Bilinsky, Viktor - FCSM-WEB-Seite

Direkt zum Seiteninhalt

Bilinsky, Viktor

Erfahrungsberichte > Archiv
Huancarani (28.07. bis 22.08.2014)
Den Wunsch nach einem Auslandsaufenthalt in Südamerika hatte ich lange. Nach einem Informationsabend für Auslandsfamulaturen, bei dem auch einige meiner Kommilitonen über ihre Erfahrungen mit Famulaturen erzählt hatten, fasste ich den Entschluss: Ich muss auch ins Ausland.
Von Marine LeGuerer erfuhr ich vom FCSM. Ich entschied mich für das Projekt „Huancarani“, das erst seit einem Jahr lief und mich am meisten ansprach.
Angemeldet hatte ich mich schon im Januar, allerdings ohne begleitenden Arzt. Ich musste lange warten (bis Anfang Juni) bis sich Leonie gefunden hatte, dementsprechend spät konnte ich erst den Flug buchen. Deswegen hier der Tipp/Rat, meldet euch möglichst zu zweit an.
Mit meinem Backpack, Handgepäck und einer Tasche mit Spendenmaterial und den Materialien, die Ekkehard mir zugeschickt hatte, stand ich am 20. Juli in Düsseldorf am Flughafen und flog von dort zuerst nach Madrid und von dort weiter mit BOA nach Santa Cruz und Cochabamba. Letztere ist die nächste Großstadt zu Huancarani. Dort kam ich etwas müde und erschöpft nach einem langen Flug an und wurde von Janine und Joaquim begrüßt.
Die erste Woche verbrachte ich in meiner Gastfamilie und lernte in Janine und Joaquim´s Sprachschule „Runawasi“ Spanisch. Gewisse Basiskenntnisse hatte ich vorzuweisen, allerdings wurden diese dann in der Sprachschule deutlich verbessert. Alle die ihre Spanischkenntnisse vor der Famulatur verbessern möchten bzw. überhaupt Spanisch lernen möchten, denen kann ich die Sprachschule nur empfehlen.
Am 28.07. ging es dann mit Ronald nach Huancarani. Er hatte im Vorfeld viel Werbung gemacht und auch während unserer Anwesenheit wurden Flyer verteilt und mittels Mikrophon Leute animiert zu kommen. Wir fanden ein wirklich gut ausgestattetes Consultorio und eine tolle Unterkunft für uns Volontäre vor. Die Ausstattung des Consultorios war auf deutschem Niveau, es gab alles was das Zahniherz begehrt. Komposit, Flow, Diamanten und Bohrer jeder Art und Größe, eine Autoklave und ein Röntgengerät und vieles mehr. Im Prinzip alles, um nahezu jedwede Behandlung durchführen zu können.
Das einzige was fehlte waren Patienten. Die ersten Tage nach unserer Ankunft kamen welche und wir konnten die ersten Füllungen legen und Zähne bei Kindern ziehen. Was oftmals auffiel war, dass die Kinder sehr schlechte Zähne hatten, da konnte keine Füllung, sondern nur noch der Griff zur Zange helfen. Das wundert einen allerdings nicht lange, wenn man bedenkt, dass sie jeden Tag Süßkram essen und ohne Ende Cola trinken. Letztere ist zum Teil günstiger als Wasser und überall zu bekommen.
Nach den ersten Tagen kam es zu einer Patientenflaute. Tagelang erschien keiner.
Das Problem war, dass der 6. August (Unabhängigkeitstag Boliviens) und der 14. August (Urkupina = religiöses Fest in Quillacollo und Umgebung) vor der Tür standen, d.h. die Menschen hatten andere Sachen im Kopf und Besorgungen zu erledigen, als zum Zahnarzt zu gehen, und so saßen wir einige Nachmittage lesend, fernsehguckend oder spanisch lernend rum.
An Wochenenden und an Feiertagen fuhren wir weg. Bolivien hat landschaftlich viel zu bieten; sei es der Titicaca-See mit der Isla del Sol, La Paz und die Todesstrasse oder der atemberaubende „Salar de Uyuni“, die Salzwüste mit ihrem endlosem Weiß, den Lagunen und Flamingos. Plant mehr Zeit ein, um zu reisen, wenn ihr nach Bolivien kommt. Aber auch das benachbarte Peru ist absolut nicht zu verachten. Ganz im Gegenteil; Machu Picchu hat mich einfach sprachlos gemacht.
Am 15.08. kam es zum fliegenden Wechsel: Leonie fuhr nach Hause und Ekkehard kam nach Huancarani. Einen Tag später kam dann auch Jana; die andere Volontärin. Und so verbrachten wir meine letzte Woche zu dritt. Menschlich war es wirklich sehr entspannt und angenehm. In der letzten Woche kamen auch wesentlich mehr Patienten, und ich konnte noch einige Füllungen, Extraktionen und Endos machen. Nach Korrespondenz mit Jana, erfuhr ich, dass während ihrer Zeit dann auch mehr Patienten kamen und wesentlich mehr behandelt werden konnte. In der Hinsicht hatten Leonie und ich etwas Pech gehabt.
Nichtsdestotrotz kann ich jedem, der ins Ausland möchte, der Menschen helfen, seinen Horizont erweitern und neue Kulturen kennen lernen will, zu einer Famulatur raten. Man kommt reicher zurück. Für mich wird es nicht das letzte Hilfsprojekt gewesen sein.
Viktor Bilinsky
Zurück zum Seiteninhalt