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Schiller, Günter

Erfahrungsberichte > Archiv
Guadalupe, 6. Juli bis 3. August 2007; 19. Januar bis 11. Februar 2008; Februar bis März 2009
2007
Eigentlich hatte ich es mir nicht träumen lassen, dass ich, nach meiner Pensionierung, noch einmal aktiv in meinen Beruf zurückkehre. Aber:
Es fing damit an, dass ich den Bericht von Zahntechniker-Meister Wachendorf im *Dental Labor* las.
*Hilfe für Ecuador*. Eine ehemalige Kollegin fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, da mit zu machen.
Nach drei Jahren *Pensionisten Dasein*, hatte ich so langsam Entzugserscheinungen und spontan sagte ich zu.
 
Nun ging es rund: Den Termin bestimmen, Juli-August da ging es, dann einen Flug finden und zu buchen. Auf dem Globus sah es ja nicht sooo weit aus, mal so eben über den Atlantik hinweg,  hinten links, im Nord Westen von Südamerika, dort liegt Ecuador ! ! !
 
Endlich war es so weit. Ein weiter, langer, langer Weg, aber dann waren wir, wenn auch mit grosser Verspätung, gegen Mitternacht, in Quito, angelangt. Freundliche Aufnahme bei Mercedes und Ernesto Proanos, trotz der späten Stunde. Am nächsten Morgen in aller Frühe, der Weiterflug mit der *Tame Airline* nach Catamayo-Loja. Mit dem Taxi zum Busterminal in Loja, weiter über die Anden, auf abenteuerlicher Strasse, nach Zamora. Die ersten *Zahnkandidaten* liefen uns schon in Zamora über den Weg. Wir sahen, da gibt es viel zutun.
 
Wir stiegen auf den nächsten kleineren  Bus um, der uns nun in das Tal des Yacuambi nach Guadalupe bringen sollte. Solch ein Vehikel habe ich lange nicht gesehen! Schwarzer Dieselqualm verpestete die Luft,  es stank fürchterlich. Innen war es eng, viel kaputt und es roch auch nicht gerade  nach Veilchen. Der Bus war bis zum letzten Platz besetzt. Zuerst fuhren wir auf guter Strasse, dann aber hinein in die Wildnis. Auf der Naturstrasse rüttelte und schüttelte es uns ganz fürchterlich durch. Wir wurden interessiert von den Einheimischen im Bus beäugt, befragt woher und wohin. Was uns sofort auffiel, waren die erschreckend vielen jungen Menschen mit fehlenden Frontzähnen, aber auch sehr seltsamen Prothesen mit Goldverblendungen, Sternchen, Buchstaben und ganz kleinen Zähnen fielen uns auf. Nun denn, sagten wir uns, da gibt’s was zu tun. „Packen wir es an“!
 
Endlich in Guadalupe angekommen! Die Hängebrücke schwankte bedenklich, als wir, mit unserem reichlichen Gepäck, darüber wankten, es konnte einem schwindlig werden. Da lag sie nun vor uns, die Mission. Ein wunderbarer Anblick nach all den schmuddeligen, armseligen Hütten und Dörfern unterwegs. Nachdem wir, mit unserem Gepäck, oben auf dem Hügel angelangt waren, bezogen wir unsere  komfortablen Zimmer in der Residencia. Amanda, die gute Seele, machte uns mit allem vertraut. Mich traf fast der Schlag, als ich die elektrische Dusche sah. Später erfuhr ich, dass dieses der Standard in Südamerika sei.
 
Erstmal ausruhen, fremde Gerüche, vom nahen Urwald, unbekannte Laute, dazu überall krabbelnde und fliegende *Tierchen*. Der wunderbare Ausblick von der Terrasse in das Tal des Yacuambi fesselte unseren Blick. Das sollte nun für die nächsten 4 Wochen unser zu Hause sein. Der Urwald dampfte vom Regen, man sah den Rauch der Herdfeuer von den Hütten aufsteigen.  Wir packten unseren Krimskram aus und legten uns erstmal aufs Ohr. Solch eine lange Reise hängt einem doch ganz schön und heftig an. Später machten wir einen Besuch im Dorf und schauten uns ein wenig um.
 
Sonntagmorgen in der Kirche. Die Oberin der Nonnen stellte uns, nach der Messe, den Einheimischen vor. Wir wurden mit Applaus begrüsst. Auch da fiel uns gleich auf; Es gibt viel zu tun für uns. !!!!
Im Laufe des Tages lernten wir dann auch unsere anderen Mitbewohner kennen.
 
Montagmorgen:
Wir richten uns im Labor ein, sichteten was vorhanden ist, wie dieses oder jenes funktioniert
Wenn man „High-tech“ gewöhnt ist, ist es schon eine grosse Umstellung plötzlich mit einfacheren Dingen klar zu kommen. Gott sei Dank bin ich mit dem Standard der *Fünfziger* vertraut, hatte ich doch meine Lehrzeit in diesen Jahren gemacht.
 
Nun konnten die Patienten kommen. Und sie kamen. Erst noch zögerlich, dann standen sie in langen Reihen vor dem Eingang der *Clinica*.
 
Nun ging es zur Sache. Abdrücke am laufenden Band, Farben und Formnahme. Wir suchten in den Schachteln nach den richtigen Zähnen. Dort war alles sehr gut geordnet und angeschrieben. Dankeschön den guten Geistern, die es so ordentlich eingerichtet haben. Nicht immer fanden wir gleich die richtigen Zähne, oftmals gab es zu grosse Formen und auch nicht immer die exakte Farbe, aber man lernte schnell zu improvisieren und  Kompromisse einzugehen. Das Thema *Klammern biegen*: Wenn man das lange nicht gemacht hatte, braucht es schon etwas Übung, aber alles war ganz schnell wieder gegenwärtig. So wie in früheren Zeiten.
 
So verging Tag um Tag, uns wurde es aber nie langweilig. Die Patienten waren sehr freundlich  und liebenswürdig und vor allem sehr dankbar für unsere Dienste. Auch die Kids vom Dorf stellten sich immer wieder ein, wussten sie doch, dass immer etwas abfiel. Sei es ein Apfel oder ein Karamell (natürlich ohne Zucker). Auch die mitgebrachten Zahnbürsten der Firma *Trisa* und Zahnpasta der Firma *Elmex*, (schweizerische Firmen), welche diese Sachen grosszügig gesponsert haben,  waren heiss begehrt. Nach zwei Wochen verliess mich meine Kollegin um weiter zu den Galapagos Inseln zu reisen. Nun stand ich die nächsten 2 Wochen allein an der *Placafront*, aber es lief alles wunderbar.
Insgesamt haben wir weit über 40 Prothesen, Reparaturen, und diverse Abänderungen, gefertigt.
 
Besonders eindrücklich war es aber auch, mit den Nonnen in die umliegenden Dörfer zu ziehen. Wir verteilten unsere Zahnbürsten und Zahn-Creme, und zeigten mit viel Spass und Gelächter wie man seine Beisserchen richtig putzt. Die Kids haben toll mitgemacht, auch die Nonnen.
 
Wir haben natürlich nicht nur gearbeitet, sondern auch an den Wochenenden diverse Ausflüge unternommen. z.Bsp. ein verlängertes Wochenende in einem *Urwald-Hotel*. Eine anstrengende Wanderung, mit einem einheimischen Führer durch den dichten Urwald auf glitschigen Pfaden,  war wohl  einer der Höhepunkte. Unter der Woche spielten wir oftmals Korbball mit den Kindern. Es war eine Freude, ihnen zu zu schauen, wie sie hin und her flitzten. Beim Mitspielen hatte ich kaum eine Chance, da mit zu halten. Ein besonderes Ereignis  war, als wir zu einer Hochzeit im Dorf eingeladen wurden. Wir, die *Doctores* quasi als Ehrengäste, wurden herzlich begrüsst. Zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich Meerschweinchen ass! Ich muss sagen, es schmeckte mir ausgezeichnet. Ja, und dann ging auch meine Zeit herum. Die vier Wochen waren wie im Fluge, vergangen.  Es hat uns wirklich viel Freude bereitet, diese Menschen mit schönen und funktionellen Prothesen zu versorgen. Wir haben einige, sehr eindrückliche Szenen, der Dankbarkeit erlebt! Es ist auch in diesen Ländern sicher kein Schönheitsideal, ohne Zähne herum zu laufen. Man möchte auch dort gern mit schönen Beisserchen Eindruck machen und hübsch aussehen.
 
Resümee: Es war eine wunderbare Zeit, ich möchte sie nicht missen. Für mich persönlich war es ein besonders guter Abschluss meiner Zahntechnikerlaufbahn. Quasi das I Tüpfelchen. Eine Woche habe ich dann noch in Quito verbracht, habe viele schöne Dinge gesehen. Die Altstadt ist grandios, die Gebäude aus der Kolonial-Zeit, die Kathedrale, alles frisch restauriert. Ich habe nette, freundliche Menschen kennen gelernt, aber auch die Schattenseite der Armut.
 
Wir sind auf den Cotopaxi gefahren, bis hoch an die Schneegrenze, was ein ganz besonderes und eindrückliches Erlebnis war. Dann noch zum *Mitad del Mundo* dem Nullpunkt der Meridiane. Wir haben die Folklore dort genossen, noch mal auf einen Krater gestiegen, ein interessantes Museum besucht. Ja, es war ein gelungener Abschluss. Der Heimflug war leider endlos lang. Die Warterei wegen der Verspätungen zerrte an der Geduld. Doch bin ich mit einem grossen Korb voller Eindrücke, schöner Dinge und Erfahrungen, aber auch mit dem guten Gefühl, seinen Mitmenschen etwas Gutes erwiesen zu haben, gesund und glücklich daheim in Basel angekommen. Dort wurde ich schon sehnsüchtig von meiner Familie erwartet.

Günter Schiller

2008
Mich hat`s  wieder gepackt:
Als *Wiederholungstäter*, sozusagen, habe ich mich wieder angemeldet und gebucht. Mit Dr. Eberhard Pierro, dem Gründer der Zahnärztlichen Abteilung in Guadalupe, hatte ich mich, zum gegenseitigen kennen lernen im November getroffen. So vernahm ich, dass er im Januar-Februar dort arbeiten wollte, aber kein Techniker vor Ort sei. Kurz entschlossen buchte ich also die Reise. So reiste ich diesmal aber mit der *Air-Iberia* von Zürich- über Madrid nach Quito. Über die USA ist es einfach ein Horror, unfreundliche Angestellte an allen Terminals. Bis hin zur Schikane habe ich einiges an „Unschönen“ erlebt.
 
Wir trafen uns dann in Quito bei Mercedes und Ernesto Proano, machten einen gemeinsamen Stadtbummel und kauften schon mal die ersten Andenken auf einem Indianer Markt ein. Eberhard kaufte noch einen neuen Behandlungs-Stuhl der Fa. KAVO, der, oh Wunder, schon eine Woche später montiert wurde. Dann reisten wir am Samstag nach Guadalupe weiter. Herzlich wurden wir dort begrüsst und gleich darauf gab es eine Willkommensparty mit typischer Ecuadorianischer Musik in der Residenzia. Alles von den Mitarbeitern der Klinik organisiert. Ein gelungener Abend.
 
Im Labor gab es auch einige Neuigkeiten. Einen Modelltrimmer, eine neue Küvetten-Presse, einen Gipsabscheider, Toll, so macht es Spass zu arbeiten. Alles war mir schon vertraut und am Montagmorgen  ging es dann los. Georg liess über die Lokal Medien verbreiten, dass ein Zahnarzt und ein Techniker vor Ort seien. Die Resonanz war entsprechend. Es gab einen Ansturm von Patienten, den wir gar nicht, in der kurzen Zeit, bewältigen konnten. Zu viel des Guten. Einige Patienten, welche zu spät kamen, mussten wir leider enttäuschen, oder vertrösten. Es war nicht möglich alles zu bezwingen. Mittags und am Abend assen wir bei den Nonnen im Haus. Typische einheimische, sehr gesunde Kost. Es schmeckte alles sehr gut. Es wurde viel gelacht und gescherzt am Tisch. Wir hatten auch sonst wieder viel Spass miteinander, besonders aber am Karneval. Statt sich mit Konfetti zu bewerfen, wie es bei uns der Brauch ist, begiesst man sich dort gegenseitig mit Wasser. Was eine Mordsgaudi für alle bedeutet. Wir feierten den Karnevals-Sonntag am Fluss mit einem Grillfest. Von allen Seiten kamen Leute mit Kind und Kegel herbei und nahmen daran teil. 
Die Frauen kochten in grossen Töpfen, Popkorn, Reis, Yuka und Fisch. Alles am offenen Feuer.
Die Fische wurde gewürzt und in Bananenblätter eingewickelt, diese in einen grossen Topf gepackt und gegart. Es schmeckte wunderbar. Dabei gab es schon die ersten Duschen, wie gesagt, ein grosser Spass. Alle hatten eine diebische Freude daran, wenn wieder einer in den Genuss eines kalten Gusses kam und vor Schreck los schrie.  Nicht einer hatte mehr einen trockenen Faden am Leibe.
Sogar Daisy, die junge Nonne, wurde solch  ein *Opfer*. Aber sie machte lachend mit und teilte auch kräftig aus.
Das Wetter war in diesen Wochen, recht unterschiedlich. Mal war es warm, dann regnete es wie aus Kübeln. Wir genossen die Abende auf der Terrasse, oft bei einem Glas Whisky oder auch einem Pils.
 (Wegen der kleinen bösen *Käferchen*) Oft klarte es in der Nacht auf, sodass wir einen herrlichen, strahlenden Sternenhimmel bewundern konnten. So etwas gibt’s bei uns schon lang nicht mehr zu sehen. Arbeitsmässig waren wir immer voll ausgelastet. Die vielen Totalen und Teil-Prothesen hielten uns auf Trab, aber es machte uns viel Spass. Wenn wir die Resultate und Ergebnisse sahen, und die Freude der versorgten Patienten, war es aller Mühe wert. So vergingen die Tage recht schnell und schon bald hiess es wieder Abschied nehmen. Eine tolle Abschiedsparty im Hofgarten der Optikerin Germania verschönerte und erleichterte uns den Abschied.
Wie heisst es doch so schön:
*Wir kamen als Fremde, aber wir gingen als Freunde.*
 
Ja, dann war es wieder soweit, die Heimreise nahte. In Loja gab es noch ein gemeinsames Mittagessen mit Georg, in einem wunderbaren Restaurant. Dann der Rückflug von Catamayo nach Quito. Wir konnten auf diesem Flug noch einen Blick auf den gerade tätigen Vulkan werfen, der unseren Lieben daheim Angst machte, weil sie nicht wussten, ob wir davon betroffen waren. Denn eine Woche lang waren wir telefonisch vom Rest der Welt abgeschnitten, was aber eine ganz andere Ursache hatte.
 
Wir verbrachten nochmals 2 Nächte bei den Proanos und besuchten den Botanischen Garten mit seinen herrlichen Pflanzen und Blumen. Ausserdem machten wir noch einen Besuch in Otavallo, einem der wohl berühmtesten Indianer-Märkte in Ecuador, wo wir unsere letzten Geschenke eingekauften. Dann ging es, endgültig auf die lange Reise, zurück nach Europa, wo wir wohlbehalten, wenn auch recht müde, ankamen.
Ich hoffe sehr, dass sich durch diesen Bericht, die/der eine oder andere animiert fühlt, einmal, für eine gewisse Zeit, seine Arbeitskraft im Sinne der Nächstenliebe einzubringen, ich kann es nur empfehlen, es ist grossartig.
 
*Aller guten Dinge sind drei,* so sagt der Volksmund.
2009
Dieses war nun mein dritter Einsatz in Guadalupe. Eine grosse Truppe der Zahnabteilung reiste diesmal an. Dr. Eberhard Pierro mit seiner Frau Gudrun, die gute Seele Brigitte, zwei Studentinnen, eine professionelle Fotografin und ich,  als Techniker.
 
Wir trafen uns alle, auf dem Flughafen in Madrid, der Drehscheibe nach Südamerika. Der Flug war endlos lang, aber das waren wir ja schon gewohnt. Endlich in Quito angelangt, bezogen wir unser Hotel in der Nähe der Familie Proano. Am nächsten Tag machten wir einen ausgiebigen Stadtbummel. Mario, ein guter Freund von mir, ich lernte ihn bei meinem ersten Mal in Quito kennen, nahm sich die Zeit, um uns die Stadt zu zeigen. Er gab uns allen einen  guten Einblick in die schöne Innenstadt, zeigte uns verschiedene *Highlights*.
 
Dr. Hans Ulrich, der Augenarzt mit seiner Crew, stiess am Freitagabend dann noch dazu. Mit grossem Gepäck ging es dann, am Samstag auf den Inlandflug nach Loja. Nach einer langen Busfahrt über die Anden,  trafen wir dann gegen Mittag, in Guadalupe ein und wurden herzlich begrüsst. Alles war einem so vertraut. Grosse Freude auf beiden Seiten. Es hatte sich seit meinem ersten Besuch im Dorf sehr viel verändert, neue Häuser waren gebaut worden, die Strasse wird ausgebaut, auch eine neue Brücke ist am entstehen. Das neue Pfarrhaus auf seinem Hügel, grüsst schon von Weitem, ein wunderschönes, imposantes Gebäude.
 
Vor Ort waren schon zwei Zahnärztinnen und zwei weitere Studentinnen. Am Sonntagmorgen besuchten wir die Kirche, wo Padre Georg uns der Gemeinde vorstellte. Mit Applaus wurden wir begrüsst.
 
Montagmorgen: Nach einem reichlichen Morgenessen ging’s zur Sache. Wir hörten schon auf unserer Terrasse, dass vor der Clinica schon sehr viele Patienten auf uns warten.  Mit grossem Elan gingen wir bald unserer Aufgabe nach. Nun hiess es sich einrichten, Material sichten, Gips auffüllen, Geräte installieren, und auch ein paar Sachen reparieren. Toll, es gab einiges Neues. Zwei Arbeitstühle, die alten waren wirklich museumsreif.  Die Absauganlage war jetzt optimal installiert, leider war ein Handstück nicht ganz einsatzfähig, es ratterte verdächtig.
 
Padre Georg hatte über die Medien verbreiten lassen, dass ein Augenarzt und der Zahnarzt Dr.  Eberhard Pierro aus Deutschland und ein Techniker aus der Schweiz vor Ort sind. Am Dienstag traute ich meinen Augen kaum, als mir plötzlich Patienten vom ersten und zweiten Mal im Labor gegenüber standen. Sie waren gekommen um mir zu zeigen, wie schön ihre *Placas* noch sind und wie gut sie damit zu recht kommen. Gibt es nicht ein schöneres Beispiel der Wertschätzung für unsere geleistete Arbeit? Eberhard und seine Crew legten los, dass ich kaum nach kam. Es kamen Abdrücke noch und noch, alle Arbeitsschalen waren im Nu gefüllt. Es machte mir so richtig Spass los zu legen. Leider war nicht ausreichend Alginat vorhanden,  da musste der knappe Vorrat gut eingeteilt werden. Mit Silicon oder ähnlichem, konnte der Engpass aber  gemildert werden.
 
Auch Hans Ulrich, der Augenarzt, hatte sehr viele Patienten zu versorgen. In den Tropen ist der *Graue Star * leider sehr verbreitet. Ich durfte einmal zuschauen, wie eine trübe Linse entfernt und eine neue eingesetzt wurde. Die Fotografin Regina machte viele eindrückliche Aufnahmen davon.
 
Von den beiden Köchinnen im Schwesternhaus wurden wir jeden Mittag und Abend mit Köstlichkeiten verwöhnt. Es ging immer sehr fröhlich dabei zu und es wurde viel gelacht und gescherzt. So ging die erste Woche wie im Fluge vorbei. Am Abend konnten wir, dank der der neuen Internet Anlage, über Satellit, mit unseren Lieben Kontakt halten. Ausserdem gibt es jetzt einige Telefonkabinen im Dorf. Das Dorf macht sich! Am ersten Wochenende machten wir einen längeren Ausflug nach *Vilcabamba*. Die Reise dauerte lang, sehr lang, denn die Andenstrasse wir neu gebaut, da hiess es sich  in Geduld üben, wir mussten lange warten bis wieder weiter ging. Aber endlich erreichten wir dann doch noch das schöne Dorf.
 
Die Hotelanlage dort ist ein Bijou, sehr zu empfehlen. Das Klima ist dort total  anders als in Guadalupe, es hat dort keinen Regenwald, denn es liegt zur Pacific Seite hin.  Die Zimmer sind zweckmässig eingerichtet, aber sauber. Der Pool war eine herrliche Sache, es war doch recht warm, ja richtig heiss, so war eine Abkühlung darin ein Genuss. Eine Rund-Wanderung erfreute unsere Sinne. Welch ein schönes Land,  mit immer wieder neuen, eindrücklichen Ausblicken. Nur allzu schnell war das Wochenende herum, aber wir waren ja nicht zum Ferien machen in Ecuador. Trotzdem, wir haben es richtig genossen.
 
Am Montagmorgen standen die Patienten in langen Reihen vor der Clinica. Padre Georg meinte: So viele Patienten habe es noch nie gegeben. Nun  hiess es:  *In die Hände gespuckt* aufgeht`s  und *Placas* am laufenden Band produzieren, dazu kamen Reparaturen aller Arten. Es wurde uns nicht langweilig. Abends nach getaner Arbeit, sassen wir meistens in geselliger Runde auf der Terrasse und tranken unser *Pilsener* oder einen Whisky und liessen Revue passieren, was so am Tage gelaufen war.
 
Ein paar Ausflüge oder auch Wanderungen ins Hinterland verschönten unseren Aufenthalt. Die Pflanzen und Tierwelt, speziell die der Insekten, und Schmetterlinge sind grossartig. Einmal gab es auch Schlangenalarm. Mit einem Besenstiel, woran eine Schlaufe war, konnte ich das gefährliche Reptil entfernen. Ein Saraguro half mir dabei. Bald waren die restlichen 2 Wochen herum, welche gefüllt waren mit sehr viel Arbeit, aber auch mit Freude. Bald mussten wir wieder Abschied nehmen von Guadalupe und unseren Freunden.
 
Auch dieses Mal bereiteten die Angestellten uns ein wunderschönes Abschiedsfest. Pepe mit seinen Musikern spielte freudig ihre typische Ecuadorianische Musik. Ein leckeres Festmahl krönte den Abend. Es war wunderschön. Danke euch allen, die mitgeholfen haben, den schönen Abend zu gestalten.
 
Bald war der letzte Tag gekommen. Mit einem Grosstaxi ging es Richtung Cuenca. Eine sehr lange Reise, mit Stopps wegen der vielen Baustellen und schlechten Strassen. Durch eine wunderbare Landschaft, welche  uns aber die Strapazen leichter ertragen liess, erreichten wir spät am Abend Cuenca. In Cuenca gab es eine Menge zusehen, wir machten eine Stadtrundfahrt, überall hatte es herrliche Bauten. Die sakralen Gebäuden dominierten auch dort, so wie in Quito. Der Flug nach Quito war kurz, dort stiegen wir in das bestellte Grosstaxi um und fuhren nach Banjos, ein berühmtes Ferien Dorf, mit einer Therme am Fusse eines tätigen Vulkans. Wir genossen das schöne Hotel und die ausgezeichnete Küche, und badeten ausgiebig in der Therme. Unser Fahrer holte uns wieder ab und zurück ging es nach Quito, wo wir wieder in den Flieger stiegen und dann ging es zurück nach Madrid und Frankfurt. Müde aber glücklich kamen wir in Europa an, mit vielen schönen Eindrücken im Gepäck.
 
Es war wieder eine sehr schöne Zeit gewesen, haben wir doch eine Vielzahl von Patienten versorgen und glücklich machen  können, und das ist doch der schönste Lohn.

Günter Schiller 
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