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Kiese, Siegbert G2

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Guadalupe 05.01. -30.03.2017
 
 
Vom 5.1. – 30.3.2017 war ich zum 3. Mal in Guadalupe/Ecuador.
 
Angereist vom Bremen bzw. Amsterdam nach Quito mit dem augenärztlichen Team H.U. Frank, Alberto de Castro, Liana Jung und Carina Tabra, haben wir die erste Nacht in der Hosteria San Carlos in Tababela verbracht. Aus der Erfahrung der vergangenen Male wussten wir, dass der Abholdienst vom 15 Minuten entfernten Flughafen sehr gut klappt. Das Essen dort lässt zwar zu wünschen übrig,  aber wir wussten ja, dass wir in dieser Hinsicht die nächste Zeit in Guadalupe sehr verwöhnt werden würden.      
So kamen wir am 6.1. pünktlich zum Mittagessen in Guadalupe an, wo wir natürlich schon erwartet wurden. Der Empfang durch die Hermanas war wieder so herzlich, und wir fühlten uns gleich wieder „zu Hause“, angekommen.
Das Wochenende nutzten wir, um uns einzugewöhnen und ich,  um mein zahnärztliches Team bestehend aus der ZTerin Hannah und dem ZT Werner näher kennenzulernen.
Pater Georg hatte natürlich wie immer im Vorfeld die Werbetrommel gerührt, so dass durch den großen Patientenansturm am Montag und in den nächsten Wochen, natürlich auch bedingt durch die Augenärzte, auch bei uns entsprechend viel Arbeit angesagt war. Darauf waren wir eingestellt, darum waren wir ja auch hier. Zu unseren beiden Fakultäten Augen und Zähne waren noch zwei Allgemeinmediziner aus den USA in der Clinica tätig, Kathrin Landy und Philip Hawley. Beide wohnten aber nicht in der Residencia. Von Anfang an herrschte unter uns Voluntarios/as ein fröhliches und freundschaftliches  Miteinander und eine tolle kooperative Zusammenarbeit. Das begann bereits morgens immer mit einem gemeinschaftlichen Frühstück und endete abends häufig nach getaner Arbeit bei einer gemütlichen Cerveza bei Don Teofilo (oder dem Mann mit dem Hut).
Manchmal führte uns Werner auch mit seinem esoterischen und geschichtlichen Wissen und seiner Wünschelrute oder seiner Bioantenne weit zurück in die ferne Vergangenheit und konnte uns „belegen“, warum wir so einen Hang nach Südamerika hatten: Die meisten von uns waren schon zur Zeit der Konquistadoren in irgendeiner Form als Folterknechte, als Begleiter/innen oder Mätressen Pizarros in einem der südamerikanischen Länder unterwegs gewesen. Werner sah das in den verschiedenen Re-inkarnationen belegt. Wenn er sich dann den einen oder anderen von uns als Medium vornahm, war das schon eine spannende aber auch durchaus belustigende Angelegenheit, weil vieles „Interessantes“ dabei herauskam. Wir haben immer viel Spaß dabei gehabt.
                                                                                                
Das war sehr angenehm und entspannend, kannten wir uns ja zum Teil auch schon von früheren gemeinsamen Einsätzen hier in Guadalupe. Wir waren einfach ein eingespieltes und klasse Team!!
An den Wochenenden wurden wieder Land und Leute erkundet, was durchaus zur Auflockerung der vielen Arbeit in der Woche beitrug.
Nach 3 Wochen verließen uns das Augenteam und auch der ZT Werner. Dafür reiste die ZT Dorit als Verstärkung für Hannah an. Die sehr vielen Placaaufträge hätten allein von Hannah nicht bewältigt werden können. Da kam Dorit als Zahntechnikermeisterin mit ihrer großen Professionalität und Berufserfahrung natürlich gerade recht. Auch wir drei waren ein tolles Team und verstanden uns sehr gut. Eines unserer Wochenendziele war der Rio Nangaritza, für mich schon zum 3. Male, und doch immer wieder faszinierend, die Yancuam-Lodge, mit ihrer traumhaften Lage, der unglaublich wunderbaren Vogelwelt und den lieben Menschen dort. Der Ausflug zu den cuevas de los tayos und zu dem laborinto de los mil ilusiones gestaltete sich auf Grund des extrem vielen Regens und des aufgeweichten Bodens als grenzwertig anstrengend. Aber als wir dann in der Höhle mit starken Taschenlampen diese schrecklich schreienden Ölvögel in ihrer dunklen Einsamkeit erstmalig zu Gesicht bekamen, waren wir für die Anstrengungen entschädigt. Ebenso beim laborinto, diese herrlichen Ausblicke von oben auf den unendlichen Urwald, die großen Flüsse, die Musik des Urwalds, was kann man sich Schöneres wünschen. Von den Besitzern der Yancuam-Lodge Carlos und seiner Frau Carla ließen wir uns schön verwöhnen.                                              
Dorit verstärkte unser Team bis Ende Februar und wurde daraufhin von der ZT Pia abgelöst. Der anfängliche große Andrang an Patienten und Placaanfragen hatte sich etwas gelegt, so dass es für uns alle ein wenig ruhiger zuging. Im Consultorio konnte ich mir das ja selbst einteilen, an den Zähnen gab es immer reichlich zu tun. Hier wurde ich ja von der perfekten und liebevollen Helferin Lida bestens unterstützt, so dass wir richtig viel schaffen konnten. Auch ihr gilt mein ganz besonderer Dank. Ohne ihre professionelle Hilfe wäre die viele Arbeit nicht zu bewältigen gewesen.
Zu Karneval flüchteten wir nach Saraguro, dem Zentrum des gleichnamigen indigenen Volksstammes der Saraguros, um dem Wasserspritzen und Schaumsprühen in Guadalupe zu entgehen, natürlich den Ort und die Umgebung kennenzulernen. Wir fuhren den relativ neu angelegten und sehr beschwerlichen Weg (Straße kann man das nicht nennen) über Yacuambi und wurden aber durch die Naturschönheiten dieser herrlichen, rauen Landschaft, z.B. die Cascada Vela de Novia , reichlich belohnt. Leider hatten wir in Saraguro sehr kaltes und regnerisches Wetter und die karnevalsüblichen Wasserspritzereien und Schaumattacken mussten wir auch über uns ergehen lassen. Auf einer Wanderung während der einzigen Sonnenstrahlen dieser Tage lernten wir eine reizende Saragurofamilie kennen, die sich tatsächlich eine Woche später auf den weiten Weg nach Guadalupe zur Zahnbehandlung machte.
So gingen Ende März auch für Pia und mich – Hannah war zwischenzeitlich abgereist – eine sehr schöne und arbeitsreiche Zeit zu Ende. Ca. 900 Patienten konnten wir in diesen 3 Monaten mit Placas, Füllungen, Wurzelbehandlungen, Extraktionen und Limpiezas versorgen.
Ein besonderer Dank geht auch dieses Mal wieder an die liebevollen und herzlichen Hermanas, die das Herz der Mission bilden, an die liebe Carmen, die uns mit ihrem wundervollen Essen immer wieder verwöhnt hat und last but not least an Pater Georg, ohne dessen steuernde Hand im Hintergrund nichts läuft.
In den 15 Jahren Clinica Misional konnte durch seine Initiative und durch die Hilfe der ausländischen Ärzte so unendlich vielen Menschen geholfen werden, die sich sonst die medizinische oder zahnmedizinische Behandlung nicht hätten leisten können. Dafür gebührt ihm ein ganz besonderer Dank. Wir werden ihn in Guadalupe sehr vermissen!
Seinem Nachfolger im Amt des Missionars und evtl. auch des Klinikleiters wünsche ich einen guten Start im Juni und bei der neuen Aufgabe Gottes Segen.
Ich habe wieder viele tolle Menschen in Guadalupe, unterwegs im Autobus und an anderen Orten kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen. Und wenn die Clinica trotz des Weggehens von Pater Georg und trotz der immer neuen Schikanen durch das Ministerio de Salud weiter bestehen bleibt, bin ich 2019 wieder mit ganzem Herzen dort.
Siegbert Kiese    
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