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Behr, Andrea G19

Erfahrungsberichte > Archiv
Guadalupe, 19. - 30. August 2019
Ecuador - Ama la vida
Das Projekt hieß „Ecuador“ und die „Mission“, war es Land und Leute kennenzulernen und die Zahnstation in Guadalupe zu „rocken“!
Je näher der Abflugtermin kam, kamen auch die ersten leichten unsicheren Gefühle auf. Wie waren die Menschen dort? Musste man die giftigen Schlangen, Spinnen oder andere Tiere fürchten? War das Land sicher? Kamen sie mit ihrem Spanischkenntnissen durch? „Aber reisen bedeutet Grenzen überschreiten – auch die Eigenen!“, sagte ich mir.
Doch es kam alles ganz anders, als gedacht! In Quito angekommen zeigte ihnen ein einheimischer Stadtführer den Mitad del Mundo (Mittelpunkt der Welt), das Äquatormuseum und die farbenprächtigen Indianermärkte in Otavalo. Sie lernten, dass ein weiterer Exportartikel in Ecuador neben Öl und Kakao die Rosen aus der Hochlandebene von Quito sind.
Ecuador zeigte sich in Folge von seiner wilden abwechslungsreichen Seite. Mit dem Überlandbus ging es zusammen mit vielen einheimischen Fahrgästen in Richtung Küste.
Der Überlandbus ist das Fortbewegungsmittel für die Einheimischen, in dem alles Mögliche an Nahrungsmitteln, Baustoffen und Tieren transportiert wird. Die Küstenstädte wie Manta und Montanita waren sehr mediterran und der Pazifik recht wild.
Langsam ging es dann in Richtung Guayaquil. Eine Stadt die auch den sehr großen Unterschied zwischen arm und reich in diesem Land offenbarte. Einfach in ein Taxi zu steigen, war hier immer mit der Gefahr eines Express-Kidnapping verbunden, bei dem man all sein Geld verlieren konnte und irgendwo in der Stadt ausgesetzt wurde. Hier liegen z.T. die Favelas gegenüber den Stadtteilen der wohlhabenden Leute.
Trotzdem genoss die Familie die Zeit an der Pazifikküste. Sie sahen Buckelwale aus der Nähe oder schwammen mit Wasserschildkröten und Kugelfischen.  Im Anschluss daran  bewegten sie sich in die südlichen Regenwälder des Landes. Nach einem kurzen Intermezzo im Pordocapus Nationalpark mit vielen bunt schillernden Schmetterlingen, dreisten Kragenbären, Tapiren und farbenprächtigen Vögeln, kamen sie in das kleine Dorf Guadalupe, an das Hospital del Dia Virgen de Guadalupe.
Hier wurden sie von Padre José sehr herzlich und dankbar empfangen. Beim Abendgottesdienst stellte er sie der Gemeinde vor und bedankte sich für das Kommen der Zahnarztfamilie aus Deutschland.
Die zweite Hälfte des Ecuadoraufenthalts war nun geprägt von jeder Menge zahnmedizinischer Arbeit. Jeden Morgen wurde die Schlange vor dem Hospital länger und länger. Es kamen Mestizen, Quechua-Indianer und spanischstämmige Ecuadorianer in Behandlung.
Sie hatten alle Hände voll zu tun, große und kleine Patienten zu behandeln. Sie bewunderten die - trotz ihrer einfachen Lebensumstände - zufriedenen Menschen/Patienten, ebenso wie die tapferen kleinen Kinder, die die Behandlung (fast) ohne Jammern über sich ergehen ließen. Die vielen kariösen Zähne und die vielen jungen Menschen, die schon Zahnprothesen besaßen, war erschreckend.
Von der Zahnprophylaxe über Zahnreinigungen bis hin zu Füllungen, Extraktionen und kleinen Prothesen erstreckte sich das Behandlungsspektrum. Doch trotz größerer Zahn-OPs musste kein Antibiotikum und in den seltensten Fällen ein Schmerzmittel verabreicht werden. Die Anästhesie bei Füllungen war ebenfalls die Ausnahme. Nicht, dass die Patienten die Mittel nicht bekommen hätten, aber sie haben es einfach nicht gebraucht. Es war schockierend zu sehen, dass sogar schon junge Frauen mit großen Zahnlücken oder Prothesen herumliefen. Problematisch ist der enorme Zuckerkonsum, gerade in der untersten sozialen Schicht, und ein praktisch nicht vorhandenes dentales Bewusstsein.
„Ich war noch nie in einem Land, das so gegensätzlich ist wie Ecuador! Ob es z.B. die Landschaft ist, die u.U. von Kilometer zu Kilometer wechselt, oder ob es der erschreckende Unterschied zwischen reich und ganz arm ist! Es war eine Reise, die mich tief berührt hat! Die Dankbarkeit und die Zufriedenheit der Menschen dort – insbesondere der Patienten -bleiben mir sehr in Erinnerung und haben mich geprägt!“, sagte Katharina Behr (Tochter, 17 Jahre).
„Nichts ist vergleichbar mit dem guten Gefühl, an einen vertrauten Ort zurückzukehren und zu merken, wie sehr man sich verändert hat!“
Hasta pronto, Ecuador!
Andrea Behr
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