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Carlitz, Sarah

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Huancarani, 20. August bis 21. September 2018

Bereits im Juli startete meine große Südamerika-Reise. Zunächst verbrachte ich 3 Wochen in Ecuador und freute mich anschließend auf insgesamt 5 spannende Wochen in Huancarani. Ich wurde von Ekkehard persönlich super nett am Flughafen empfangen. Von dort aus ging es dann mit einem Taxi Richtung Quillacollo (die nächst größere Stadt von Huancarani aus), wo Ekkehard mir die für mich wichtigen Stellen für das dort so viel genutzte Trufi-System als Transportmittel zeigte (funktioniert super!).
Angekommen in Huancarani habe ich eine für südamerikanische Verhältnisse super schöne und einladende Unterkunft vorgefunden, in der wirklich alles vorhanden ist, was man im täglichen Leben so braucht. Christian (Zahnarzt), Michelle (Helferin) und Waldemar (Techniker) waren bei meiner Ankunft gerade in La Paz unterwegs. Ich lernte alle Drei am nächsten Morgen kennen. Am Nachmittag ging es dann auch direkt los im Consultorio. Dadurch, dass sowohl Christian und Michelle bereits eine Woche vor Ort waren, konnten sie mir alle Tipps und Tricks bezüglich der Behandlung, aber auch beispielsweise die Tücken des Behandlungsstuhls schnell beibringen. Natürlich handelt es sich nicht um die allerneuste Einheit und sie hat auch hier und da ihre kleinen Macken - insgesamt kann man in Huancarani aber mit etwas Improvisation (was in Südamerika nie schaden kann) nahezu jede Behandlung durchführen. Natürlich liegt der Fokus der Behandlungen vor Allem auf dem Extrahieren und der Füllungstheraphie von Zähnen bzw. zunächst natürlich in der Schmerzbehandlung. Erstaunlicherweise haben meist die etwas älteren Patienten relativ (!) gute Zähne im Vergleich zu den Kindern. Bei der Kinderbehandlung ist es zum Teil wirklich erschreckend, in was für einem Zustand sich deren Zähne befinden. So mussten wir auch beispielsweise öfter bei 6-8 jährigen Kids die bleibenden 6er extrahieren, da diese vollkommen verfault waren. Generell kann man sagen, dass die meisten Bolivianer leider erst zum Zahnarzt gehen, wenn sie sehr starke Schmerzen haben und da ist es meistens schon zu spät. Die Behandlungen an sich laufen meist ziemlich entspannt hab. Das liegt vermutlich vor Allem an der Art der Einheimischen. Sie sind meist eher schüchtern und zurückhaltend, aber alle wirklich sehr dankbar um die Arbeit, die man leistet. Auch die Kinder liegen meist ziemlich entspannt auf dem Behandlungsstuhl und lassen sich gut behandeln. In den ersten zwei Wochen konnten wir dank Waldemar noch Placas (Prothesen) herstellen, die einigen Bolivianern ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben und die auch viel nachgefragt wurden.
Natürlich ist es hilfreich, wenn man Spanisch sprechen kann, ich würde aber sagen, dass es auf gar keinen Fall ein Ausschlusskriterium ist. Christian und Michelle beispielsweise haben wenig Spanisch gesprochen. Trotzdem klappte die Kommunikation meist mit Händen und Füßen und natürlich ein paar Basic-Vokabeln wirklich gut. Die Bolivianer geben sich auch große Mühe einen zu verstehen (daher sollte man trotzdem immer noch einmal genau nachhaken, ob sie wirklich verstanden haben, worauf man hinaus will).
 
Zum Teil hatten wir wirklich sehr viele Patienten am Tag und haben auch oft über die normalen Öffnungszeiten hinaus behandelt, was wir aber natürlich nicht machen mussten. Trotzdem zeigen die Menschen dort einem wirklich ihre Dankbarkeit, sodass man es gerne macht. Natürlich sind die Tage anstrengend, aber nichts, was man nicht mit dem leckeren Essen von Doña Adela auskurieren könnte. Von Montag bis Freitag hat sie uns mittags und abends bekocht. Mir hat es wirklich immer super geschmeckt und auch, dass es wenig Fleisch gab, hat mich persönlich nie gestört. :) Abends saßen wir oft zusammen bei einem Glas Wein oder Bier und haben über den Tag und Gott und die Welt gequatscht. An den Wochenenden haben wir fast immer Ausflüge unternommen, um Bolivien besser kennen zu lernen. Von Cochabamba aus (ca. 1 Std von Huancarani entfernt) hat man eine gute Anbindungen in das ganze Land. Es gibt auch oft sehr günstige Flüge mit BOA, die ich wirklich empfehlen kann. Aber auch die Nachtbusse sind wirklich vollkommen okay und natürlich eine noch günstigere Alternative. Ich selbst war in La Paz, Sucre, Salar de Uyuni, Titicacasee, im ToroToro-Nationalpark... Es lohnt sich wirklich, das Land und die Leute anzuschauen! Da montags morgens keine Behandlung stattfindet, kann man auch gut beispielsweise erst Sonntag Abend mit einem Nachtbus zurück nach Huancarani fahren. Der Weg von der Haltestelle zum Haus ist nicht (wie in manchen Berichten vorher beschrieben) mit unzähligen bellenden Hunden übersäht - man kann ihn auch gut alleine laufen.
 
Huancarani selbst bietet nicht allzu viel. Alle Einkäufe lassen sich aber gut in Quillacollo erledigen. Falls man also wirklich was in Deutschland vergessen haben sollte, ist das in der Regel kein Problem. Was ich aber wirklich dringend empfehlen würde mitzunehmen, ist ein schön warmer Schlafsack, da es abends schon mal recht kalt werden kann und er für manche Ausflüge wie in den Salar goldwert ist. Falls es einmal doch wirklich kalt sein sollte abends, kann man in der Regel auch warm duschen! Der Zustand von dem Zimmern und den Einrichtungen ist wirklich super und man fühlt sich sehr schnell wohl. Falls man Fragen hat, steht einem Ekkehard auch immer zur Seite. Ich hatte Glück, dass Ekkehard die erste Zeit meines Einsatzes noch selbst vor Ort war und viel organisiert hat. Insgesamt ist das Projekt aber wirklich super strukturiert. Bei Fragen steht Ekkehard bzw. eine Ansprechperson in Huancarani immer zur Verfügung. Doña Adela und auch ihre Söhne (Wilfredo spricht sogar englisch) sind eine große Hilfe. Man kann sich also wirklich voll und ganz auf das Abendteuer Bolivien einlassen. Ich hatte eine ganz tolle Zeit in Huancarani dank der tollen Organisation und der tollen Volontäre, die mit mir dort waren. Ich habe sehr viel gelernt und würde das Projekt Jedem wirklich ans Herz legen!
Sarah Carlitz
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