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Mittag, Jan-Hendrik

Erfahrungsberichte > Archiv
Guadalupe, Ecuador 4. April - 22. Juli 2016
In einem sozialen Projekt helfen zu wollen, gepaart mit dem Wunsch, einen gewissen Alltag in einem fremden Land zu erleben und neue Erfahrungen zu sammeln, machten mich in diesem Jahr auf das Engagement des FCSM in Lateinamerika aufmerksam.
Wie die meisten Volontäre startete auch ich mit der Kontaktaufnahme zu Pater Georg Nigsch, der in dem Projekt in Ecuador federführend für die Auswahl und Einteilung der Freiwilligen ist. Schon nach einigen Mails stand fest, dass ich die Klinik für vier Monate als Zahntechniker unterstütze und damit ein Freiwilligenvisum (12-VII) für mich notwendig wurde. Georg organisierte mir die dafür notwendigen Papiere, und ich regelte alles Weitere mit der ecuadorianischen Botschaft in Berlin, wo ich mir nach einigen Wochen den vorläufigen Visa Stempel abholen konnte. Diesen musste ich bei meiner Ankunft in Quito bei der dortigen Migration noch registrieren lassen, was aber innerhalb eines Tages erledigt war. Gerne gebe ich jedem, der ebenfalls plant, eine längere Zeit in Ecuador zu bleiben, mehr Informationen darüber.
Nach einigen Tagen Aufenthalt im schönen Quito und dem ersten Aufeinandertreffen mit Georg, der zufälligerweise zeitgleich in Quito war, flogen wir gemeinsam nach Loja/Catamayo und von dort ging es mit seinem Geländewagen über teils enge Passstraßen rasant nach Guadalupe. Für mich ein Ort in traumhafter Natur fernab von allen klassischen Südamerika-Reiserouten und so authentisch für dieses tolle Land. Dort angekommen wurden wir auch gleich herzlich von den vier Schwestern empfangen und umsorgt, ehe Georg mir meine Unterkunft in der "Residencia" zeigte. Hier hat jeder sein eigenes Zimmer mit Bad und wird mit einem "Herzlich Willkommen" Schild an der Zimmertür begrüßt. Über zwei Etagen wohnen wir Volontäre hier äußerst komfortabel mit großzügigem Gemeinschaftsbereich, Küche sowie riesiger Veranda zusammen. Während meiner Zeit hatte ich ausschließlich sehr sympathische und interessante Menschen als Mitbewohner, mit denen ich auch gerne an den Wochenenden den einen oder anderen Ausflug unternahm.
Das Labor ist für die Herstellung von Interims-, Immediats- und Totalprothesen hervorragend ausgestattet. Anfangs braucht es seine Zeit, eh man mit dem gewaltigen Zahnlager vertraut ist, aber man wird feststellen, dass Zähne für jegliche Situationen in Form und Farbe zu finden sind. Nach Möglichkeit werden Klammerkreuze und sogar konfektionierte Sublingualbügel für Unterkieferprothesen verwendet, um den Patienten einen möglichst hohen Tragekomfort zu bieten. Aufgrund von teilweise längerer Zahnlosigkeit kommt es bei einigen Patienten unweigerlich zu komplizierten Bissverhältnissen mit elongierten Zähnen, aber hierfür dennoch ansprechende Lösungen zu finden, ist für die Zahntechnik hier der besondere Reiz. Trotz häufigerem Wechsel der Zahnärzte und Techniker formte sich stets ein gut funktionierendes Team. Die Terminvergabe passierte in gegenseitiger Absprache, und es war immer möglich, bei den Eingliederungen dabei zu sein. Die zufriedenen Patienten zu sehen, war für mich eine ganz besonders schöne Erfahrung sowie Anerkennung und Ansporn für die weiteren Arbeiten.
Ein großes Lob geht an Amanda, die uns die anfallenden Verbrauchsmaterialien im Labor jederzeit verlässlich und innerhalb kürzester Zeit besorgt hat und es nie zu Engpässen kam.
Mit Einbruch der Dunkelheit füllen sich die beleuchteten Sportplätze im Dorf und jeder ist herzlich eingeladen, beim Fußball oder Volleyball mitzumischen. Gleiches gilt für die regelmäßig stattfindenden "Farras" (Feste) an den Wochenenden und gleichzeitig wird es immer einfacher und selbstverständlicher, sich auf Spanisch zu unterhalten. Jeder der etwas mehr Zeit in Guadalupe verbringt, wird merken, dass es hier wirklich einfach ist, die Dorfbewohner besser kennenzulernen und sogar Freundschaften zu schließen. Ich selbst hatte das Gefühl, dass sie unheimlich stolz darauf sind, uns ihr Land und ihre Kultur zeigen zu können.
Anfangs hörten sich vier Monate nach einer sehr langen Zeit an, die aber in Guadalupe wie im Fluge vergangen ist und viel zu schnell vorbei war. Ich gehe mit lauter tollen Erfahrungen und hoffe, dass es nur ein Abschied auf Zeit bleibt und ich wieder einmal nach Guadalupe kommen werde. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, die hier schon seit Jahren mit so viel Herzblut dieses tolle Projekt möglich machen.

Jan-Hendrik Mittag
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