus.
Ich habe mich direkt heimisch und gut aufgenommen gefühlt! Die Zusammenarbeit mit den Zahnärzten hat auf Anhieb funktioniert und so konnte der Spaß beginnen. Die Einrichtung des Labors ist sehr gut. Hat etwas gefehlt, wurde es für uns besorgt.
Scheinbar hatte es sich herumgesprochen, dass Ann-Kathrin und ich als Meisterin und Meister vor Ort sind. Es kamen so viele Patienten, die eine Prothese haben wollten, dass uns definitiv nicht langweilig geworden ist. Schon am ersten Tag kamen sieben Arbeitsschalen zu uns. „Sieben Patienten“ bedeutet in diesem Fall 14 Interimsprothesen, weil 90 % der Leute, wenn sie eine Versorgung benötigen, diese in Ober- und Unterkiefer brauchen.
Sehr schnell kannten wir beide das Labor so gut, wie unsere Kitteltaschen. Ein Auftragsbuch haben wir zusammen auch geführt, sodass ich hier jetzt angeben kann, was wir so geschafft haben. Das finde ich persönlich sehr interessant. Es gingen 79 Neuanfertigungen, 15 Erweiterungen, Reparaturen und Unterfütterungen über den Tisch. Funktionslöffel und Bissschablonen mal ausgeschlossen.
An den Wochenenden haben wir Bolivien erkundet. Hier möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei Camilla, Lena, Lea, Julia und Erwin zu bedanken. Dafür, dass sie mir immer spanische-Sprachhilfe geleistet haben. Ich selbst kann kein Spanisch sprechen. Was in der gesamten Zeit kein Problem darstellte. Die schönsten Ausflüge waren für mich die Besteigung des „Tunari“. Ein Berg, nahe Quillacollo, mit einer Höhe von ~ 5.000 Metern. Zweitens der Besuch des „Titicacasee“. Das höchstgelegene, schiffbare Binnengewässer. Drittens die Besichtigung der Silberminen in Potosí mit anschließendem Ausritt in Tupiza. Die Salzwüste möchte ich auch noch einmal positiv erwähnen und allen weiteren Volontären empfählen zu besuchen!
Mein Fazit: Bolivien ist eine großartige Erfahrung gewesen und ich sitze schmunzelnd am Rechner, während ich die letzten Zeilen eintippe. Ich bedanke mich recht herzlich bei Doña Adela, für die perfekte Versorgung. Danke an Camilla, Lena, Lea, Julia, Leonie, Erwin, Christian und Ekkehard für die wundervolle kollegiale Zusammenarbeit. Und ganz besonders möchte ich mich bei Ann-Kathrin bedanken! Es hat richtig viel Spaß mit dir gemacht und du bist mir eine besonders gute Freundin geworden. Danke, dass du immer für mich da warst und es mit mir ausgehalten hast.
Muy bueno an alle, die mit mir dort waren.
Tristan Hartz
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