Dübgen, Lukas
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Guadalupe, Ecuador 30. April – 22. Juli 2016
Da ich länger als drei Monate, die das Touristenvisum (Visum
12-IX, bis zu 90 Tage) ermöglicht, in Ecuador verblieben bin, musste ich mich
um ein Freiwilligenvisum (Visum 12-VII) bemühen. Dies habe ich, nach Absprache
mit Pater Georg, in Quito, Ecuador bei der Bischofskonferenz beantragt. Die
Ausstellung sollte nach eineinhalb bis zwei Wochen abgeschlossen sein und ist
eigentlich unkompliziert sowie kostengünstig (ca. 22 Dollar). Der Nachteil ist,
dass man für diese Zeit auf den Originalpass verzichten muss und daher von
ausgiebigen Reisen absehen sollte. Außerdem wurde mein Anliegen wohl
„vergessen“, was allerdings wohl nicht den Normalfall darstellt und außerdem
schnell geklärt wurde.
Mein Mitvolontär der Zahntechnik, Jan-Hendrik Mittag, der
sich so wie ich um ein Visum kümmern musste, hat das gleiche Visum von Deutschland
aus beantragt. Dies scheint umständlicher und teurer zu sein, dafür musste er
weniger Zeit in Quito verbringen, um das Visum dort bestätigt und gestempelt zu
bekommen. Das Visum ist zwei(!) Jahre gültig und für alle
Wiederholungstäter zu empfehlen.
Von Quito bin ich per Bus nach Guadalupe gereist. Die
Busreise von Quito nach Loja dauert ca. elf Stunden, kostet 20 bis 25 Dollar
und startet vom südlichen Terminal („Terminal Quitumbe“; erreichbar per Taxi
oder Trole). Ein Ticketkauf im Voraus ist nicht nötig. Ich selber habe die
Nachtfahrt als sicher empfunden. Empfehlenswert ist aber ein Direktbus einer
gehobeneren Busgesellschaft, wie der „Cooperativa Loja“, zu buchen. Am Morgen,
in Loja angekommen, kann dann die mehrstündige Anreise nach Guadalupe in Angriff
genommen werden, die auf der FCSM-Website beschrieben wird.
Die Unterkunft in der „residencia“ ist ausgesprochen gut,
geradezu europäisch. Jeder verfügt über ein Einzelzimmer und Bad. Die Küche ist
mit allem Nötigen ausgestattet, um sich am Morgen sowie an den Wochenenden
selbst zu versorgen. Das Essen wird einmal wöchentlich von den Schwestern in
der nächstgelegenen Stadt eingekauft. Die Terrasse lädt zum Verweilen ein!
Die Arbeitsatmosphäre und das Zusammenleben mit den anderen
Volontären sowie einheimischen Mitarbeitern habe ich als sehr angenehm
empfunden. Jeder hat sich Mühe gegeben, die gemeinsame Arbeit produktiv, aber
stressfrei und die Freizeit für alle erholsam sowie behaglich zu gestalten.
Die Schwestern, mit denen an den Werktagen gemeinsam das
Mittag- und Abendessen eingenommen wird, sind äußerst herzlich und
aufgeschlossen. Hier kann man mit schlagfertigen Schwestern rechnen, die gerne
lachen und auch mal einen Spruch nahe der Gürtellinie auf Lager haben.
Die wöchentliche Arbeitszeit betrug bei uns 35 bis 40
Stunden, die auch gebraucht wurden, um den Bedarf an Prothesen zu decken. Das
Labor ist mit allem ausgestattet, was für die Anfertigung von funktionellen
sowie ästhetischen Prothesen notwendig ist. Wenn möglich haben wir Klammerkreuze
mit Auflage verwendet, damit die in Deutschland als Interimsersatz angesehenen
Prothesen parodontal bzw. parodontal-gingival gelagert sind. Bei Lückengebissen
der Kennedy-Klasse I wurden von uns konfektionierte Unterkieferbügel zum Biegen
genutzt. Damit wurde der Parodontienfreiheit entsprochen und die Prothesen
haben schon fast Modellgusscharakter bekommen. Auch wurde eine okklusal
adjustierte Aufbissschiene im Oberkiefer für einen Bruxisten mit transparenten
Kunststoff aus der „bodega“, dem Lager, mittels Parallelometer sowie
Alginatdublierung angefertigt.
Die Gemeinschaft des Dorfes erschien mir recht eng. An den
Abenden treffen sich viele Bewohner auf den Sportplätzen und spielen Fuß- oder
Volleyball. Als Mitspieler ist jeder herzlich willkommen. Auch außerhalb des
Sports habe ich ein ehrliches Interesse wahrgenommen. So lassen sich bei
längeren Aufenthalten Kontakte bzw. Freundschaften schließen und gemeinsame
Ausflüge und Aktionen planen. Die Aufgeschlossenheit uns gegenüber, trotz der
nun schon jahrzehntelangen Fluktuation der Volontäre, war erstaunlich.
Bedanken möchte ich mich ganz herzlich bei Pater Georg, der
mir sowohl vor der Anreise als auch während des Aufenthalts mit Rat und Tat
beiseite stand, sowie allen Volontären, Schwestern, Mitarbeitern und
Dorfbewohnern, ohne die ich kein so unvergessliches Erlebnis gehabt hätte.
Lukas Dübgen