Gröfke, Anastasia
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Guadalupe Jan/Feb 2015
Ich hatte
dieses Jahr die Gelegenheit, 2 Monate in Guadalupe als Zahntechnikerin zu
arbeiten und zu leben. Los ging es gleich zum neuen Jahr, Abflug früh
morgens am 2. Januar. Da dies meine erste längere Fernreise war, war ich
wahnsinnig aufgeregt. Alles zuhause pausieren, 12 Stunden in ein fernes,
fremdes Land fliegen und nicht genau wissen, wer und was einen dort erwartet,
das ist ein bisschen beängstigend, wenn man dann endlich wirklich eincheckt.
Zum Glück hatte ich bereits im Voraus sehr netten Kontakt mit den beiden
anderen Volontären, die zeitgleich dort waren, und wir haben uns schon in
Amsterdam zum Weiterflug nach Quito getroffen. Ab da wusste ich, dass es eine
gute Erfahrung werden würde. Wir haben uns vom ersten Moment an blendend
verstanden und das sollte auch die komplette Zeit so bleiben. Die beiden haben
meine Reise und den gesamten Aufenthalt wirklich bereichert und mir viel
Sicherheit und fachlichen und privaten Input gegeben, dafür bin ich sehr
dankbar, denn das ist nicht selbstverständlich. Ich kann nur jedem Volontär so
tolle Kollegen für seine Zeit in der Missionsklinik wünschen!
Von
Amsterdam ging es weiter nach Quito, von wo aus wir am nächsten Tag nach Loja
in den Süden von Ecuador flogen. Von dort aus noch ca. 3 Stunden Taxifahrt, auf
Serpentinen-Strassen durch beeindruckende Gebirge, und endlich waren wir da:
Clinica Misional de Guadalupe. Nachdem wir in unsere Residencia, gross, sauber
und wohnlich, eingezogen sind, konnten wir beim Abendessen die Hermanas kennenlernen.
Bei ihnen durften wir ab sofort an jedem Arbeitstag zweimal essen, alle
zusammen am grossen Tisch, was jedes Mal interessant, lustig, herzlich und vor
Allem sehr lecker war! Köchin Carmen macht gute Arbeit!
Da wir an
einem Samstag anreisten, hatten wir danach noch einen freien Tag. Wir durften
einem besonderen Gottesdienst beiwohnen, denn ein wichtiger Bischof war da, und
es fand eine grosse Prozession statt. Auch wenn ich nicht viel vom Gesagten
verstanden habe, die Musik und die vielen fremden Menschen in hübschen,
farbenfrohen Trachten und mit langen, schwarzen Zöpfen, haben mich ziemlich
beeindruckt.
Am nächsten
Tag ging dann endlich die Arbeit los! Vor mir war einige Zeit kein Techniker in
Guadalupe gewesen, deshalb konnte mich niemand "einarbeiten". Da das
Labor aber wirklich übersichtlich und ordentlich strukturiert ist, habe ich
mich sofort gut zurechtgefunden. Es hat bis auf Dampf- und Sandstrahler alles,
was man braucht, um die anfälligen Arbeiten zu erledigen. Ich hatte in 2 Monaten
nicht einmal Probleme mit Material oder Geräten, auch alle wichtigen
Lieferungen wie Gips und Monomer sind immer problemlos bei Amanda, der
Klinikmanagerin, zu bestellen und pünktlich da gewesen.
Die erste
Arbeitswoche war noch recht ruhig, danach kamen für 3 Wochen die Augenärzte. Ab
da gab es wirklich viel zu tun. Massen von Patienten standen teilweise über
Nacht vor der Klinik an, und wer schon mal beim Augenarzt war, ging auch gleich
noch zum Zahnarzt. Trotzdem verlief die Zusammenarbeit mit den Kollegen echt
harmonisch, bei meiner Terminierung hatte ich völlig freie Hand und es gab nie
Druck oder unangenehmen Stress, das war eine tolle Erfahrung.
Durch die
vielen Patienten konnte ich natürlich auch viele, viele Placas und Reparaturen
bearbeiten, wodurch ich einiges zu sehen bekam. Zahnersatz und Zahnstände in
jeder Qualität und jedem Zustand sozusagen, wirklich interessant! Und immer
wieder: Gold, Gold, Gold. Auf den Frontzähnen, in Sternform. Fand ich dies
anfangs noch befremdlich, ich war es nicht gewohnt vom deutschen Laboralltag,
aber irgendwann fand ich´s dann sogar recht hübsch, zumindest nach dem
Aufarbeiten der alten Prothesen ;)
Die
Arbeitswochen waren nie langweilig, es gab immer was zu tun und immer was zu
lernen, und zwischendurch auch immer mal die Gelegenheit, 5 Minuten vor der Tür
in der warmen Sonne zu sitzen (und das im Februar ;))
An den
Wochenenden haben wir Ausflüge in die Umgebung gemacht: Nach Zamora, Wandern
zum Wasserfall im Podocarpus-Nationalpark, nach Yantzaza in die Disco, in den
Dschungel am Rio Nangariza, ins superschöne Hotel in Vilcabamba, Frosschenkel
essen in Piuntza, Meerschwein und Reis bei Germania,... Und natürlich auch
einfach nur abends auf der Terrasse sitzen, ein Bierchen trinken und gute
Gespräche führen. 2 Monate Volontariat in Ecuador klingen lange, wenn man
zuhause plant, aber wenn man erstmal da ist und all dies erlebt, vergeht die
Zeit wie im Flug. Der Abschied nach 8 Wochen war ziemlich traurig und nicht so
leicht, wie ich gedacht hatte, denn ich hatte eine wirklich gute Zeit und habe
unvergessliche Erfahrungen mit tollen Menschen gemacht. Ich bin froh, dass ich
mich darauf eingelassen habe und kann das nur jedem empfehlen, der die
Möglichkeit dazu hat!
Anastasia Gröfke